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DER WEIßE KOBOLD

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von Marvin Kren

Note: 7

In Der weiße Kobold sehen wir ein unerwartetes Wien. Ein Wien, das zum Leben erwacht, wenn alle schlafen. Ein glänzendes und glitzerndes Wien, aber auch das Reich der Unterwelt, in dem das Geld die absolute Hauptrolle zu spielen scheint, auch und vor allem dann, wenn die Liebe zur Kunst und zur Schönheit herrschen sollte. Auf der Diagonale’22.

Es geschah in einer Nacht

Auf das Talent des Regisseurs Marvin Kren sind wir schon seit einigen Jahren aufmerksam geworden. Doch der junge Wiener Filmemacher überrascht immer wieder, und auch wenn er zum ersten Mal eine Komödie inszeniert, ist er der Aufgabe gewachsen. Das gilt also für den Spielfilm Der weiße Kobold, der Teil der ORF-Stadtkomödie-Reihe ist und auf der Diagonale’22 uraufgeführt wurde.

Der weiße Kobold ist ein verrücktes Abenteuer durch die Straßen Wiens, eine Nacht, in der alles Mögliche passiert, eine Reihe von urkomischen, paradoxen Situationen, in denen Kunst und Unterwelt aufeinandertreffen, aufeinanderprallen und ungewöhnliche Kunstwerke schaffen. Freddy (gespielt von einem exzellenten Frederick Lau) führt ein langweiliges Leben: Ein Job in einer Speditionsfirma, ein Chef, dem er nie Paroli bieten kann, ein heißer Tee, der jedes Mal nach der Arbeit bestellt wird. Eines Tages jedoch beginnt der Mann, seinen Chef krimineller Verbindungen zu verdächtigen, und beginnt zu ermitteln. Am selben Abend lernt er zufällig Ema (Maya Unger) kennen, die ihn bittet, sich als ihr Bruder Martin (den sie momentan nicht erreichen kann) auszugeben und mit ihr zu einer Ausstellung von Martins Bildern zu gehen. Nach und nach nehmen die Dinge jedoch eine unerwartete Wendung und die beiden finden sich auf der Flucht durch die Straßen der Stadt wieder, wo ein unvorhergesehenes Ereignis nach dem anderen auf sie wartet.

Ein nächtliches, geheimnisvolles Wien. Das Haus eines Millionärs, der mit Kunst handelt, aber nicht wirklich etwas von Kunst versteht. Ein junger, vielversprechender Künstler, der einen „weißen Kobold“ gefunden zu haben scheint, der ihm die nötige Inspiration gibt. Und wieder Drogenhandel, angesagte Clubs, Taxifahrer, die das Zehnfache für eine „schneller als erwartete“ Fahrt haben wollen. Der weiße Kobold fällt sofort durch seine atemberaubenden Rhythmen auf, aber auch durch einen willkommenen schwarzen Humor, der sich auf elegante Weise über bestimmte Realitäten lustig macht, ohne sie um jeden Preis verurteilen zu wollen.

Obwohl Marvin Kren seinen Spielfilm für das Fernsehen gedreht hat, muss man sofort zugeben, dass Der weiße Kobold überhaupt nicht wie ein Fernsehfilm aussieht, dank einer dynamischen Regie, die gut mit Zeit und Raum (inklusive der zahlreichen Verfolgungsjagden und rasanten Rennen) umgeht, und der meisterhaften Kinematographie von Martin Gschlacht.

In Der weiße Kobold sehen wir ein unerwartetes Wien. Ein Wien, das zum Leben erwacht, wenn alle schlafen. Ein glänzendes und glitzerndes Wien, aber auch das Reich der Unterwelt, in dem das Geld die Hauptrolle zu spielen scheint, auch und gerade wenn die Liebe zur Kunst und zur Schönheit herrschen sollte.

Marvin Kren setzt dies auf witzige und unterhaltsame Weise in Szene, wobei er sich selbst nie zu ernst nimmt, sondern sich bei seinem ersten Ansatz mit einer Komödie der Situation gewachsen zeigt. Der weiße Kobold ist der Film, den man nicht erwartet. Und was uns erwartet, ist zweifelsohne eine angenehme Überraschung.

Titel: Der weiße Kobold
Regie: Marvin Kren
Land/Jahr: Österreich / 2022
Laufzeit: 89’
Genre: Filmkomödie
Cast: Frederick Lau, Maya Unger, Simon Steinhorst, Thomas Mraz, Zoe Straub, Michael Thomas, Pislik88, David Oberkogler, Paul Basonga, Gabriela Schmoll, Michael Rziha, Tobias Wagner, Nadiv Moicho, Sasa Barbul, Brigitte Kren, Martin Grandits, Kida Khodr Ramadan, Kirsten Kren
Buch: Marvin Kren
Kamera: Martin Gschlacht
Produktion: Bayerischer Rundfunk, Lotus Film, ORF

Info: Die Seite von Der weiße Kobold auf iMDb; Die Seite von Der weiße Kobold auf der Webseite der Lotus Film