von-mariazell-uber-admont-nach-bad-aussee-kofinger-recensione

VON MARIAZELL ÜBER ADMONT NACH BAD AUSSEE

This post is also available in: Italiano (Italienisch) English (Englisch)

von Karl Köfinger

Note: 7.5

Gegen Ende der 1920er Jahre (als der Film Von Mariazell über Admont nach Bad Aussee entstand) war eine visuell so virtuose Regiearbeit in Österreich keineswegs üblich. Und das beweist vor allem die große Weitsicht des Regisseurs Karl Köfinger, der heute praktisch vergessen worden ist.

Bizarre Virtuosität

Österreich, das wissen wir alle, hat viel und viel zu erzählen. Und um ein wahres zeitloses Märchen zu erleben, muss man sich nur einen der kurzen touristischen Dokumentarfilme ansehen, die von den Ursprüngen des Kinos bis etwa in die 1960er Jahre gedreht wurden. Denn diese kleinen Filme wurden ausschließlich für eine Vorführung vor der eigentlichen Filmvorführung konzipiert, um die Zuschauer zu fesseln und immer mehr Touristen anzulocken. Einer dieser Dokumentarfilme ist Von Mariazell über Admont nach Bad Aussee, der 1929 von Karl Köfinger gedreht wurde und kürzlich vom Filmarchiv Austria anlässlich der Retrospektive Kino auf Sommerfrische wieder dem Publikum präsentiert wurde.

Karl Köfinger – der im Laufe seiner langen Karriere auch eine lange Reihe von Dokumentarfilmen für die österreichische Post gedreht hat – war schon immer neugierig auf das Neue und das, was zur gleichen Zeit im Rest der Welt gemacht wurde. Selbst dann, wenn er sich an bestimmte Richtlinien halten musste und seinen Werken einen möglichst neutralen und stark konventionellen Charakter geben sollte. Und sobald es möglich war, hat er sich selbst amüsiert, indem er ein einzigartiges Regieflair und eine gewisse, willkommene Ironie in seine Werke einbrachte.

Und so gibt es in diesem Von Mariazell über Admont nach Bad Aussee, bevor man zum Kern der Sache kommt und eine Reisegruppe, die in einem Postauto das steirische Land erkundet, zu sehen bekommt, noch ein paar kleine Regieeinfälle, die das Ganze beleben. Und das passiert gleich am Anfang, wenn wir ein abfahrbereites Postfahrzeug sehen, neben dem der Fahrer steht, als wolle er die Touristen persönlich begrüßen. Dann, plötzlich, ein leeres Fahrzeug, das von oben gefilmt wird. Jump cut. Dasselbe Fahrzeug voller Touristen auf dem Weg zur Abfahrt.

Eine Operation, die wir im französischen Kino schon oft gesehen haben, von Jean Vigo (in seinem schönen À Propos de Nice) bis zu Jean-Luc Godard, dem unbestrittenen Meister der bewussten filmischen Ungrammatikalität. Doch Ende der 1920er Jahre (als Von Mariazell über Admont nach Bad Aussee gedreht wurde) war dies keineswegs üblich. Und das beweist vor allem die große Weitsicht eines Regisseurs wie Karl Köfinger, der heute fast vergessen worden ist.

Liegt es vielleicht daran, dass er, abgesehen von diesen kleinen touristischen Dokumentarfilmen, nie den Weg des Spielfilms beschritten hat? Wahrscheinlich ja. Doch glücklicherweise ist ein Großteil seiner Werke noch nahezu vollständig. Und selbst wenn wir uns zufällig auch nur seine anonymsten Filme anschauen, üben sie immer noch eine magnetische Faszination auf uns aus, als Zeugen einer Zeit, als Film auch in Österreich eine weit verbreitete Kunst war.

Titel: Von Mariazell über Admont nach Bad Aussee
Regie: Karl Köfinger
Land/Jahr: Österreich / 1929
Laufzeit: 3’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Karl Köfinger
Kamera: Karl Köfinger
Produktion: Ing. Köfinger-Film

Info: Die Webseite des Filmarchiv Austria