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von Tizza Covi und Rainer Frimmel
Note: 8
Auf den Filmfestspielen von Venedig 2022 mit ihrem Dokumentarfilm Vera, haben uns Tizza Covi una Rainer Frimmel in den letzten Jahren wahre Perlen geschenkt. Eine davon ist Babooska, in der uns die Wirklichkeit so gezeigt wird, wie sie ist, ohne Filter, und die sich in ihrer normalen Einfachheit poetischer und eindrucksvoller denn je zeigt.
Das Leben einer Künstlerin
Einer der vielversprechendsten Filme in der Sektion Orizzonti der 79. Filmfestspiele von Venedig ist zweifellos Vera (über das Leben von Vera Gemma, Tochter des Schauspielers Giuliano Gemma), der jüngste Dokumentarfilm der bekannten FilmemacherInnen und FotografInnen Tizza Covi und Rainer Frimmel. Ja, denn wenn wir uns einen ihrer Filme anschauen, sind wir immer davon fasziniert. Covi und Frimmel, die sich oftmals auf Realitäten konzentrieren, die eines Tages für immer verschwinden könnten, haben sich stets als aufmerksam und sensibel für das, was ihre Kamera aufnimmt, erwiesen und uns wahre Juwelen des zeitgenössischen österreichischen Films geschenkt. Dies gilt beispielsweise auch für den 2005 gedrehten Dokumentarfilm Babooska, der das Leben einiger der letzten modernen Nomaden, die mit ihren Wohnwagen durch Italien reisen und mit ihrem Wanderzirkus auf Dorffesten auftreten, aus nächster Nähe zeigt.
Und der Zirkus als Realität schlechthin, die es vielleicht eines Tages nicht mehr geben wird, hat die beiden RegisseurInnen schon immer fasziniert. Man denke nur daran, dass die beiden nach Babooska auch die hervorragenden Filme La Pivellina (2009) und Mister Universo (2016), in denen wir oft dieselben Figuren treffen, die wir im Laufe der Jahre kennengelernt und geliebt haben, gedreht haben.
Hier wird also die Geschichte der jungen Zirkusartistin Babooska erzählt, die gerade 20 Jahre alt geworden ist und zusammen mit ihrer Familie und ihrem Freund immer wieder kleine Städte in Mittel- und Norditalien besucht, um Vorstellungen zu organisieren. Ihr Leben ist nicht unproblematisch, aufgrund störender Zuschauer und Restaurantbesitzer, die sich über die Anwesenheit von Wohnwagen in der Nähe ihrer Betriebe beschweren. Doch ihr Alltag verläuft ruhig, auch dank der Gesellschaft ihrer kleinen Schwester, für die die junge Frau fast ein Vorbild ist.
Die Kamera von Tizza Covi und Rainer Frimmel begleitete die Protagonistin ein ganzes Jahr lang, als stille und ehrfürchtige Zeugin ihrer Tage, ihrer Momente der Einsamkeit, ihrer Telefongespräche mit entfernten Verwandten und ihrer Nachmittage, die sie mit ihrer jungen Schwester im Wohnwagen verbracht hat, um alte Fernsehsendungen anzusehen. In Babooska gibt es keinen Platz für redundante Untertitel oder Interviews. Die Wirklichkeit wird uns so gezeigt, wie sie ist, ohne Filter, und in ihrer normalen Einfachheit ist sie poetischer und eindrucksvoller denn je.
Tizza Covi und Rainer Frimmel haben sich wieder einmal als perfekte Zeugen unserer Zeit und von Realitäten erwiesen, die wir alle kennen, deren wahres Wesen aber keiner von uns wirklich verstanden hat. Babooska ist ein wertvolles kleines Foto, das immer mehr zu verblassen droht. Eine Reise in eine Welt, die uns ebenso nah wie unglaublich fern ist. Eine Liebeserklärung an diejenigen, die ihr ganzes Leben der Kunst gewidmet haben. Bilder aus der jüngsten Vergangenheit, die sich für lange Zeit in unser Gedächtnis einprägen werden.
Titel: Babooska
Regie: Tizza Covi, Rainer Frimmel
Land/Jahr: Österreich, Italien / 2005
Laufzeit: 100’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Tizza Covi, Rainer Frimmel
Kamera: Rainer Frimmel
Produktion: Vento Film