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LASS MICH FLIEGEN

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von Evelyne Faye

Note: 7.5

Die Kamera von Evelyne Faye begleitet ihre Protagonist:innen bei ihren täglichen Aktivitäten, lässt sie sich von Zeit zu Zeit anvertrauen und von ihrem normalen Alltag, ihren Träumen, ihren Bedürfnissen und ihren Hoffnungen erzählen. Eine ruhige und entspannte Atmosphäre, eine überwiegend kontemplative Stimmung und pastellfarbene Bilder kennzeichnen diesen wertvolle kleinen Film Lass mich fliegen. Auf der Diagonale’23.

Das Geschenk einer Mutter

Ein zärtlicher Brief einer Mutter an ihre Tochter in Form eines Dokumentarfilms. Was könnte zärtlicher sein? Das ist es, was die Filmemacherin Evelyne Faye für ihre Tochter Emma Lou getan hat. Sie tat dies aus einem ganz bestimmten Grund: Kurz nach ihrer Geburt wurde bei Emma Lou das Down-Syndrom diagnostiziert. Wie wir alle wissen, scheint der Lebensweg von Menschen, die an einem solchen Syndrom leiden, vorbestimmt zu sein. Und doch gibt es Menschen, die sich entschieden haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Man muss sich nur von allen Klischees „befreien“ und den Mut finden, sich einzubringen, wichtige Entscheidungen zu treffen, zu leben. Und so sehen wir in dem Dokumentarfilm Lass mich fliegen, den Evelyne Faye ihrer Tochter gewidmet hat und der im Rahmen der Diagonale’23 gezeigt wurde, wie vier junge Menschen mit Down-Syndrom eine gewisse Unabhängigkeit erreicht haben, ohne ihre Träume aufzugeben und ständig Pläne für die Zukunft zu schmieden.

In Lass mich fliegen verfolgen wir also aus nächster Nähe das Leben von Johanna und Raphael, die seit etwa drei Jahren ein Paar sind, zusammenleben und davon träumen, eines Tages zu heiraten und Kinder zu bekommen, von Magdalena, die leidenschaftlich gerne tanzt, Gedichte schreibt und jeden Tag dafür kämpft, dass die Rechte von Menschen mit dem gleichen Syndrom endlich anerkannt werden, und von Andrea, die als Pflegerin arbeitet, allein in einer kleinen Wohnung lebt und sich für die Oper begeistert.

Die Kamera von Evelyne Faye, die uns zunächst einige Aufnahmen ihrer Tochter zeigt, wobei die Stimme der Regisseurin aus dem Off zärtlich zu ihr spricht, folgt ihren Protagonist:innen bei ihren täglichen Aktivitäten und lässt sie sich von Zeit zu Zeit anvertrauen, indem sie von ihrem normalen Alltag, ihren Träumen, ihren Bedürfnissen und ihren Hoffnungen erzählen. Eine ruhige und entspannte Atmosphäre, eine überwiegend kontemplative Stimmung und pastellfarbene Bilder kennzeichnen diesen kleinen, wertvollen Lass mich fliegen.

Ein realistischer und zugleich verträumter Regieansatz lässt die Welt der vier Protagonist:innen fast wie einen in der Zeit schwebenden Ort erscheinen, der uns fast den Eindruck vermittelt, uns in einem Märchen zu befinden. Ein zeitgenössisches Märchen, in dem es nicht an schwierigen Momenten und Prüfungen mangelt, die unsere Held:innen jeden Tag zu bewältigen haben. Und doch ist es gleichzeitig ein aufrichtiges und berührendes Märchen, das eine Mutter ihrem Kind schenken wollte, um ihm eine Zukunft voller Freude und Zufriedenheit zu wünschen. Musik, Tanz, Abendessen mit Freunden und sogar ein Kurztrip nach Wien erheitern immer wieder die Tage unserer Protagonist:innen. Und so präsentiert sich uns dieses wertvolle und poetische Lass mich fliegen als ein angenehmer Hauch von frischer Luft. Eine Botschaft der Hoffnung, die wir alle ständig brauchen. Es ist immer Zeit, über die Probleme des Alltags nachzudenken. Doch in der Zwischenzeit frei und glücklich in den Sonnenuntergang zu tanzen, kann einen, wenn auch nur für einen Moment, alles vergessen lassen.

Titel: Lass mich fliegen
Regie: Evelyne Faye
Land/Jahr: Österreich / 2022
Laufzeit: 80’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Evelyne Faye
Kamera: Michael Schindegger
Produktion: Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion

Info: Die Seite von Lass mich fliegen auf der Webseite der Diagonale; Die Seite von Lass mich fliegen auf der Webseite der Austrian Film Commission; Die Seite von Lass mich fliegen auf der Webseite der Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion; Die Webseite von Lass mich fliegen