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von Bernhard Braunstein
Note: 7.5
Stams ist das Bild einer Welt voller Träume, Ängste und Hoffnungen. Das Bild nicht einer, sondern vieler Geschichten junger Menschen, die einen ganz schwierigen Weg eingeschlagen haben, die aber unbedingt alles, was das Leben zu bieten hat, in vollen Zügen genießen wollen. Auf der Berlinale 2023.
Von den Olympischen Spielen träumen
Um ein Ziel zu erreichen, muss man hart arbeiten. Und wenn das Ziel sogar die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist, wird die Herausforderung noch größer. Die Schülerinnen und Schüler eines speziellen Elitegymnasiums in Stams in den Tiroler Alpen wissen das genau. In dieser Schule trainieren sie jeden Tag mit ganz bestimmten Zielen. Die Anstrengung ist groß, genauso wie die Spannung und die Angst zu scheitern. Regisseur Bernhard Braunstein zeigte uns also diese einzigartige Realität in seinem Dokumentarfilm Stams, der auf der Berlinale 2023 in der Sektion Panorama Dokumente uraufgeführt wurde.
Stams ist also ein authentisches Porträt einer Realität, die nur wenige Menschen kennen. Eine singuläre, fast einzigartige Realität, die sogar Teil einer eigenen Welt zu sein scheint. In der Schule absolvieren die Jugendlichen jeden Tag ein hartes Training, ihre Körper und Muskeln werden ständig von modernen Maschinen vermessen und gestärkt. Gleichzeitig ist das Risiko von Verletzungen, die ihre Karriere für immer ruinieren könnten, sehr hoch. Sollte dies geschehen, wäre es eine Katastrophe. Trotz allem finden sie immer noch Zeit für einen Chat mit Freund:innen, für eine Folge von Germany’s Next Topmodel oder für ein Stück Pizza vor dem Schlafengehen („es gibt nichts Besseres als eine kalte Pizza“).
Bernhard Braunstein hat uns all dies gezeigt, indem er die Bilder und die Erlebnisse der Schüler:innen einfach für sich selbst sprechen ließ, ohne die Notwendigkeit von Bildunterschriften. Die Musik ist gut gewählt und wesentlich. Der Regieansatz, der eine respektvolle Beobachtung der Ereignisse durch die Kamera vorsieht, erinnert fast an die Dokumentarfilme des berühmten Frederick Wiseman. Ein besonders interessanter Ansatz, der es dem Zuschauer ermöglicht, sich von den ersten Minuten an mit den jungen Protagonist:innen zu identifizieren und sich als Teil dieser so einzigartigen, so entfremdenden, so faszinierenden Welt zu fühlen. Stams braucht nichts anderes, um die Essenz dieses Ortes zu vermitteln.
Gleichzeitig machen Großaufnahmen der jungen Gesichter der Protagonist:innen, Details ihrer Körper, aber auch wildes Skifahren und verzweifeltes Weinen diesen Dokumentarfilm von Bernhard Braunstein äußerst dynamisch, lebendig und pulsierend. Eine ständige Spannung, aber vor allem viele, viele verschiedene Emotionen stehen auf der Leinwand im Mittelpunkt. Stams ist das Bild einer Welt voller Träume, voller Ängste, voller Hoffnungen. Das Bild nicht einer, sondern vieler Geschichten von jungen Menschen, die einen ganz schwierigen Weg eingeschlagen haben, aber unbedingt alles, was das Leben zu bieten hat, in vollen Zügen genießen wollen. Die Auswahlverfahren für das neue Schuljahr haben gerade begonnen. Für manche Eltern kann es schwierig sein, für längere Zeit von ihren Kindern getrennt zu sein. Doch die lächelnden – und etwas ängstlich wirkenden – Gesichter der neuen Schüler:innen vermitteln einen angenehmen Optimismus.
Titel: Stams
Regie: Bernhard Braunstein
Land/Jahr: Österreich / 2023
Laufzeit: 97’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Bernhard Braunstein, Lixi Frank
Kamera: Serafin Spitzer
Produktion: Panama Film