This post is also available in:
Italiano (Italienisch)
English (Englisch)
von Tizza Covi und Rainer Frimmel
Note: 8
Das ist Alles ist eine spannende und bewegende Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart, in der uns Fragmente des Alltags fast wie alte Fotografien gezeigt werden. Tizza Covi und Rainer Frimmel haben wieder einmal eine Realität auf die Leinwand gebracht, die fast zu einer eigenständigen Welt zu gehören scheint. Wie bei ihren Arbeiten üblich, wirkt das, was sie uns erzählen, wieder einmal wie ein Märchen.
Once upon a time…
Im kleinen russischen Dorf Jasnaja Poljana im Gebiet Kaliningrad, dem früheren Nordpreußen, gibt es kleine Bauernhäuser, eine Diskothek, ein Lebensmittelgeschäft und mehrere kleine Handwerksbetriebe. Das ist alles, wie ein junger Einwohner sagte. Die Einfachheit des Alltags, der Wert jeder Geste und jeder Gewohnheit, die Sehnsucht nach einer friedlichen und gelassenen Gegenwart und die Erinnerung an eine vergangene Zeit sind daher die absoluten Protagonisten des Dokumentarfilms Das ist Alles, den die berühmten RegisseurInnen Tizza Covi und Rainer Frimmel 2001 drehten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen viele Familien, hauptsächlich aus Kasachstan, ins Dorf. Herr Deis kultiviert ein kleines Stück Land und erklärt der Kamera, welche Kräuter seiner Ernte schaden können. In der Zwischenzeit kocht Frau Deis hauptsächlich und erzählt gerne Anekdoten aus der Vergangenheit über ihre Familie und ihre beiden Töchter. Viktor Benz hatte schon immer eine Leidenschaft für Elektronik, genau wie sein Vater. Er repariert kleine Elektrogeräte für seine Mitbürger, baut aber auch Flugzeuge und träumt nachts davon, was er noch alles bauen könnte. Nadja und Alexej schließlich leben seit den 1950er Jahren im Dorf, necken sich gegenseitig, erinnern sich an vergangene Zeiten, bedauern die alte Regierung und erzählen von ihren Tagen.
Sie sind daher einige der Protagonisten dieses kleinen und interessanten Das ist Alles: Männer und Frauen, die eine bedeutende Vergangenheit hinter sich haben und schließlich in einer einfachen ländlichen Realität zur Ruhe gekommen sind, wo es nichts weiter braucht als das Nötigste zum Leben. Fröhliche traditionelle Musik, die einer von ihnen auf seinem Akkordeon spielt, bereichert die wertvollen Momente, die die Kamera von Tizza Covi und Rainer Frimmel dokumentiert. Jede der Figuren, die perfekt in der Mitte der Kameraeinstellung stehen, erzählt uns ihre Geschichte, und alles wird durch kurze, kontemplative Plansequenzen noch eindrucksvoller, in denen große Ackerflächen, Dorfstraßen und Weidetiere die absoluten Protagonisten sind, zusammen mit den Farben und Geräuschen, die die Natur zu bieten hat.
Tizza Covi und Rainer Frimmel zeigen uns eine kleine Realität, in der die Zeit stillzustehen scheint und langsam von täglichen Gewohnheiten geprägt ist, wie zum Beispiel der Rasur mit einem alten Handrasierer („der im Gegensatz zu modernen elektronischen Rasierern nie kaputt geht“) oder dem Kochen eines traditionellen kasachischen Gerichts. Und während eine Gruppe von Kindern, die unbeholfen in die Kamera lächeln und nicht wissen, was sie sagen sollen, dem Ganzen einen ironischen und spielerischen Charakter verleiht, vermitteln die Momente, in denen Stille herrscht, voll und ganz die Atmosphäre des Dorfes.
Das ist Alles ist ein wertvolles Zeugnis für eine Realität, die nur wenige Menschen kennen. Eine spannende und bewegende Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart, bei der uns Fragmente des Alltags wie alte Fotografien gezeigt werden. Wieder einmal haben die beiden RegisseurInnen auf der Leinwand eine Realität gezeigt, die fast Teil einer eigenständigen Welt zu sein scheint und uns das Gefühl gibt, Teil davon zu sein. Wie bei ihren Arbeiten üblich, wirkt das, was sie uns erzählen, wieder einmal wie ein Märchen. Ein Märchen, das keinen Zauberspruch und keine Fantasiefigur braucht, um noch wertvoller zu sein.
Titel: Das ist Alles
Regie: Tizza Covi, Rainer Frimmel
Land/Jahr: Österreich / 2001
Laufzeit: 98’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Tizza Covi, Rainer Frimmel
Kamera: Rainer Frimmel
Produktion: Vento Film