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BLIND DATE

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von Jan Soldat

Note: 7.5

Blind Date zeichnet sich nicht nur durch seine extrem direkte und realistische Herangehensweise aus, sondern auch durch eine Art unterschwellige Melancholie, die zusammen mit einer willkommenen Ironie, ein Werk schafft, das uns in erster Linie die kurze Geschichte von zwei einsamen Menschen zeigt. Auf der Viennale 2022.

Ein normaler Tag

Eine kleine Wohnung. Ein Mann, der allein lebt. Ein Blind Date. Die Kamera von Jan Soldat hat wieder einmal einen kleinen Ausschnitt aus dem Alltagsleben gefilmt. Das Ergebnis ist ein kleiner, wertvoller Dokumentarfilm, der kurze Momente der Intimität auf eine ganz zarte Art und Weise einfängt, wenn auch ohne Filter. Blind Date, der jüngste Film von Soldat, wurde daher anlässlich der Viennale 2022 in Österreich uraufgeführt. Und auch in diesem Fall handelt es sich um ein äußerst realistisches Werk, das sich vor allem durch seine Feinheit und Zartheit auszeichnet.

Eine Wohnung, zwei Protagonisten. Ein großer, schlanker Mann wartet ungeduldig auf einen Besucher. Er fragt sich, ob die Person, die ihn besuchen wird, Schwierigkeiten haben könnte, seine Hausnummer zu finden. Dann taucht plötzlich jemand auf: Ein nicht sehr großer und ziemlich stämmiger Mann. Nachdem sich die beiden vorgestellt haben, kommt es zum Geschlechtsverkehr, der von Jan Soldats Kamera aus verschiedenen Aufnahmen gefilmt wird. Ein kurzes Gespräch und dann ist es Zeit für den Gast, nach Hause zu gehen.

Blind Date ist also die Geschichte einer schnellen Begegnung. Die Dokumentation eines normalen Nachmittags, an dem zwei Fremde einen Moment der Intimität teilen, ohne zu wissen, ob sie sich in Zukunft wiedersehen werden. Jan Soldat zeigt sich sofort nah an seinen Protagonisten, ohne jemals aufdringlich zu sein oder sie zu verurteilen. Seine Kamera ist ständig starr und fokussiert mal auf die beiden Männer, mal auf die leeren Räume der Wohnung. Der Geschlechtsverkehr zwischen den beiden Protagonisten wird direkt und ungefiltert gefilmt, mit Ausnahme von kurzen Momenten, in denen die Kamera die Szene hinter einer halb geöffneten Tür beobachtet.

Dieser kleine und wertvolle Blind Date zeichnet sich nicht nur durch seine extrem direkte und realistische Herangehensweise aus, sondern auch durch eine Art unterschwellige Melancholie, die zusammen mit einer willkommenen Ironie (wie zum Beispiel, wenn einer der beiden Männer, bevor er weggeht, erst sich von seinem neuen Freund und dann von Jan Soldat selbst verabschiedet und ihm sagt, dass es schön wäre, wenn er sich ihnen anschließen würde, sollten sie sich jemals wiedersehen) ein Werk zum Leben erweckt, das uns in erster Linie die kurze Geschichte zweier einsamen Menschen zeigt.

Die beiden Protagonisten sind offensichtlich gegensätzlich zueinander. Während ersterer sich sehr wohl zu fühlen scheint und zufrieden damit ist, allein zu leben, scheint letzterer in Wirklichkeit sehr auf Zuneigung angewiesen zu sein. Und in diesem interessanten Blind Date wird uns ein aufrichtiges Porträt dieser beiden Menschen geschenkt. Die Begegnung zwischen den beiden Männern ist eher kurz. Bevor es dunkel wird, ist es Zeit, nach Hause zu gehen. Was wird von diesem besonderen Nachmittag bleiben? Der zweite Mann dreht sich beim Verlassen des Hauses mehrmals um, um sich zu verabschieden, während er in die Kamera schaut. Fast so, als würde er sich wünschen, dass dieser Tag niemals endet.

Titel: Blind Date
Regie: Jan Soldat
Land/Jahr: Österreich, Deutschland / 2022
Laufzeit: 12’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Jan Soldat
Kamera: Jan Soldat
Produktion: Jan Soldat

Info: Die Seite von Blind Date auf der Webseite der Viennale; Die Seite von Blind Date auf der Webseite von Jan Soldat