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von Harald Sicheritz
Note: 7
Poppitz ist urkomisch, scharf und scheut sich nicht, die Gewohnheiten und Fehler des Großbürgertums zu zeigen. Und durch die Inszenierung der Missgeschicke des armen Gerry zeichnet er ein umfassendes Porträt der heutigen Gesellschaft. Eine oberflächliche Gesellschaft, die sich nur um „Äußerlichkeiten“ kümmert und Luxus als Lösung für jedes Problem sieht.
Ein erholsamer Urlaub?
Harald Sicheritz ist sicherlich einer der beliebtesten Regisseure, wenn es darum geht, lustige Komödien in Österreich zu drehen. Der Autor von Kultfilmen wie Muttertag (1994), Qualtingers Wien (1997) oder Hinterholz 8 (1998) hat die Erwartungen von Publikum und Kritikern nicht immer erfüllt (man denke, zum Beispiel, am jüngsten Baumschlager aus dem Jahr 2017). Dies gilt jedoch nicht für den Spielfilm Poppitz aus dem Jahr 2002, der ebenfalls als eine der lustigsten österreichischen Komödien der letzten Jahre gilt.
Die Geschichte handelt vom Autoverkäufer Gerry Schartl (gespielt vom hervorragenden Roland Düringer), der mit Lena (Marie Bäumer) verheiratet und Vater der Teenagerin Patrizia (Nora Heschl) ist. Eines Tages stirbt sein Chef während eines Meetings plötzlich, und während der Beerdigung bemerkt Gerry, dass der Sohn des Verstorbenen mit einem mysteriösen Herrn Poppitz telefoniert. Wer könnte dieser Mann sein? Vielleicht sein nächster Chef? Dieser Gedanke wird den armen Gerry auch während eines Urlaubs mit seiner Familie quälen. In diesem Urlaub passieren alle möglichen Dinge, und Gerry lernt sogar einen faszinierenden Mann kennen, der die ganze Zeit mit seiner Frau flirtet und der Poppitz heißt. Wird er vielleicht sein zukünftige Chef sein?
Poppitz ist eine bizarre Reise in die Gedankenwelt seines Protagonisten. Eine Reise, bei der sich Gerry nicht nur mögliche paradoxe Situationen ausdenkt, sondern auch die urkomischen Gewohnheiten von Deutschen und Österreichern in einem Touristendorf inszeniert. Und gerade die Unterschiede zwischen den beiden Völkern sind es, die Harald Sicheritz in seinem Spielfilm in den Mittelpunkt stellt. Der Wiener Dialekt kontrastiert mit dem Hochdeutsch, verschiedene Armbänder werden an die ankommenden Touristen verteilt, lärmende Familien filmen ständig die peinlichsten Momente mit ihren Kameras, verlorene Koffer scheinen nie an ihre Besitzer zurückgegeben zu werden, Teenager versuchen, ihre ersten romantischen Verabredungen abseits der neugierigen Augen ihrer Eltern zu arrangieren und Phobien vor Kakerlaken verschwinden auf unerklärliche Weise.
All dies geschieht in Poppitz. Und Harald Sicheritz gelingt es meisterhaft, ein reichhaltiges und gut geschriebenes Drehbuch zu entwickeln, in dem ein willkommener schwarzer Humor fast die Hauptrolle spielt. In Poppitz ist niemand wirklich schuldig oder unschuldig. Der Protagonist gerät in oft unvorstellbare Situationen, denkt an „extreme“ Lösungen und ist am Ende des Urlaubs noch gestresster als zuvor. Was aber, wenn das alles nur ein Hirngespinst von ihm wäre? Harald Sicheritz verwirrt uns, bietet uns viele Lösungsmöglichkeiten und hat gemeinsam mit uns Spaß am Spiel mit seinen Protagonisten.
Schillernde Lichter, bunte Farben, kitschige Kleidung und peinliche Karaoke-Nächte stehen im Kontrast zu den düsteren Lichtern einer intimen Beerdigung in einem verregneten Wien oder zur kalten Atmosphäre in einem prunkvollen Haus. Poppitz ist scharf, scheut sich nicht, die Gewohnheiten und Fehler des Großbürgertums zu zeigen, und zeichnet durch die Inszenierung der Missgeschicke des armen Gerry ein umfassendes Porträt der heutigen Gesellschaft. Eine oberflächliche Gesellschaft, die sich nur um „Äußerlichkeiten“ kümmert und Luxus als Lösung für jedes Problem sieht.
All dies, zusammen mit originellen und urkomischen Gags, macht Poppitz wohl zu einer der besten Komödien von Harald Sicheritz. Ein Film, der noch immer in der kollektiven Vorstellung verankert ist und zu Recht als ein Klassiker des zeitgenössischen österreichischen Films gilt.
Titel: Poppitz
Regie: Harald Sicheritz
Land/Jahr: Österreich / 2002
Laufzeit: 99’
Genre: Filmkomödie
Cast: Roland Düringer, Marie Bäumer, Nora Heschl, Kai Wiesinger, Reinhard Nowak, Oliver Korittke, Maria Hofstätter, Alfred Dorfer, Eva Billisich, Sabina Riedel, Viktoria Stifter, Karl Künstler, David Heissig, Maverick Quek, Antonia Cäcilia Holfelder, Özgür Özata, Sissi Wolf, Vinzenz Kiefer, Joseph Hannesschläger, Sun-Young Spatzek-Yun, Wolfgang Pissecker, Andrea Händler, Gerhard Greger, Erika Mottl, Peter Lerchbaumer
Buch: Roland Düringer, Harald Sicheritz
Kamera: Helmut Pirnat
Produktion: Dor Film, Seven Islands Film