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von Siegfried A. Fruhauf
Note: 8
Cave Painting ist ein wahres visuelles Erlebnis. Ein wesentlicher Film, der in nur fünfzehn Minuten die Vergangenheit und die Gegenwart unserer geliebten Filmkunst erzählt. Vergangenheit und Gegenwart treffen aufeinander, vermischen sich, verschmelzen und zeichnen gemeinsam ein umfassendes Bild dessen, was die Filmkunst in wenig mehr als einem Jahrhundert geschafft hat. Auf der Diagonale’23.
Die Farben von gestern und heute
Die erste Idee von Projektion von in Bewegung setzenden Bildern wurde in Platons Höhlengleichnis erwähnt. Dort spielten nämlich die auf die Höhlenwand projizierten Schatten eine zentrale Rolle für die Wahrnehmung der Realität der Gefangenen in der Höhle. Und gerade in Höhlen finden sich zahlreiche Felszeichnungen, die im Laufe der Jahrhunderte gefunden wurden und die ersten künstlerischen Ausdrucksformen darstellen. Und auch wenn das Kino als recht junge Kunst gilt, so zeigt sich doch, dass die Idee, die Wirklichkeit wiederzugeben, schon vor vielen, vielen Jahrhunderten geboren wurde. In diesem Sinne ist der Kurzfilm Cave Painting von Siegfried A. Fruhauf, der im Rahmen der Diagonale’23 gezeigt wurde, einerseits eine Art „Rückkehr zu den Ursprüngen“ und andererseits eine neue, innovative Art, das filmische Spektakel selbst zu verstehen.
In Cave Painting sehen wir also, wie sich eine Reihe abstrakter und farbenfroher Bilder auf der Leinwand durch geschickten Schnitt abwechseln und ein frenetisches Flimmern erzeugen. Bilder, die scheinbar bedeutungslose Formen abbilden, in denen wir aber nach und nach Handabdrücke und in Bewegung setzende Figuren erkennen.
Siegfried A. Fruhauf hat seinerseits gekonnt eine Mischung aus analogem Filmmaterial, digitaler Animation und Malerei geschaffen, um seinen wertvollen kleinen Kurzfilm so vielfältig wie möglich zu gestalten. Cave Painting ist daher ein wahres visuelles Erlebnis. Ein wesentlicher Film, der uns in nur fünfzehn Minuten die Vergangenheit und die Gegenwart unserer geliebten Kinokunst erzählt. Vergangenheit und Gegenwart treffen aufeinander, vermischen sich, verschmelzen und zeichnen gemeinsam ein umfassendes Bild dessen, was die Filmkunst in kaum mehr als einem Jahrhundert geschafft hat.
In Cave Painting braucht es keine Untertitel oder Spezialeffekte. Es liegt an den Farben der Bilder und am Schnitt, jedes einzelne Bild auf der Leinwand lebendig und pulsierend zu machen. Und so denken wir sofort an einige der großen Meister in der Geschichte des Avantgardefilms und wie sie bestimmte Flicker zu ihrem Arbeitspferd gemacht haben (es ist unmöglich, in dieser Hinsicht nicht an den berühmten Peter Kubelka zu denken, obwohl sein Kino viel „extremer“ und, vielleicht, „reiner“ ist).
Siegfried A. Fruhauf hat schon immer gerne mit neuen Filmsprachen experimentiert, mit neuen Arten, die Realität darzustellen, wobei er gleichzeitig das Kino selbst mit all seinen Möglichkeiten gewürdigt hat. Man denke nur an Höhenrausch (1999), sein wohl bekanntestes Werk, in dem eine Reihe von Postkarten mit österreichischen Landschaften (die so geschnitten wurden, als wären sie eine einzige, ununterbrochene Landschaft) eine sehr präzise Botschaft vermitteln sollte. Cave Painting ist ein noch abstrakteres Werk, scheint aber auch genau zu wissen, was es dem Zuschauer mitteilen will. Und in einem Triumph der Farben wird uns bewusst, wie sehr das Kino auch heute noch in der Lage ist, uns zu überraschen, uns zu hypnotisieren und uns zum Träumen zu bringen.
Titel: Cave Painting
Regie: Siegfried A. Fruhauf
Land/Jahr: Österreich / 2023
Laufzeit: 15’
Genre: Animationsfilm, Experimentalfilm
Buch: Siegfried A. Fruhauf
Kamera: Siegfried A. Fruhauf
Produktion: Siegfried A. Fruhauf