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von Karl Köfinger
Note: 6.5
Reizvolle Landschaften, riesige Grünflächen und nicht zuletzt ein Bus voller Tourist:innen, die das Panorama genießen, sind daher die absoluten Protagonisten dieses kleinen und feinen Wien – Mariazell und zurück, dem es mit einer Laufzeit von etwa eineinhalb Minuten gelingt, uns einen umfassenden Eindruck von der Schönheit der Orte, die wir besuchen, und von all ihren Möglichkeiten zu vermitteln.
Weit weg von Wien
Mariazell: eines der beliebtesten Reiseziele der Österreicher:innen, perfekt für Kurztrips aus der Stadt, um sich zu entspannen und die unberührte Natur zu genießen. Die kleine Stadt Mariazell war daher im Laufe der Jahre das Thema zahlreicher Tourismusdokumentationen, die von den vielfältigen Möglichkeiten eines Landes wie Österreich zeugen. Zu dieser langen Reihe von Dokumentarfilmen gehört auch Wien – Mariazell und zurück, der 1927 vom Regisseur Karl Köfinger, der im Laufe seiner langen und produktiven Karriere im Auftrag der österreichischen Post eine Reihe von touristischen Filmen – alle von eher begrenzter Dauer – gedreht hat, realisiert wurde.
Bei den Dreharbeiten zu diesen Filmen wurde die Kamera oft auf Postfahrzeugen, mit denen zahlreiche Touristengruppen durch das Land transportiert wurden, platziert. Dies ist auch bei dem Film Wien – Mariazell und zurück, der kürzlich vom Filmarchiv Austria im Rahmen der Retrospektive Kino auf Sommerfrische wieder dem Publikum präsentiert wurde, der Fall.
Von der österreichischen Hauptstadt aus fährt unser Postwagen also über Annaberg und Josefsberg nach Mariazell, bevor er am Ende des Tages wieder nach Wien zurückkehrt, wobei er die Route über Halltal und Rohr bevorzugt.
Reizvolle Landschaften, riesige Grünflächen und nicht zuletzt ein Bus voller Tourist:innen, die das Panorama genießen, sind daher die absoluten Protagonisten dieses kleinen und feinen Wien – Mariazell und zurück, dem es mit einer Laufzeit von etwa eineinhalb Minuten gelingt, uns einen umfassenden Eindruck von der Schönheit der Orte, die wir besuchen, und von all ihren Möglichkeiten zu vermitteln.
Dieser Dokumentarfilm ist also einer der kleinen touristischen Filme, die in Österreich bereits in den ersten Jahren nach der Erfindung des Kinematographen gedreht wurden. Und wenn wir uns in diesem Fall fast am Ende der Stummfilmzeit befinden ( Der Jazzsänger, der erste abendfüllende Tonfilm in der Filmgeschichte, stammt aus demselben Jahr), ist es interessant festzustellen, dass ein Werk wie dieses einen so elementaren Regieansatz, ohne jegliche Virtuosität und Ambition aufweist, auch wenn Köfinger selbst es gewohnt war, seinen Werken eine gewisse Ironie zu verleihen.
Eine zu kurze Laufzeit? Ein allzu elementarer Regieansatz? Zweifelsohne. Und doch muss man trotz allem in solchen Werken einen unbestreitbaren Charme und eine gewisse historische und künstlerische Bedeutung erkennen. Zeugen einer Zeit, in der sich die siebte Kunst bereits im ganzen Land verbreitet hatte, aber auch stimmungsvolle Bilder des Alltags von damals, als man vielleicht noch die kleinen Dinge, wie einen gesunden Tagesausflug aus der Stadt, zu schätzen wusste.
Titel: Wien – Mariazell und zurück
Regie: Karl Köfinger
Land/Jahr: Österreich / 1927
Laufzeit: 1′
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Karl Köfinger
Kamera: Karl Köfinger
Produktion: Ing. Köfinger-Film