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MOZART

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von Karl Hartl

Note: 5.5

Mozart zeichnet sich durch eine besonders sorgfältige Inszenierung und eine hinreichende Aufmerksamkeit für die Liebesqualen der beiden jungen Protagonist:innen aus. Die Regie hätte jedoch mehr Nähe zu den Figuren selbst gebraucht, um ihre inneren Konflikte, die sich aus den schwierigen Entscheidungen, die sie treffen müssen, ergeben, besser darzustellen. Im Wettbewerb bei den Filmfestspielen von Cannes 1956.

Mozarts letzte Lebensjahre

Der großartige Wolfgang Amadeus Mozart (1956 – 1791) hat im Laufe der Jahre zahlreiche Künstler:innen und Schriftsteller:innen aus aller Welt fasziniert, die sich auf ihre Weise mit seinem künstlerischen Genie und seinem leider viel zu kurzen Leben auseinandersetzen wollten. Könnte die Filmwelt also gegenüber solch einer Persönlichkeit gleichgültig bleiben? Ganz und gar nicht. Und in der Tat gibt es auch in der Welt der siebten Kunst zahlreiche Spielfilme, die ihm gewidmet worden sind. Man denke nur, um den berühmtesten von ihnen zu nennen, an den wunderschönen Amadeus von Miloš Forman aus dem Jahr 1984. Doch wenn die Vereinigten Staaten über den berühmten Komponisten „zu Wort kommen“ wollten, wollte auch Österreich, sein Heimatland, ihm mehr als eine filmische Hommage widmen. So drehte der Regisseur Karl Hartl 1955 den Film Mozart, der bei den Filmfestspielen von Cannes 1956 im Wettbewerb seine Weltpremiere feierte.

So wurde der Komponist in Mozartvom großartigen Oskar Wernergespielt, der einen besonders resoluten Wolfgang Amadeus Mozart, verheiratet mit Constanze (Gertrud Kückelmann), hoffnungslos verliebt in die junge Sopranistin Annie Gottlieb (Johanna Matz) und im Begriff, eine neue, wichtige Phase seiner Karriere einzuleiten, zum Leben erweckte.

Karl Hartl erzählte uns von den letzten Lebensjahren Mozarts, beginnend mit der Zeit, als er beschloss, sich vom Hof zu entfernen und mit dem Regisseur Emanuel Schikaneder (Erich Kunz) zusammenzuarbeiten, um eine seiner berühmtesten Opern ins Leben zu rufen: Die Zauberflöte. In dieser Zeit lernte Mozart Annie kennen, die ursprünglich die Rolle der Pamina in der Oper spielen sollte, und begann während der Abwesenheit seiner Frau eine Affäre mit ihr. In dem Moment, in dem sich Annie die Gelegenheit bot, ihre Karriere in der Fremde zu beginnen, begann sich die Gesundheit des Komponisten zu verschlechtern. Was sollte sie tun? Ihre Träume aufgeben oder riskieren, ihren Liebsten nie mehr wiederzusehen?

Als Karl Hartl Mozartdrehte, begann man in Österreich bereits, mit neuen Filmsprachen zu experimentieren und sich vom Genre des Wiener Films, d.h. den in den vorangegangenen Jahrzehnten so erfolgreichen Kostümfilmen (meist Dramen oder Liebesgeschichten), zu distanzieren (und Ernst Marischkas berühmte, Elisabeth von Österreich gewidmete Trilogie war noch nicht gedreht worden). Hartl war jedoch einer der Regisseure, die diesen Trend fortsetzen wollten, und er entschied sich in seinem Spielfilm, vor allem die Persönlichkeit seines Protagonisten in einem entscheidenden Moment seines Lebens zu betonen. Im Gegensatz zu seinem Film Wen die Götter lieben von 1942, in dem er das Leben des Komponisten fast in seiner Gesamtheit inszeniert hatte.

Das Ergebnis ist jedoch ein Film, dem es an der nötigen Persönlichkeit fehlt, um in jeder Hinsicht als denkwürdiges Werk bezeichnet werden zu können. Besonders akribisch in den Schauplätzen und hinreichend aufmerksam in Bezug auf die Liebesqualen der beiden jungen Protagonist:innen, zeichnet sich Mozart durch eine Regie aus, die allerdings mehr Nähe zu den Figuren selbst gebraucht hätte, um deren innere Konflikte, die sich aus den zu treffenden schwierigen Entscheidungen ergeben, besser darzustellen. Doch Karl Hartl hat uns keine einzige Großaufnahme geschenkt und wirkte bisweilen sogar zu sehr von der Geschichte selbst distanziert.

Die unsterbliche Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, das Theater voller jubelnder Zuschauer bei der Uraufführung von Die Zauberflöte, aber auch das Requiem, seine letzte Komposition, haben ihren Zweck erfüllt und schaffen es zweifelsohne, den Zuschauer zu bewegen. Doch das ist leider nicht genug, und man hat den Eindruck, dass Mozart immer etwas fehlt. Die Zeiten, in denen sich Hartl mit dem schönen Der Engel mit der Posaune (1948) weltweit erfolgreich etabliert hatte, scheinen nun traurig weit weg zu sein.

Titel: Mozart
Regie: Karl Hartl
Land/Jahr: Österreich / 1955
Laufzeit: 100’
Genre: Filmbiografie, Drama
Cast: Oskar Werner, Johanna Matz, Gertrud Kückelmann, Nadja Tiller, Erich Kunz, Angelika Hauff, Annie Rosar, Hugo Gottschlich, Chariklia Baxevanos, Albin Skoda, Raoul Aslan, Walter Regelsberger, Elfie Weissenböck, Alma Seidler, Ulrich Bettac, Leopold Rudolf, Helli Servi, Raoul Retzer, Elisabeth Terval, Egon von Jordan, Fred Hennings, Franz Böheim, Peter Brand, Karl Eidlitz, Karl Skraup, Albert Rueprecht, Richard Szokoll
Buch: Karl Hartl, Egon Komorzynski, Franz Tassié
Kamera: Oskar Schnirch
Produktion: Cosmopol-Film

Info: Die Seite von Mozart auf iMDb