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IM BADE

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von Johann Schwarzer

Note: 7

Obwohl das Kino bereits vor dreizehn Jahren erfunden worden war, musste man sich in Österreich noch mit dieser neuen künstlerischen Ausdrucksform vertraut machen. Die Kameras waren noch sehr rudimentär und Szenenwechsel fanden selten statt. Im Bade zeichnet sich daher auch durch eine äußerst einfache Inszenierung aus. Alles spielt sich in einem einzigen Raum ab, und dank eines Schnitts, der dem Ganzen Dynamik verleiht, entfaltet sich die Szene recht schnell.

Abseits von neugierigen Blicken

Ein Jahr von großer Bedeutung für die österreichische Filmgeschichte war 1908. In diesem Jahr wurde nämlich der erste offiziell in Österreich produzierte Film gedreht, nämlich Von Stufe zu Stufe von Heinz Hanus, der heute leider verschollen ist. Und doch gab es schon vor einigen Jahren jemanden, der kurze erotische Filme drehte und damit für einige Skandale in der Stadt (und in ganz Österreich) sorgte. Die Rede ist von dem Fotografen und Chemiker Johann Schwarzer, der mit seiner Produktionsfirma – der Saturn-Film – gut fünf Jahre lang – von 1906 bis 1911, dem Jahr, in dem er seine Firma endgültig schließen musste – zahlreiche erotische Kurzfilme drehte, die alle einen ausgesprochen ironischen Charakter hatten. Dazu gehört Im Bade, entstanden 1908.

Wie bei Schwarzers Werken üblich, hat Im Bade daher auch eine recht kurze Laufzeit (knapp vier Minuten). Alles spielt sich also in einer einzigen Kameraeinstellung ab. Zwei Frauen befinden sich in einem eleganten Badezimmer. Die eine beginnt sich zu entkleiden, während die zweite, ihr persönliches Dienstmädchen, ihr dabei hilft. Sobald sie nackt ist, steigt die Frau in die Badewanne und wäscht sich, ebenfalls mit Hilfe ihres Dienstmädchens, und legt sich dann auf ein Sofa in der Nähe der Badewanne, um eine Zigarette zu rauchen. Hier endet die Kurzgeschichte.

Obwohl die Erfindung des Kinos bereits dreizehn Jahre zurücklag, musste man sich also in Österreich mit dieser neuen künstlerischen Ausdrucksform erst vertraut machen. Die Kameras waren noch sehr schwer und eher rudimentär, und Szenenwechsel fanden nur selten statt. Auch Im Bade zeichnet sich daher durch eine äußerst einfache Inszenierung aus. Alles spielt sich nämlich in besagtem Badezimmer ab, und dank des Schnitts, der dem Ganzen eine gewisse Dynamik verleiht, entfaltet sich die Szene recht schnell.

Wie in Johann Schwarzers Filmen üblich, zeichnet sich auch Im Ba de durch eine gewisse Ironie und angenehme Leichtigkeit aus: Während die Protagonistin ein Bad nimmt, versucht ein neugieriger Mann, das Zimmer zu betreten, was das Dienstmädchen sofort unterbindet, indem es ihn aus der Tür aussperrt. Die Entscheidung, seinen Filmen diesen Charakter zu geben, lag Schwarzer schon immer sehr am Herzen. Bei den Herrenabenden sollten sich die Menschen einfach amüsieren können, ohne an die Probleme des Alltags zu denken. Und wenn auch nur für ein paar Jahre, so gelang dies Schwarzer, der zu den wichtigsten Pionieren der österreichischen Filmgeschichte zählt. Obwohl er nach seinem frühen Tod 1914 an der Front praktisch in Vergessenheit geraten war, werden heute dank des Filmarchivs Austria viele seiner Filme restauriert und wieder dem Publikum präsentiert. Die historische Bedeutung seiner Saturn-Film wurde endlich anerkannt.

Titel: Im Bade
Regie: Johann Schwarzer
Land/Jahr: Österreich / 1908
Laufzeit: 4’
Genre: Erotikfilm, Filmkomödie
Buch: Johann Schwarzer
Kamera: Johann Schwarzer
Produktion: Saturn-Film

Info: Die Seite von Im Bade auf iMDb