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von Karl Köfinger
Note: 7
Kreuz und Quer durchs Burgenland wird sofort zum Bild einer glücklichen Epoche, die sich leider dem Ende zuneigte, und zum wertvollen historischen Dokument, das zwischen den beiden Weltkriegen und zwischen zwei grundlegenden Epochen im Bereich der siebten Kunst entstand: Der Stummfilmzeit und der Tonfilmzeit.
Mitten in der Natur
Der österreichische Filmemacher und Filmpionier Karl Köfinger hat im Laufe seiner langen und produktiven Karriere zahlreiche Dokumentarfilme gedreht, die von der Schönheit der österreichischen Landschaften zeugen, wobei der Schwerpunkt auf den vielen kleinen Städten liegt. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Serie Im Postkraftwagen durch Österreichs Alpenwelt, die im Auftrag der Österreichischen Post entstand und zu der auch Kreuz und Quer durch Burgenland (1930) gehört.
Diese Dokumentation – kürzlich vom Filmarchiv Austria im Rahmen der Reihe Kino auf Sommerfrische neu veröffentlicht – ist somit das 27. Kapitel der oben genannten Reihe und konzentriert sich hauptsächlich auf das grüne, südöstlich von Wien gelegene Burgenland.
Mit einer Karte, die zu Beginn Skizzen aller Städte dieser Gegend zeigt, vermittelt Karl Köfinger zunächst eine Vorstellung des Ortes, den er erkunden will. Dann langsam – unterbrochen von sporadischen Untertiteln – die Bilder der Städte, der Orte, der riesigen Grünflächen und nicht zuletzt der Bewohner und Reisenden, hier mit immer häufigeren Nahaufnahmen und mit einem liebevollen und zugleich spielerischen Regieblick gefilmt, wie es im Kino von Karl Köfinger üblich war.
Und wenn man an seine frühen Arbeiten zurückdenkt, muss man unweigerlich daran denken, dass seine Regie – noch weniger als zehn Jahre zuvor – viel wesentlicher, noch rudimentärer und unausgereifter war, mit Aufnahmen, die hauptsächlich mit einer starren Kamera gemacht wurden (mit Ausnahme von sporadischen Panoramaaufnahmen und Momenten, in denen die Kamera auf einem Fahrzeug angebracht war). In Kreuz und Quer durchs Burgenland – wie auch in den anderen Dokumentarfilmen der Reihe Im Postkraftwagen durch Österreichs Alpenwelt – ist das anders. In diesem bedeutenden Werk von Köfinger werden die Figuren selbst zu den Hauptdarstellern, ebenso wie die gezeigten Landschaften und Städte (die ebenfalls als echte Protagonisten behandelt werden).
So werden Nahaufnahmen immer häufiger und schaffen insgesamt ein gutes Gleichgewicht mit Totalen. Und auch der Zuschauer selbst muss schmunzeln, wenn er dieselben Figuren sieht, die neugierig in die Kamera blicken oder konzentriert die Landschaften bei ihren täglichen Aktivitäten oder Unterhaltungen betrachten.
Viele Stimmen ergeben also ein einziges Lied, ein nachdenkliches und umfassendes Porträt des Burgenlandes. So wird Kreuz und Quer durchs Burgenland sofort zum Bild einer glücklichen Epoche, die sich leider dem Ende zuneigte, und zum wertvollen historischen Dokument, das zwischen den Kriegen und zwischen zwei grundlegenden Epochen im Bereich der siebten Kunst realisiert wurde: Der Stummfilmzeit und der Tonfilmzeit.
Ja, denn wenn man sich so ein Werk anschaut, muss man wissen, dass 1930 in den weit entfernten Vereinigten Staaten fast nur Tonfilme produziert wurden. Und wenn dies in Europa im Großen und Ganzen auch etwas später geschah, so wurde doch 1930 der erste deutsche Tonfilm der Filmgeschichte gedreht (es handelt sich um Joseph von Sternbergs Der blaue Engel). In Österreich musste man allerdings etwas länger warten, bis man sich langsam an diese neue Realität gewöhnt hatte. Und in dieser Hinsicht ist Kreuz und Quer durchs Burgenland eines der letzten wertvollen Dokumente aus einer Zeit, in der Stimmen noch keine Möglichkeit hatten, „zu Wort zu kommen“.
Titel: Kreuz und Quer durchs Burgenland
Regie: Karl Köfinger
Land/Jahr: Österreich / 1930
Laufzeit: 5’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Karl Köfinger
Kamera: Karl Köfinger
Produktion: Ing. Köfinger-Film