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Der Grazer Stadtfilm ist ein wichtiges Werk in der steirischen Filmgeschichte. Der Filmpionier Fritz Muchitsch hat einen monumentalen Film gedreht, der auch ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Stadt Graz darstellt.
Von den Grazer Freilichtspielen zum Grazer Stadtfilm
Die Steiermark und insbesondere die Stadt Graz stehen seit den Ursprüngen des Films, als in Österreich – etwas später als im Rest der Welt – die ersten Filme gedreht wurden, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit vieler Filmemacher:innen. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die – heute allerdings von vielen vergessene – Figur von Fritz Muchitsch, einem wichtigen Pionier des österreichischen Films, der zu Lebzeiten wirklich viel für seine Stadt Graz getan hat.
Fritz Muchitsch – und vielen weiteren Filmpionieren wie ihm – wurde kürzlich die Ausstellung Film und Kino in der Steiermark im Grazer Museum Johanneum gewidmet. Dabei werden die wichtigsten Ereignisse der steirischen Filmgeschichte nachgezeichnet und die bedeutendsten Persönlichkeiten in den Mittelpunkt gestellt.
Muchitsch hatte also von Anfang an eine besondere Verbindung zu Graz. Als Sohn des langjährigen Bürgermeisters Vinzenz Muchitsch zeigte er sofort großes Interesse an der jungen Filmkunst, seit die ersten Filme der Brüder Lumière oder einige Filme der „Rivalen“, der französischen Produktionsfirma Pathé, auch in Graz zum ersten Mal gezeigt wurden. Es vergingen jedoch nicht viele Jahre, bis endlich auch in Österreich die ersten Filme gedreht wurden. Und in dieser Hinsicht hat auch Fritz Muchitsch einen wesentlichen Beitrag geleistet.
Nach der Gründung einer eigenen Produktionsfirma, der Werbelicht, begann Muchitsch – der inzwischen auch ein Freilichtkino, die Grazer Freilichtspiele, in dem er Filme vom Dachboden des Hotels Wiesler direkt auf eine große Leinwand an der Mur zu projizieren pflegte, betrieb – in den 1920er Jahren zahlreiche Filme vor allem für die Stadt Graz zu drehen. Besonders erwähnenswert unter diesen Filmen ist der Grazer Stadtfilm, der um 1928 entstand und ein wichtiges Projekt, das alle Aspekte des Grazer Stadtlebens zeigt, darstellt. Die Geschichte dieses Films war jedoch nicht besonders glücklich. Nach einer ersten öffentlichen Vorführung – bei der auch wichtige städtische Behörden anwesend waren – wurde der zunächst rund 6.000 Meter lange Film in einer eigenen Box gelagert, galt aber lange Zeit als verschollen.
Wie der Film gefunden und in zahlreiche Teile zerlegt wurde, ist bis heute unklar. Tatsache ist, dass Fritz Muchitsch selbst viele Jahre später (nämlich 1986) zufällig einige Teile seines Films auf einem Flohmarkt fand. Nachdem er sie gekauft hatte, schenkte er sie den Multimedialen Sammlungen, damit sein Werk eine gewisse Überlebensgarantie hatte. So wurde der Film danach vom Filmarchiv Austria restauriert und ist im Museum Johanneum in Graz endlich in Ausschnitten anzusehen.
Der Grazer Stadtfilm ist daher ein grundlegendes Werk für die steirische Filmgeschichte. Fritz Muchitsch hat einen monumentalen Film gemacht, der auch ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Stadt Graz darstellt. Eine Stadt, die dank wichtiger Pioniere der Filmgeschichte wie Muchitsch sofort die Möglichkeit hatte, diese aufregende neue Erfindung zu genießen.