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von Ernst Marischka
Note: 6.5
Ernst Marischkas Zwei in einem Auto verkörpert perfekt die Stimmung des melodramatischen, aber gleichwohl unterhaltsamen Wiener Films der Nachkriegszeit und erweist sich gleichzeitig als witziges Porträt der Gesellschaft jener Zeit.
Eine unterhaltsame Verwechslungskomödie
Die Neuverfilmung einer deutsch-französischen Koproduktion aus dem Jahr 1932 ist eine neue Musikkomödie des Oscar-Nominierten Ernst Marischka, in der sich alles um ein Schicksalsspiel und eine nicht ganz so „unschuldige“ Verwechslung dreht. Zwei in einem Auto verkörpert somit perfekt den Geist des melodramatischen, aber dennoch unterhaltsamen Wiener Films der Nachkriegszeit, komplett mit der Teilnahme von Hans Moser, hier in der urkomischen Rolle eines singenden Schullehrers.
Ein unglaublicher Glücksfall, ein Lottogewinn, dient als Prolog, aber auch als Trigger für eine unglaubliche Reihe von urkomischen Ereignissen, eine Liebesbeziehung und die unverzichtbare Gelegenheit einer Reise ins schöne Italien. Volksschullehrer August Brösecke (Leopold Rudolf) und sein treuer Mitarbeiter Ferdinand Walzl (Moser) sind trotz des Gewinns gezwungen, sich per Zeitungsanzeige eine Reisebegleitung zu suchen, um sich ein Auto für die Fahrt nach Portofino leisten zu können. Gezwungen, weil in Zwei in einem Auto mehr als 100 Menschen im Lotto gewonnen haben und somit das Geld aus dem Gewinn nicht ausreicht, um Benzin und Reifenreparaturen zu bezahlen.
Bröseckes Anzeige wird von einer weiteren Lottogewinnerin, der jungen Lisa (Johanna Matz), beantwortet. Sie verwechselt jedoch den charmanten Rennfahrer Georg Schmittlein (Wolf Albach-Retty) im Moment des Treffens mit dem Lehrer August. Georg seinerseits, der von einem Rennen in Portofino selbst angelockt wird, klärt das Missverständnis nicht auf und macht sich auf den Weg nach Ligurien, wobei er sich als Brösecke ausgibt, auch dank eines schlecht verheimlichten Interesses an dem Mädchen. Alle vier Protagonist:innen finden sich so an der ligurischen Riviera wieder, wo sie auch Mario Caracci (Egon von Jordan) und Rosita (Susanne von Almassy), Georgs Freund:innen, kennenlernen, die bereit sind, ihrem Freund den Rücken zu stärken und damit indirekt dem unschuldigen, Brösecke, dem echten, und Walzl viele, vor allem wirtschaftliche Probleme bereiten. In einem Land, das gerade die Monarchie abgeschafft hat, herrscht Chaos.
Gedreht zwischen Wien, dem Abreiseort, und dem ersehnten Portofino, wurde Zwei in einem Auto in Deutschland seltsamerweise unter dem Titel Du bist die schönste für mich veröffentlicht, gleichnamig mit dem Hans-Lang-Lied, das Georg Lisa widmet, eine Hommage an den grundlegenden Soundtrack des Films, geschrieben von Marischka selbst, und ein genialer Marketingtrick ante litteram. Das Ergebnis scheint sich jedenfalls nicht verändert zu haben, wenn man bedenkt, dass der Film bereits vor 70 Jahren erfolgreich war. Hervorzuheben sind sicherlich die Leistungen der Hauptdarsteller:innen, die auch mit Witzen und kulturellen Anspielungen, ausschließlich in italienischer Sprache, umgehen können, und Marischkas ausgezeichnetes Drehbuch, das einen der klassischsten, aber auch brillantesten seiner Wiener Filme zum Leben erweckte.
Und wie könnte es auch anders sein, wenn eine Legende wie Hans Moser, hier 71 Jahre alt, in einer Gruppe mit den jungen Leopold, Albach-Retty und Matz auftritt. Durchsetzt mit typischen und notwendigen Liedern, von denen die meisten von Leopold und Moser gesungen werden, basiert das lebhafte Tempo von Zwei in einem Auto im Wesentlichen auf einer Reihe von Paarspielen, nicht weniger als drei, die verschiedene Freundschaft- und Liebesdynamiken zeigen sollen, alle sehr lustig und immer im Zeichen der Missverständnisse.
Doch abgesehen von den Witzen, Gags und der Mimik der großartigen, theatralisch ausgebildeten Schauspieler:innen kann diese urkomische Musikkomödie auch als Porträt der damaligen Gesellschaft interpretiert werden. Insbesondere die fast paternalistische Beziehung, die zwischen dem Rennfahrer und der Frau, die immer wieder als „kleines Mädchen“ oder sogar „Kind“ bezeichnet wird, entsteht, ist aus heutiger Sicht wenig überzeugend. Zwei in einem Auto von dem legendären Marischka fängt in der Tat perfekt das Gefühl der Zeit zwischen der Nachkriegszeit und dem Wirtschaftsboom der 1960er Jahre ein, als geschlechtsspezifische Ungleichheiten noch die Regel waren und das Träumen praktisch (fast) kostenlos war.
Titel: Zwei in einem Auto
Regie: Ernst Marischka
Land/Jahr: Österreich / 1951
Laufzeit: 100’
Genre: Filmkomödie, Liebesfilm, Musikfilm
Cast: Johanna Matz, Wolf Albach-Retty, Hans Moser, Leopold Rudolf, Egon von Jordan, Hermann Erhardt, Otto Glaser, Elisabeth Stiepl, Pepi Glöckner-Kramer, Rosl Dorena, Theodor Grieg, Karl Schwetter, Ellen Umlauf, Susanne von Almassy, Otto Fassler, Richard Eybner
Buch: Ernst Marischka
Kamera: Sepp Ketterer
Produktion: Erma-Film