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FAMILY DINNER

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von Peter Hengl

Note: 6.5

Family Dinner ist ein kleiner, feiner Horrorfilm, der sich stark auf das bezieht, was in der Vergangenheit gemacht wurde, der aber dennoch seinen eigenen Weg durch eine einfache, lineare Geschichte sucht, in der subtile Wahrnehmungen und Empfindungen ständig im Mittelpunkt stehen. Auf der Viennale 2022.

Familienfeste

Was könnte besser sein als ein „leckerer“ Horrorfilm am Ende eines Arbeitstages (und vor allem, wenn man müde und hungrig ist)? Gesagt, getan. Der junge Regisseur Peter Hengl hat uns eine schöne Überraschung bereitet, die auch Feinschmecker zufrieden stellen kann, in etwa anderthalb Stunden voller Spannung und Lachen. Und tatsächlich: Family Dinner, sein Spielfilmdebüt, wurde in Österreich auf der Viennale 2022 uraufgeführt und erfüllte im Großen und Ganzen die Erwartungen des Publikums und der Kritiker gleichermassen.

Die Geschichte ist die der Teenagerin Simi (gespielt von der hervorragenden Nina Katlein), die in den Osterferien ihre Tante Claudia (eine überraschende Pia Hierzegger) besucht, eine bekannte Ernährungsberaterin, die mit ihrem Sohn Filipp (Alexander Sladek) und ihrem zweiten Mann Stefan (Michael Pink) auf dem Land lebt. Endlich entschlossen, abzunehmen, bittet Simi ihre Tante um Hilfe. Die Diät wird sich jedoch als viel schwieriger erweisen, als es zunächst schien: Jedes Mitglied der Familie (mit Ausnahme von Filipp) muss in den Tagen vor Ostern ein strenges Fasten einhalten, um seinen Körper zu reinigen. Was ist jedoch der Zweck dieses ungewöhnlichen Rituals?

Family Dinner ist also ein kleiner, feiner Horrorfilm, der sich stark auf das stützt, was in der Vergangenheit gemacht wurde, der aber dennoch seinen eigenen Weg durch eine einfache, lineare Geschichte sucht, in der subtile Wahrnehmungen und Empfindungen ständig im Mittelpunkt stehen. Dunkle und manchmal beengte Räume. Eine große Villa, die fast vollständig vom Rest der Welt isoliert zu sein scheint. Angeschlagene Türen und Treppen, von denen aus man ungesehen beobachten kann, was im Nebenraum passiert, wechseln sich mit deutlich „blutigeren“ Momenten (wie zum Beispiel die Szene, in der ein Kaninchen gejagt wird) ab. Family Dinner zeigt auf Anhieb einen Regieansatz, der sich deutlich am Expressionismus orientiert: Gut durchdachte Licht- und Schattenspiele, oft eckige Szenenbilder und vor allem das stets gleichbleibende, beunruhigende Gefühl, dass hinter jedem Satz und jeder Geste von Simis Familienmitgliedern ganz andere Absichten stecken könnten.

Wenn es jedoch etwas gibt, das beim Anschauen von Family Dinner nicht immer überzeugt, dann ist es genau das Drehbuch, das manchmal zu vorhersehbar ist, wodurch nicht jede Wendung die ursprünglich erhoffte Wirkung auf den Zuschauer hat. Aber nicht zu schlecht: Dank einer durchdachten Regie und einer stets willkommenen Ironie ist dieses Debüt von Peter Hengl dennoch ein äußerst vergnügliches, mit ehrlicher Absicht gemachtes Werk, das vor allem eine große, große Leidenschaft für Horrorfilme zeigt. Ohne dabei all die wichtigen Subtexte zu vergessen, wie die Akzeptanz des eigenen Körpers und auch alle möglichen Deklinationen einer gestörten Mutter-Sohn-Beziehung.

Und dann ist es unmöglich, die hervorragenden Leistungen der Besetzung nicht zu erwähnen. Mit nur vier SchauspielerInnen gedreht, ist Family Dinner der Film, der vor allem das großartige Talent der jungen Nina Katlein, aber auch die Meisterschaft von Pia Hierzegger aufgezeigt hat, die in der Lage ist, dem Zuschauer jede subtile und zweideutige Facette ihres Charakters zu vermitteln, ohne jemals an Anmut und Eleganz zu verlieren.

Titel: Family Dinner
Regie: Peter Hengl
Land/Jahr: Österreich / 2022
Laufzeit: 96’
Genre: Horrorfilm
Cast: Pia Hierzegger, Michael Pink, Nina Katlein, Alexander Sladek
Buch: Peter Hengl
Kamera: Gabriel Krajanek
Produktion: Capra Film, Film AG

Info: Die Seite von Family Dinner auf der Webseite der Viennale; Die Seite von Family Dinner auf iMDb; Die Seite von Family Dinner auf der Webseite der Austrian Film Commission