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DAS ÖSTERREICHISCHE PROLETARISCHE KINO – DIE URSPRÜNGE

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Was zur Geburt des österreichischen proletarischen Kinos führte, waren vor allem drei Ereignisse, drei Meilensteine, die die siebte Kunst nach und nach in eine bestimmte Richtung lenkten.

Politik und Gesellschaft

Der Erste Weltkrieg hat, wie wir wissen, das Leben der Menschen auf der ganzen Welt total verändert. Ein ständiger Zeuge der dramatischen Kriegsereignisse war natürlich das Kino. Schon wenige Jahre nach seiner Geburt wurde das Kino als ideales Propagandamittel erkannt, um im Ausland bestimmte Vorstellungen über die Nation, in der die Dokumentarfilme gedreht wurden, zu vermitteln. Dies geschah bereits während des Ersten Weltkriegs, obwohl gleichzeitig das fiktive Kino von der Bevölkerung zunehmend als Mittel, um die dramatischen Ereignisse der Gegenwart – wenn auch nur für ein paar Stunden – zu vergessen, geschätzt wurde. Das österreichische proletarische Kino entwickelte sich jedoch etwas langsamer, nämlich in den 1920er Jahren, als der Krieg vorbei war. Doch wie ist das österreichische proletarische Kino konkret entstanden?

Längst hatte man erkannt, wie sehr ein Film das Publikum ansprechen, zu komplexen Debatten über Politik und Zeitgeschehen anregen und die Massen mobilisieren kann. Der deutsche Film Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? von Slatan Dudow aus dem Jahr 1932 endet mit einer interessanten Frage: „Wer wird die Welt verändern?“. Auf diese Frage folgt eine einfache und zugleich komplexe Antwort: „Diejenigen, die sie nicht mögen“. Wir sollten uns darauf einigen, dass es nur ein Film ist. Und doch ist ein solcher Satz zweifelsohne von großer Bedeutung.

Was zur Geburt des österreichischen proletarischen Kinos führte, waren vor allem drei Ereignisse, drei Meilensteine, die die siebte Kunst nach und nach in eine bestimmte Richtung lenkten. So wurde 1913 die Beerdigungszeremonie einer Persönlichkeit der Sozialdemokratischen Partei bald zu einem echten politischen Ereignis. Ein Kameramann war bereit, das Ereignis zu filmen. Einmal mehr hat das Kino eine Situation von großer historischer und politischer Bedeutung dokumentiert und einen äußerst komplexen Diskurs eröffnet.

1927 fand der Brand des Justizpalastes in Wien statt. Männer und Frauen rannten durch die Straßen der Stadt, um sich zu retten. Ein Wendepunkt wurde erreicht, als man allmählich erkannte, wie viel die politischen Parteien bereit waren, in einer Notlage für die Bürger zu tun. Das Kino hat wieder einmal alles gefilmt.

Schließlich geschah zwischen 1930 und 1931 etwas höchst Provokantes im Kino: Der Tod auf dem Schlachtfeld wurde als Heldentat dargestellt, als Heldentat, die für das Wohl des Vaterlandes notwendig war. Einige Zuschauer waren empört und interpretierten das Ereignis als Provokation, während andere es mit Bewunderung betrachteten. In der Zwischenzeit begann der Faschismus langsam Fuß zu fassen.

Als wichtiger Zeuge unserer Geschichte hat sich das Kino stets zu Wort gemeldet, indem es von Zeit zu Zeit von bestimmten Realitäten erzählte, denjenigen, die lange Zeit geschwiegen hatten, eine Stimme gab, die Zuschauer zum Nachdenken anregte und sie manchmal sogar zum aktiven Handeln anregte, um die politische und soziale Situation in ihrem Land zu verändern. In diesen Jahren des großen Aufruhrs wurde das österreichische proletarische Kino also endlich populär. Die Menschen mussten mitreden, ihre Stimme erheben, sich gegen bestimmte Dynamiken auflehnen. Kino und Politik gingen nun offiziell Hand in Hand.

Bibliographie: Das tägliche Brennen: eine Geschichte des österreichischen Films von den Anfängen bis 1945, Elisabeth Büttner, Christian Dewald, Residenz Verlag
Info: Die Seite von Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? auf iMDb