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VIENNA CALLING

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von Philipp Jedicke

Note: 7

Vienna Calling ist eine spannende Reise in das Pop- und Underground-Wien. Ein Film, in dem Musik und Worte Hand in Hand gehen, in dem wir endlich „hinter die Kulissen“ blicken und die wichtigsten Künstler:innen der zeitgenössischen Musikszene besser kennenlernen, aber auch Momente aus ihrem Privatleben mit ihnen teilen können. Auf der Diagonale’23.

Wien und seine Musik

Voodoo Jürgens, EsRaP, Der Nino aus Wien, aber auch Lydia Haider, Gutlauninger, Kerosin95 und Samu Casata. Das sind einige der wichtigsten Namen der Wiener Popmusikkultur der letzten Jahre. Jeder mit seinem eigenen Stil und Hintergrund. Jeder mit einer ganz eigenen Art, sich in die Herzen des Publikums zu dringen. Aber was würde passieren, wenn diese Persönlichkeiten alle in einem Film zusammenkämen? Schnell gesagt. Regisseur Philipp Jedicke hat sich entschlossen, ihnen allen einen farbenfrohen Dokumentarfilm zu widmen, der uns die Farben und die Musik des heutigen Wiens zeigt. Die Rede ist von Vienna Calling, der im Rahmen der Diagonale’23 präsentiert wurde.

Vienna Calling ist also eine spannende Reise in das Pop- und Underground-Wien. Ein Film, in dem Musik und Wort Hand in Hand gehen, in dem wir endlich „hinter die Kulissen“ blicken und die wichtigsten Künstler:innen der zeitgenössischen Musikszene besser kennenlernen, aber auch Momente aus ihrem Privatleben mit ihnen teilen können.

Voodoo Jürgens malt gleich ein Bild und begleitet uns dann auf den Friedhof, auf dem er gearbeitet hat. Und während es für manche unmöglich wäre, Wien zu verlassen, um nach Italien zu ziehen („Wer würde mich verstehen, wenn ich auf Wienerisch singe?“), gibt es auch jene, die geheime Wege kennen, wo sie Ausrüstung und Musikinstrumente für ihr nächstes Konzert lagern.

Philipp Jedicke hat sich sofort für eine einerseits klassische und lineare, andererseits völlig unkonventionelle Erzählstruktur entschieden, damit sein Vienna Calling in einer richtigen Mischung aus Farben, Interviews, Bildern und Musik seine ideale Form finden kann. Und so denkt man sofort an einen anderen berühmten Spielfilm, in dem die Musik, gelinde gesagt, eine zentrale Rolle spielte: Berlin Calling von Hannes Stöhr aus dem Jahr 2008. Hier hingegen wurde das persönliche Drama von Martin, einem weltberühmten DJ inmitten einer kreativen und persönlichen Krise, inszeniert. Die Stimmung ist anders, obwohl wir durch die Musik selbst ein umfassendes Bild von einem Teil des Berliner Lebens erhalten. Hier steht das Drama im Vordergrund, und im Gegensatz zu Vienna Calling gibt es eine ausgesprochen pessimistische Stimmung.

Im Gegenteil, Jedicke hat sich in seiner glänzenden Dokumentation für eine überwiegend unbeschwerte Atmosphäre entschieden, in der eine ständige angenehme Ironie als Leitmotiv dient. Das Publikum freut sich, mehr über die wichtigsten Künstler:innen der Gegenwart zu erfahren, und fühlt sich gleichzeitig persönlich in die Heiterkeit einbezogen, die eine solche Realität zu wecken vermag. Vienna Calling ist ein elektrisierendes, mitreißendes, spannendes Werk. Eine Reise in die Wiener Popkultur, von der man sich wünscht, sie würde nie enden.

Titel: Vienna Calling
Regie: Philipp Jedicke
Land/Jahr: Österreich, Deutschland / 2023
Laufzeit: 85’
Genre: Dokumentarfilm, Musikfilm
Buch: Philipp Jedicke
Kamera: Max Berner
Produktion: Amour Fou Vienna, Fruitmarket

Info: Die Seite von Vienna Calling auf der Webseite der Diagonale; Die Seite von Vienna Calling auf iMDb; Die Seite von Vienna Calling auf der Webseite von Max Berner