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von Harald Sicheritz
Note: 7
Freispiel ist eine spannende Verwechslungskomödie, ein stimmungsvolles und originelles Porträt des nächtlichen Wien, aber auch das persönliche Drama eines Mannes, der seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden zu haben scheint.
Die Vergangenheit kehrt wieder
Regisseur und Musiker Harald Sicheritz gehört seit einigen Jahren zu den unbestrittenen Meistern der Mainstream-Komödie in Österreich. Im Laufe seiner Karriere hat der Filmemacher Filme gedreht, die in seinem Heimatland zum Kult geworden sind, angefangen mit Muttertag (1994), seinem ersten Spielfilm, über Hinterholz 8 (1998), Qualtingers Wien (1997) und Poppitz (2002), um nur einige zu nennen. Nur ein Jahr nach Muttertag drehte der Regisseur einen weiteren Spielfilm, in dem die Musik – seine lebenslange Leidenschaft – eine zentrale Rolle spielt. Die Rede ist von Freispiel aus dem Jahr 1995, das in Zusammenarbeit mit Schauspieler und Kabarettist Alfred Dorfer, der die Hauptrolle spielt, geschrieben wurde.
Die Geschichte ist die des Musiklehrers Robert Brenneis (Dorfer), der seit einigen Jahren mit Doris (Andrea Eckert) verheiratet ist und es bedauert, sich nicht als Musiker etabliert zu haben. Sein Bedauern wird noch stärker, als Roland Pokorny (Lukas Resetarits), sein langjähriger Freund, der im Gegensatz zu ihm ein berühmter Sänger geworden ist, ein Konzert in Wien gibt. Wird Robert jemals in der Lage sein, seine Träume zu verwirklichen oder zumindest mit sich selbst im Reinen zu sein? Wird seine Frau Doris, die als Agentin für zahlreiche Künstler arbeitet, ihm helfen können, sich zu etablieren oder zumindest zu entspannen, vielleicht sogar mit einer schönen Reise nach Italien?
Freispiel ist eine spannende Verwechslungskomödie, ein stimmungsvolles und originelles Porträt des nächtlichen Wien, aber auch das persönliche Drama eines Mannes, der seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden zu haben scheint. Alfred Dorfer trägt den ganzen Film meisterhaft auf seinen Schultern und schenkt uns einen Protagonisten, der zweifelsohne talentiert, aber auch auf seine Weise unbeholfen und gequält ist, ein perfektes Porträt vieler Künstler, die nicht den erhofften Erfolg erreicht haben.
Wenn wir auf Sicheritz‘ vorherigen Spielfilm, Muttertag, zurückblicken, stellen wir fest, dass Freispiel etwas zurückhaltender ist, was Gags oder generell Komik angeht (außer natürlich in Momenten wie Doris‘ Heimkehr, als sie glaubt, ihr Mann habe sie betrogen, oder dem „Kampf“ zwischen Robert und Roland auf einem Dach). Ebenso gibt es hier keinen Diskurs über die Gesellschaft, ihre grotesken Aspekte, ihre bizarren Gewohnheiten und Schwächen. In Freispiel dreht sich alles um den Protagonisten, und gleichzeitig wird uns eine Welt gezeigt, in der es besonders schwer ist, bemerkt zu werden, in der man selten „jemand“ sein kann, in der man bereit ist, alles zu tun, um seinen Nutzen zu erhalten.
Harald Sicheritz hat eine angenehme und gut geschriebene Komödie geschaffen, eine unprätentiöse Komödie, die den Zuschauer gut anderthalb Stunden lang „im Takt der Musik“ unterhält und amüsiert. Und das ist in jedem Fall keine Kleinigkeit.
Titel: Freispiel
Regie: Harald Sicheritz
Land/Jahr: Österreich / 1995
Laufzeit: 94’
Genre: Filmkomödie
Cast: Alfred Dorfer, Lukas Resetarits, Andrea Eckert, Benjamin Olesko, Gudrun Tielsch, Roland Düringer, Reinhard Nowak, Günther Paal, Clarissa Altmann, Wolfgang Böck, Silvia Fenz, Andrea Händler, Beatrice Frey, Georges Kern, Rudolf Knor, Walter Kordesch, Harald Sicheritz, I. Stangl, Margarete Tiesel, Susanne Wuest
Buch: Alfred Dorfer, Harald Sicheritz
Kamera: Helmut Pirnat
Produktion: Fernsehfilmproduktion Dr. Heinz Schneiderbauer