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von Karl Köfinger
Note: 7
Als Ausflüge im Mariazeller Gebiet gedreht wurde, waren bereits einige Jahre seit der Erfindung des Kinematographen vergangen, und auch dem Tonfilm wurden langsam die Türen geöffnet. Doch diese neue Phase sollte in Österreich erst etwas später kommen. Und selbst in diesen letzten Jahren der Stummfilmzeit konnte man oft elementare und rudimentäre Regieansätze erkennen.
Ein Ausflug nach…
Im Laufe seiner langen Karriere hat sich Regisseur Karl Köfinger dem Dokumentieren einiger der schönsten und stimmungsvollsten Orte Österreichs verschrieben. Zu diesem Zweck drehte er im Auftrag der Österreichischen Post eine Reihe von kleinen touristischen Filmen. Die meisten dieser Filme wurden mit einer Kamera gedreht, die sich an Bord von speziellen Postfahrzeugen befand, die üblicherweise von Touristen in der Gegend benutzt werden, um die Schönheit des Ortes zu erkunden. Der 1927 entstandene Kurzdokumentarfilm Ausflüge im Mariazeller Gebiet, der kürzlich vom Filmarchiv Austria im Rahmen der Retrospektive Kino auf Sommerfrische wieder dem Publikum präsentiert wurde, ist in dieser Hinsicht eines der repräsentativsten und eindrucksvollsten Werke aus diesen Jahren.
Der Tag beginnt recht früh in Mariazell. So fährt das Postauto von der bekannten Touristenstadt zunächst zum Erlaufsee – einem malerischen See im Herzen der Steiermark – bevor es am Ende des Tages in Mürzsteg ankommt.
Während der Reise wird der Zuschauer von zahlreichen Bildunterschriften, die die jeweils besuchten Orte illustrieren, begleitet, so dass er sich ein hinreichend vollständiges und umfassendes Bild von der Umgebung des malerischen Mariazell machen kann.
Während ein Fahrzeug eine große Gruppe von Touristen durch die Straßen der Stadt und über Landstraßen transportiert, hat ein anderes Auto die Aufgabe, den Regisseur und seine Kamera zu transportieren. Eine Operation, die seit den Ursprüngen des Kinos erprobt wurde, als ein Kameramann der Gebrüder Lumière seine Kamera auf einem Vaporetto in Venedig platzierte. Und wenn in Österreich vor allem der Dokumentarfilm Österreichische Alpenbahnen – Eine Fahrt nach Mariazell (1911), bei dem die Kamera sogar auf einem Zug platziert wurde, in dieser Hinsicht von besonderer Bedeutung ist, so wurde diese Praxis im Laufe der Jahre immer häufiger.
Und im Falle von Ausflüge im Mariazeller Gebiet waren seit der Erfindung des Kinematographen bereits einige Jahre vergangen, und langsam öffneten sich auch die Türen für den Tonfilm (Der Jazzsänger, der erste Tonfilm der Geschichte, stammt aus demselben Jahr). Doch diese neue Phase sollte in Österreich erst etwas später kommen. Und selbst in diesen letzten Jahren der Stummfilmzeit findet man oft Regieansätze, die so einfach und elementar wie möglich sind.
Und so ist es auch bei Ausflügen im Mariazeller Gebiet, in dem Karl Köfinger jedoch auch gerne eine gewisse ironische und spielerische Komponente eingefügt hat, wie er es übrigens in allen seinen Filmen zu tun pflegte. All dies ergibt eine Reihe wertvoller Zeugnisse einer Epoche und eines Lebensstils, die sich aus heutiger Sicht als besonders faszinierend erweisen.
Titel: Ausflüge im Mariazeller Gebiet
Regie: Karl Köfinger
Land/Jahr: Österreich / 1927
Laufzeit: 5’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Karl Köfinger
Kamera: Karl Köfinger
Produktion: Ing. Köfinger-Film