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HARDLY WORKING

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von Total Refusal

Note: 8

Die Botschaft kommt laut und deutlich an. Und sofort macht sich ein tiefer Pessimismus breit. Hardly Working entspricht voll und ganz dem dem Stil der Werke des Kollektivs Total Refusal und zeichnet mit einer völlig originellen und subjektiven Inszenierung ein aufrichtiges und traurig realistisches Fresko der Welt, in der wir leben. Auf der Viennale 2022.

Arbeiten! Arbeiten! Arbeiten!

Das Kollektiv Total Refusal wurde 2018 gegründet und hat sich seither oft, auch auf zahlreichen internationalen Festivals, durch seine akribische Regiearbeit hervorgetan, die von den digitalen Bildern der bekanntesten Videospiele ausgeht und dabei jedes Mal unterschwellige Botschaften zum Vorschein bringt oder sich auf jeden Fall auf Details und Situationen konzentriert, denen ein Spieler normalerweise keine Aufmerksamkeit schenkt, wenn er gerade spielt. In die gleiche Kerbe schlägt Hardly Working, ihr jüngster Kurzfilm, der bereits auf dem Locarno Film Festival 2022 und anschließend auf der Viennale 2022 uraufgeführt wurde.

„Pseudo-marxist media guerrilla“. So definieren die Mitglieder des Kollektivs – Michael Stumpf, Leonhard Müller, Robin Klengel, Jona Kleinlein, Adrian Haim und Susanna Flock – ihre Gruppe. Und in der Tat findet sich in jedem ihrer Werke oft eine starke Kritik am Kapitalismus und daran, dass die heutige Gesellschaft uns alle fast wie Maschinen betrachtet. In Hardly Working nimmt also alles seinen Ausgang vom berühmten Western-Videospiel Red Dead Redemption 2. Bei dieser Gelegenheit konzentrierten sich die Künstler daher ausschließlich auf einige nicht spielbare Nebenfiguren und darauf, wie sie sich ständig wiederholende Handlungen ausführen.

So gibt es einen Zimmermann, einen Stallknecht, eine Wäscherin und eine Frau, die vor einem Gasthaus den Boden fegt. Total Refusal beobachtet sie ständig in den verschiedenen Momenten des Tages. Jeder von ihnen führt stundenlang dieselben Handlungen aus und bewegt sich dabei oft nur ein paar Meter. In der Nacht ändert sich die Situation ein wenig, und wir sehen die Figuren meist vor Gasthäusern stehen oder an einer Straßenecke schlafen. Die Spieler können nichts tun, um sie zur Interaktion mit der Geschichte zu bewegen.

In Hardly Working fällt also sofort eine sorgfältige Regiearbeit auf, die uns verschiedene Einstellungen der Figuren aus unterschiedlichen Perspektiven bietet. Und durch den geschickten Schnitt werden wir sofort Teil ihrer Welt. Eine Frau wischt ständig den Boden, immer an der gleichen Stelle. Ihr Blick ist immer nach unten gerichtet. Die Wäscherin blickt von Zeit zu Zeit in den Himmel. Sie scheint fast von einer besseren Zukunft zu träumen, die nie kommen wird. Währenddessen beschreibt eine Off-Stimme ihre Gesten und ihren monotonen Tagesablauf. Was erwartet die Gesellschaft von uns? Werden wir immer als menschliche Wesen betrachtet oder sind wir nur Statisten, die eine Maschine bedienen, die viel größer ist als wir selbst? Das Kollektiv Total Refusal hat daran keinen Zweifel.

Die Botschaft kommt laut und deutlich an. Und sofort macht sich ein tiefer Pessimismus breit. Hardly Working entspricht voll und ganz dem Stil der Werke des Kollektivs und zeichnet durch eine völlig originelle und subjektive Inszenierung ein aufrichtiges und traurig-realistisches Fresko der Welt, in der wir leben. Eine Welt, in der der Kapitalismus unser Leben endgültig übernommen zu haben scheint. Können sich die Dinge jemals ändern? Das können wir derzeit noch nicht wissen. Dennoch ist die Anprangerung dieser Realität bereits ein Fortschritt. Wie ein besonderer Dank an Karl Marx im Abspann zeigt.

Titel: Hardly Working
Regie: Total Refusal
Land/Jahr: Österreich / 2022
Laufzeit: 20’
Genre: Animationsfilm, Experimentalfilm
Buch: Susanna Flock, Robin Klengel, Leonhard Müller, Michael Stumpf
Kamera: Total Refusal
Produktion: Total Refusal

Info: Die Seite von Hardly Working auf der Webseite der Viennale; Die Seite von Hardly Working auf der Webseite von Total Refusal; Die Seite von Hardly Working auf iMDb