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von Wolfgang Liebeneiner
Note: 5
Im Vergleich zu Die Trapp Familie hat man fast den Eindruck, dass Die Trapp Familie in Amerika auf Autopilot läuft. Was im ersten Film erfolgreich war, wird hier fast unverändert wiederholt. Die Musik ist bewegend, aber nicht so sehr, wie sie sein sollte, und auch die zahlreichen Rückblenden auf den Spielfilm von 1956 sind zu gekünstelt.
Weit weg von Österreich
Zwei Jahre sind vergangen. Wolfgang Liebeneiners Die Trapp Familie war auch außerhalb Österreichs ein großer Erfolg. Die Geschichte dieser großen österreichischen Sängerfamilie – der Trapp Family Singers, deren Geschichte bereits in dem gleichnamigen Roman von Maria von Trapp erzählt wurde – hat Zuschauer aller Altersgruppen fasziniert. Aber wie wir alle wissen, wollen Zuschauer oft noch mehr. Und nachdem sie gesehen haben, wie die Trapp-Familie in den USA aufgenommen wurde, sind sie zweifellos neugierig zu erfahren, wie die Gruppe von Sängern ihr Leben fern der Heimat wieder aufgebaut hat. So wurde 1958 Die Trapp Familie in Amerika, wiederum unter der Regie von Liebeneiner und mit der gleichen Besetzung, die schon den vorherigen Spielfilm so erfolgreich gemacht hatte, gedreht.
Wir befinden uns also in den Vereinigten Staaten. Ein kleiner Bus mit der Aufschrift „The Trapp Family Singers“ fährt durch die Straßen der Stadt. An Bord: Die ganze Familie Trapp, begleitet von ihrem Freund und Mentor Dr. Weisner (gespielt von Josef Meinrad). Die Kinder singen ein traditionelles österreichisches Lied. Die Atmosphäre scheint friedlich, aber irgendetwas beunruhigt ihre Mutter Maria (Ruth Leuwerik). Wird das Publikum jemals religiöse Lieder und Volkslieder mögen, die nichts mit der lokalen Kultur zu tun haben? Leider gehen nur sehr wenige Menschen zu ihren Konzerten.
In Die Trapp Familie in Amerika sehen wir also, wie sich unsere ProtagonistInnen in einer völlig neuen Welt fern der Heimat eingerichtet haben. Das Gefühl der Desorientierung, die starke Sehnsucht nach der Heimat, aber auch ein mutiger Optimismus trotz der finanziellen Schwierigkeiten sind die perfekten Protagonisten. Doch wenn wir an den Spielfilm Die Trapp Familie zurückdenken, sieht alles anders aus. Und das betrifft vor allem die Erzählstruktur, die in diesem zweiten Film trotz einiger amüsanter Gags und des unbestrittenen Könnens der Besetzung zwangsläufig monotoner und redundanter ist.
Im Vergleich zu Die Trapp Familie hat man also fast den Eindruck, dass Die Trapp Familie in Amerika fast auf Autopilot läuft. Was im ersten Film gelungen ist, wird hier fast unverändert wiederholt (wie zum Beispiel die Familie, die im Chor singt, und Ruth Leuwerik, die am Ende des Liedes in die Kamera schaut und den Zuschauer direkt anspricht). Die Musik ist bewegend, aber nicht so sehr, wie sie sein sollte, und die vielen Rückblenden zum Spielfilm von 1956 sind übermäßig gekünstelt, manchmal sogar übertrieben. Schade.
Es kommt jedoch vor, dass man nach einem erfolgreichen Film das Bedürfnis verspürt, eine Fortsetzung zu drehen. Und leider kommt es häufig vor, dass sich eine solche Fortsetzung als völlig nutzlos und persönlichkeitslos erweist. Dies ist zum Beispiel bei den letzten beiden Filmen der erfolgreichen Sissi-Saga (Ernst Marischka 1956 und 1957) der Fall, ebenso wie bei Die Trapp Familie in Amerika. Das Publikum liebt diese sympathische, singende Familie zweifelsohne. Aber, wie man so schön sagt, „never take a joke too far“.
Titel: Die Trapp Familie in Amerika
Regie: Wolfgang Liebeneiner
Land/Jahr: Deutschland, Österreich / 1958
Laufzeit: 88’
Genre: Drama, Musikfilm, Filmbiografie
Cast: Ruth Leuwerik, Hans Holt, Josef Meinrad, Adrienne Gessner, Wolfgang Wahl, Peter Esser, Till Klockhow, Holger Hagen, Claus Lombard, Michael Ande, Knut Mahlke, Ursula Wolff, Angelika Werth, Monika Wolf, Ursula Ettrich, Monika Ettrich, Horst Tappert
Buch: Herbert Reinecker
Kamera: Werner Krien
Produktion: Divina-Film