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Dem Regisseur Willi Forst ist es zu verdanken, dass der glorreiche Wiener Film in der ganzen Welt geschätzt wurde. Ihm ist es zu verdanken, dass wir auch heute noch vor einer zarten Liebesgeschichte in der magischen Stadt Wien lachen, gerührt sein und träumen können.
Bilder eines fernen Wiens
Wenn wir an einen der bedeutendsten Regisseure in der österreichischen Filmgeschichte denken, kommt uns der Name Willi Forst in den Sinn. Willi Forst hat es wie kein anderer geschafft, dass der Wiener Film international bekannt wurde. Willi Forst hat mit seinem unverwechselbaren Stil und seiner nahezu perfekten Inszenierung in Österreich fast ein neues Filmgenre geschaffen. Ein Filmgenre, das uns auch nach Jahren noch begeistert, zum Lachen bringt und uns träumen lässt.
Willi Forst war aber nicht nur ein erfolgreicher Filmregisseur. Wilhelm Anton Frohs wurde am 7. April 1903 in Wien als Sohn des Porzellanmalers Wilhelm Frohs und der Maria Perschl geboren. Nach Abschluss seines Studiums begann Forst sofort als Schauspieler zu arbeiten, obwohl er kein Schauspielstudium absolviert hatte. Der Erfolg ließ jedoch nicht lange auf sich warten, und das Publikum schätzte den jungen Willi Forst in den besten österreichischen und deutschen Theatern. Bald wurde jedoch auch die Filmwelt auf ihn aufmerksam, und sein erster Filmauftritt war 1922 in Michael Curtiz‘ Sodom und Gomorrha. Mit seiner verführerischen Stimme und seiner angeborenen Klasse gewann Forst das Publikum sofort für sich.
Die Figuren, die er spielte, waren meistens Wiener Kavaliere, manchmal auch Kleinkriminelle, alle äußerst elegant und verführerisch. Dies ist zum Beispiel der Fall bei dem Kleinganoven Ferdl, dem Protagonisten von Café Elektric (Gustav Ucicky, 1927). Dies ist seine erste Hauptrolle, die er zusammen mit Marlene Dietrich spielte. Dank dieses Films wurde Willi Forst zu einem immer beliebteren Schauspieler. Aber konnte ein so vielseitiger Künstler – der sich auch als Sänger etabliert hatte – mit einer einfachen Schauspielkarriere zufrieden sein? Nein, natürlich nicht. 1933 drehte Forst endlich seinen ersten Film als Regisseur: Leise fliehen meine Lieder, basierend auf dem Leben des berühmten Komponisten Franz Schubert, mit Hans Jaray und Luise Ullrich in den Titelrollen und nach dem Drehbuch von Walter Reisch, der viele Jahre lang mit Forst zusammenarbeitete.
Der Stil von Willi Forst als Regisseur ist unverwechselbar. Seine Lieblingsfilme spielten im Wien der Vergangenheit, im biedermeierlichen Wien, in einem glanzvollen, prächtigen, oft großbürgerlichen, aber auch unglaublich romantischen und verträumten Wien. Nicht selten gab es zärtliche Liebesgeschichten zwischen Menschen aus verschiedenen Schichten, zwischen ärmeren Mädchen und wohlhabenden Bürgern und andersherum. Tänze, Gesang und elegante Kostüme taten ihr Übriges. Und in dieser Hinsicht war der große Protagonist der Filme von Willi Forst die Musik. Musik und Dialoge waren perfekt aufeinander abgestimmt, genau wie in den Operetten. Dies war eines der wichtigsten Markenzeichen von Forsts Filmen. Dies war eines der Merkmale von Spielfilmen wie Maskerade (mit einer außergewöhnlichen jungen Paula Wessely, gedreht 1934), Burgtheater (1936), Allotria (1936), Bel Ami (1939) und Wiener Blut (1942), um nur einige zu nennen.
Diese Filme waren ein außerordentlicher Erfolg. Ebenso wurde die Karriere von Willi Forst immer erfolgreicher. 1936 gründete der Regisseur die Willi Forst Filmproduktion, die auch eine Filiale in Berlin hatte. In der Zwischenzeit änderte sich die politische Situation und die Meinungsfreiheit in Österreich wurde immer geringer. Viele Künstler und Schriftsteller waren gezwungen, zu emigrieren (Walter Reisch selbst zog in die Vereinigten Staaten), und diejenigen, die in ihrer Heimat blieben, mussten sich unbedingt an bestimmte Regeln halten. Zu den bekanntesten Filmemachern, die sich entschlossen, in Österreich zu bleiben und die manchmal auch bestimmte Propagandafilme drehten, gehören Geza von Bolvary, E. W. Emo, Gustav Ucicky und Eduard von Borsody. Dennoch gab es Regisseure, die bei der nationalsozialistischen Regierung so hoch angesehen waren, dass sie es vermeiden konnten, in ihren Filmen politische Themen zu behandeln. Zu ihnen gehörte auch Forst.
Willi Forst, der sowohl von Adolf Hitler als auch von Joseph Goebbels besonders geschätzt wurde, inszenierte in den 1930er und 1940er Jahren vor allem Liebes- und Musikfilme, die im Wien der Jahrhundertwende spielen. Und dem Publikum hat das sehr gut gefallen. Zu der Tatsache, dass er von der NSDAP irgendwie „geschützt“ wurde, sagte Forst später, dass er gezwungen war, weiter Filme zu drehen, während sein Haus von den Nationalsozialisten besetzt war. Trotz allem hatte er sich entschlossen, politische Themen in seinen Filmen zu vermeiden (was er auch dem Schauspieler Curd Jürgens seinerzeit geraten hatte). Seine Filme seien fast ein stiller Protest, mit dem er begonnen habe, sein geliebtes Österreich zu porträtieren, gerade als es Österreich nicht mehr gab.
Nach dem Krieg war die Karriere von Willi Forst jedoch nicht so erfolgreich. Sein letzter erfolgreicher Film war Die Sünderin (1950), doch nach einigen weniger bekannten Filmen beschloss der Regisseur, seine Filmkarriere zu beenden und sich nach seinem letzten Film Wien, du Stadt meiner Träume (1957) hauptsächlich dem Journalismus zu widmen. Sein Stil war bei den Produktionsfirmen nicht mehr gefragt, und es war nicht so einfach, in Österreich einen Film zu produzieren, da es damals im Gegensatz zu den anderen Ländern Europas keine staatliche Förderung für Filmproduktionsfirmen gab.
Zurückgezogen mit seiner Frau Melanie in einer alten Villa im Dehnepark im 14. Wiener Gemeindebezirk, starb Forst am 11. August 1980, sieben Jahre nach seiner Frau. Während seiner bedeutenden Karriere schuf der Regisseur eine neue Art des Filmemachens in Österreich. Sein Stil, der von den Filmen von René Clair, Luchino Visconti und den frühen Werken Erich von Stroheims inspiriert ist, ist unverkennbar. Ihm ist es zu verdanken, dass der glorreiche Wiener Film in der ganzen Welt geschätzt wurde. Ihm ist es zu verdanken, dass wir auch heute noch vor einer zarten Liebesgeschichte in der magischen Stadt Wien lachen, bewegt sein und träumen können.