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von Dieter Berner
Note: 7.5
Alma & Oskar ist nicht nur die Entstehungsgeschichte einiger der wichtigsten Gemälde des letzten Jahrhunderts. Alma & Oskar ist Leidenschaft, Sehnsucht, Wut. Ein Spielfilm, der in seiner Inszenierung äußerst fein ist und sich von dem, was in Übersee gemacht wird, inspirieren lässt, dabei aber seine eigene, ausgeprägte Persönlichkeit zeigt. Auf der Diagonale’23.
Liebe. Hass. Kunst.
Der Regisseur Dieter Berner hat sich im Laufe seiner langen und produktiven Karriere immer wieder mit wichtigen Persönlichkeiten aus der Kunstwelt und insbesondere der Malerei beschäftigt. Persönlichkeiten, die eng mit der Geschichte Österreichs und Wiens verbunden sind und in der ganzen Welt große Aufmerksamkeit erregten und immer noch erregen. Dies war zum Beispiel bei dem berühmten Maler Egon Schiele der Fall, dessen Leben Berner in dem Spielfilm Egon Schiele – Tod und Mädchen (2016) nacherzählt hat, in dem wir auch die Gelegenheit hatten, den Künstler in seinem Privatleben zu beobachten. Und so kam gut sechs Jahre später Alma & Oskar (im Rahmen der Diagonale’23) in die Kinos, in dem sich der Regisseur dem Leben von Oskar Kokoschka und insbesondere seiner turbulenten Beziehung zu Alma Mahler, der Witwe des Komponisten Gustav Mahler, widmete.
Alma & Oskar beginnt also kurz vor Gustav Mahlers Tod. Seine Frau Alma (gespielt von Emily Cox) ist noch jung und sehr schön und möchte ihr Leben in vollen Zügen genießen, indem sie ihre Leidenschaft für die Musik pflegt (die gerade wegen der Arbeit ihres Mannes oft in den Hintergrund tritt) und sogar Affären mit jüngeren Männern hat. Nach Mahlers Tod ist es Oskar Kokoschkas (Valentin Postlmayr) Aufgabe, seine Totenmaske zu schaffen. Zwischen dem Künstler und seiner Witwe entbrennt sofort eine große Leidenschaft. Doch ihre Liebesgeschichte wird nicht die einfachste sein.
In Alma & Oskar konzentriert sich Dieter Berner daher vor allem auf ihre Beziehung, darauf, wie sie sich im Laufe der Jahre entwickelt hat, darauf, wie die Kunst eine grundlegende Rolle spielt, wenn es darum geht, Sehnsüchte und Gefühle bestmöglich wiederzugeben, darauf, wie das Talent eines Künstlers eine Beziehung, die unweigerlich zu früh enden sollte, unsterblich machen kann. Einige der grundlegenden Werke von Oskar Kokoschka tauchen in Alma & Oskar immer wieder auf und sagen manchmal mehr als tausend Worte, denn sie ermöglichen es den Protagonist:innen selbst, Realitäten und Situationen zu verstehen, die sonst ungelöst bleiben würden.
Menschen zuerst, dann Künstler:innen, jedenfalls. Und Dieter Berner wollte in seinem Alma & Oskar vor allem die komplexen und keineswegs einfachen Persönlichkeiten von Alma Mahler und Oskar Kokoschka in den Vordergrund stellen. Seine wahnsinnige Eifersucht, ihr Verrat, aber auch Momente der Zärtlichkeit in Semmering und der Traum von einer eigenen Familie sind hier die absoluten Protagonisten und machen diesen wichtigen Spielfilm von Berner voller Pathos und unerwarteter Wendungen. Alma & Oskar ist nicht nur die Entstehungsgeschichte einiger der wichtigsten Gemälde des letzten Jahrhunderts. Alma & Oskar ist Leidenschaft, Sehnsucht, Wut. Ein Spielfilm, der in seiner Inszenierung äußerst fein ist und sich an dem, was in Übersee gemacht wird, inspiriert, dabei aber seine eigene, ausgeprägte Persönlichkeit zeigt.
Titel: Alma & Oskar
Regie: Dieter Berner
Land/Jahr: Österreich, Deutschland, Schweiz, Tschechische Republik / 2022
Laufzeit: 88’
Genre: Filmbiografie, Drama
Cast: Emily Cox, Valentin Postlmayr, Táňa Pauhofová, Anton von Lucke, Wilfried Hochholdinger, Virginia Hartmann, Gerald Votava, Cornelius Obonya, Mehmet Ateşçi, Marcello De Nardo, Brigitte Karner, Roland Koch, Johanna Orsini-Rosenberg, Lilo Grün, Jeff Ricketts, Patrick Seletzky
Buch: Hilde Berger, Dieter Berner
Kamera: Jakub Bejnarowicz
Produktion: Film AG, Tumus Film, Wüste Film, Dawson Films