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von Johann Schwarzer
Note: 6.5
Obwohl unvollständig, ist Diana im Bade – unter der Regie des Fotografen und Chemikers Johann Schwarzer und produziert von der umstrittenen Saturn-Film – ein wichtiger Teil der österreichischen Filmgeschichte, der uns unterhält und uns zwei Minuten angenehme Unbeschwertheit schenkt.
Schelmischer Sommer
Einer der wichtigsten Pioniere der österreichischen Filmgeschichte ist zweifellos der Fotograf und Chemiker Johann Schwarzer, der mit seiner Produktionsfirma Saturn-Film ab 1906 die ersten erotischen Kurzfilme drehte und damit zahlreiche Skandale und den Unmut der Öffentlichkeit und der Behörden hervorrief. Nachdem Schwarzer gezwungen war, seine Firma zu schließen, und nachdem er in den Ersten Weltkrieg eingezogen wurde, sind viele seiner Filme leider verloren gegangen, andere sind sogar unvollständig. Dies ist zum Beispiel bei Diana im Bade aus dem Jahr 1907 der Fall, von dem heute nur noch der erste Teil erhalten ist.
In Diana im Bade sehen wir also – in etwa anderthalb Minuten – eine junge, elegante Frau, die fröhlich auf einen Bach inmitten der Natur zugeht. Entschlossen, ein Bad zu nehmen, beginnt die Frau, sich langsam zu entkleiden. Genau im Moment, in dem sie ihre Strümpfe auszieht, endet der Film. Wir wissen nicht, ob der zweite Teil damals zensiert wurde (was sehr unwahrscheinlich ist, da Nacktszenen in Schwarzers Filmen üblich waren) oder ob er, was plausibler ist, verloren ging oder beschädigt wurde.
Wie in den Werken des Filmemachers üblich, ist der Regieansatz in Diana im Bade also äußerst minimalistisch. Eine einzige starre Kameraeinstellung (die vermutlich während des gesamten Films beibehalten wurde) zeigt uns die Frau aus der Ferne. Damals gab es nur wenige und sehr rudimentäre Möglichkeiten, Filme zu drehen, obwohl in den 1910er Jahren große Aufmerksamkeit auf die Filmproduktion im Inland gelegt wurde. Zu Schwarzers Zeiten lag Österreich jedoch weit hinter dem Rest der Welt zurück, was diese neue Erfindung anbelangt. Gleichzeitig war man davon angenehm fasziniert, und bereits zahlreiche Zuschauer besuchten die verschiedenen Kinos der Stadt, um sich vor allem Kurz- und Dokumentarfilme anzusehen, die im Ausland oder von einigen der vorübergehend in Österreich tätigen Filmemacher der Brüder Lumière oder der französischen Produktionsfirma Pathé gedreht worden waren.
Trotz des erotischen Charakters und der erwähnten Nacktszenen zeichnen sich Johann Schwarzers Werke aber auch durch eine willkommene Komik und leichte Ironie aus. Niemand scheint sich in seinen Filmen zu ernst zu nehmen. So auch in Diana im Bade, in der die heitere Haltung und die theatralischen, oft fast übertriebenen und unnatürlichen Gesten der jungen Protagonistin sofort auffallen.
Viele Jahre später kann man daher den Charme und die unbestrittene historische Bedeutung dieses Films sowie zahlreicher anderer Filme des umstrittenen Filmemachers nicht übersehen. Obwohl unvollständig, ist Diana im Bade ein wichtiger Teil der österreichischen Filmgeschichte, der uns unterhält und uns nur zwei Minuten angenehme Unbeschwertheit schenkt.
Titel: Diana im Bade
Regie: Johann Schwarzer
Land/Jahr: Österreich / 1907
Laufzeit: 2’
Genre: Filmkomödie, Erotikfilm
Buch: Johann Schwarzer
Kamera: Johann Schwarzer
Produktion: Saturn-Film