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von Stefan Müller
Note: 6.5
Biest wurde mit einem sehr geringen Budget gedreht. Trotzdem ist Stefan Müller ein vergnüglicher kleiner Spielfilm gelungen, wenn auch mit einer gewissen Grundnaivität.
Mysteriöses Verschwinden
Dreharbeiten zu einem Horrorfilm mit Monstern, Atmosphären, einer guten Besetzung und einem geringen Budget. Ist es machbar? Wenn man die richtige Lösung findet, um all diese Elemente auf intelligente Weise zu kombinieren, ist das durchaus möglich. Trotz vieler Schwierigkeiten. Trotz der Notwendigkeit, sich an bestimmte Situationen anzupassen und manchmal „erzwungene“ Entscheidungen zu treffen. Genau das hat der unabhängige Filmemacher Stefan Müller getan, als er 2014 Biest drehte, einen kleinen, leidenschaftlichen Horrorfilm, der in den steirischen Bergen spielt.
Mit einer kleinen, aber feinen Besetzung und eindrucksvollen Landschaften setzt Biest also eine ebenso einfache wie interessante Geschichte in Szene. Vor allem, wenn es um die beunruhigende Atmosphäre geht, die sich aus der Angst vor dem Unbekannten ergibt, die uns allen innewohnt. Andi (gespielt von Paul Hassler) und Lena (Stephanie Lexer) sind ein junges Paar in der Krise. Um zu versuchen, ihre Probleme zu lösen und ihren verlorenen Seelenfrieden wiederzuerlangen, beschließen sie, einige Tage in einer Berghütte zu verbringen. Hier geschehen jedoch merkwürdige Dinge: Die Frau eines der Nachbarn (gespielt vom großartigen Peter SImonischek) ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Dann verschwindet plötzlich auch Lena. Es ist an Andi, herauszufinden, was hinter dem mysteriösen Verschwinden steckt.
Wie bereits erwähnt, wurde Biest mit einem sehr geringen Budget gedreht. Trotzdem ist Stefan Müller ein unterhaltsamer kleiner Film gelungen, wenn auch mit einer gewissen Naivität. Langes Schweigen, feine Totalen und Panoramaaufnahmen der riesigen verschneiten Täler und Berge der Steiermark, wenig Dialog und eine gute Chemie zwischen den beiden Protagonisten prägen den gesamten Spielfilm. Ein Spielfilm, der ohne besondere Spezialeffekte auskommt, der gekonnt mit Licht und Schatten und vor allem mit den Urängsten des Menschen spielt.
Der Umgang mit dem Raum und die Rolle des Ortes selbst sind in dieser Hinsicht entscheidend. Die beiden ProtagonistInnen befinden sich an einem völlig isolierten Ort. Niemand – außer ihrem Nachbarn – weiß, wo sie sind. Eine betäubende Stille umgibt ihre Hütte. Und natürlich ist da auch noch der Wald. Ein Wald, der die furchterregendsten Geheimnisse und jede unbewusste Angst bewahrt. Ein Wald und ein altes Haus, das eine ebenso wichtige Rolle spielt.
Insgesamt hat Biest jedoch einige Probleme. Und das betrifft vor allem das Drehbuch. Ein sehr einfaches und nicht sehr originelles Drehbuch, wenn man bedenkt, dass der Regisseur daraus einen Spielfilm machen wollte. Für ein Kurzfilm wäre das Drehbuch zweifellos besser geeignet gewesen, aber auch hier hat Stefan Müller eine zufriedenstellende Lösung gefunden. Und hier kommen wieder die Schauplätze und Landschaften ins Spiel. Umgebungen und Landschaften, die durch eine aufmerksame und leidenschaftliche Kamera zur Perfektion gebracht werden. Umgebungen und Landschaften, die gleichzeitig faszinieren und verstören und uns zeigen, dass eine Geschichte auch mit einem geringen Budget und einer kleinen Crew auf der Leinwand lebendig wirken kann.
Titel: Biest
Regie: Stefan Müller
Land/Jahr: Österreich / 2014
Laufzeit: 65’
Genre: Horrorfilm
Cast: Paul Hassler, Stephanie Lexer, Peter Simonischek, Marian Cencic
Buch: Stefan Müller
Kamera: Martin Schneider
Produktion: Fly Oli, LOOM, RuntimeError