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DIE TAT DES ANDREAS HARMER

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von Alfred Deutsch-German

Note: 7.5

Die Tat des Andreas Harmer ist ein äußerst feiner Film noir, in dem – wie schon der großartige Fritz Lang 1926 in Metropolis gezeigt hatte – die klare Trennung zwischen Gut und Böse auf zwei Ebenen durch die Schauplätze gut dargestellt wird, seien es die Keller eines Gebäudes und die Kanalisation der Stadt oder ein sonniger Park an einem heißen Sommertag.

Aus dem Dunkel der Großstadt

Um 1930 wurden hauptsächlich Tonfilme produziert. Zumindest war dies in den Vereinigten Staaten der Fall. In Europa hingegen setzte sich der Tonfilm erst viel später durch. So entstand erst 1930 der erste deutsche Tonfilm in der Filmgeschichte (Der blaue Engel von Josef von Sternberg). Es ist daher nicht verwunderlich, dass in Österreich – wie auch im übrigen Europa – zu dieser Zeit noch Stummfilme gedreht wurden. Dennoch stammen aus dieser Zeit wahre Perlen der Filmgeschichte, Filme, die ästhetisch und erzählerisch besonders reizvoll sind und die heute wie damals ein Publikum jeden Alters faszinieren, unterhalten und bewegen. Das gilt auch für den Spielfilm Die Tat des Andreas Harmer aus dem Jahr 1930, den vorletzten Film des Regisseurs Alfred Deutsch-German.

Inszeniert wird also die Geschichte des jungen Andreas Harmer (gespielt von Oskar Marion), der zunächst arbeitslos ist und dann, dank der Hilfe seiner Schwester, die als Kindermädchen im Haus des Hofrats Othmar Valentin (Arthur von Duniecki) arbeitet, Polizist wird. Bald kommt er in Kontakt mit zwei Fälschern (Attila Hörbiger und Kurt Doehn), die im Souterrain von Valentins Haus wohnen und die, gestört durch die Anwesenheit eines Polizisten, der häufig im Haus ist, alles tun, um ihn zu vertreiben, und sogar Valentins Tochter entführen.

Der heute fast vergessene Film Die Tat des Andreas Harmer ist in der Tat ein äußerst feiner Film noir, in dem – wie es schon 1926 in Metropolis der großartige Fritz Lang gezeigt hatte – die klare Trennung zwischen Gut und Böse auf zwei Ebenen durch die Schauplätze gut dargestellt wird, sei es der Keller eines Gebäudes oder die Kanalisation der Stadt (was die von Kriminellen frequentierten Umgebungen betrifft) oder ein sonniger Park an einem heißen Sommertag.

Alfred Deutsch-German konzentrierte sich auf jedes kleinste Detail, mal auf einzelne Gegenstände, mal auf Narben an einem Ohr, mal auf intensive Nahaufnahmen von verliebten jungen Frauen, die aufgrund bizarrer Missverständnisse Schwierigkeiten haben, ihre Liebesträume zu erfüllen.

Und genau die zarte Liebesgeschichte zwischen Andreas und der jungen Paula, der er nach einem versuchten Raubüberfall hilft, fungiert als angenehme – wenn auch nicht immer gut entwickelte – Nebenhandlung zur Noir-Komponente. Die Tat des Andreas Harmer ist also eindeutig von dem inspiriert, was gleichzeitig in Frankreich und in den Vereinigten Staaten gedreht wurde, und ist ein abendfüllender Film mit internationalem Flair und einer Geschichte, die nicht nur in Österreich (die Stadt Wien selbst spielt hier praktisch keine zentrale Rolle), sondern in jeder anderen großen Stadt der Welt spielen könnte. Eine Liebesgeschichte voller Adrenalin, die in der ereignisreichen Schlussszene ihren richtigen Abschluss findet.

Nach Die Tat des Andreas Harmer drehte Alfred Deutsch-German nur noch einen weiteren Film (Der Musikant von Eisenstadt, gedreht 1934 und sein einziger Tonfilm). Für den Rest seines Lebens, bis zu seinem tragischen Tod im Konzentrationslager Auschwitz, arbeitete er hauptsächlich als Filmproduzent. Die Filme, bei denen er Regie führte, sind aber noch heute wahre Perlen der österreichischen Filmgeschichte.

Titel: Die Tat des Andreas Harmer
Regie: Alfred Deutsch-German
Land/Jahr: Österreich / 1930
Laufzeit: 93′
Genre: Noir
Cast: Arthur von Duniecki, Tala Birell, Attila Hörbiger, Gina Puch-Klitsch, Oskar Marion, Paula Pfluger, Annie Rosar, Annie Markart, Ly Corelly, Walter Huber, Roman Winter, Kurt Doehn
Buch: Alfred Deutsch-German
Kamera: Hans Theyer
Produktion: Sascha-Film

Info: Die Seite von Die Tat des Andreas Harmer auf iMDb