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DAS SEIN UND DAS NICHTS

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von Bady Minck

Note: 7.5

Das Sein und das Nichts präsentiert sich sofort als eine gute Mischung aus den Künsten. So entsteht aus Musik und Film ein völlig neuartiges und einzigartiges Werk. Und Regisseurin Bady Minck hat sich für einen minimalistischen Ansatz entschieden.

Bilder und Musik

Eine alte Buchhandlung in Wien. Ein Mann betritt die Buchhandlung. Er kauft ein Musikstück: Auf dem Umschlag steht der Name von Robert Schumann. Der Prozess des Schaffens und Überarbeitens beginnt. So beginnt der Kurzfilm Das Sein und das Nichts, den die luxemburgische Regisseurin Bady Minck 2007 mit dem Dirigenten Beat Furrer und dem Klangforum Wien inszenierte.

Hören und sehen. Wir sehen, was wir hören. Das ist das Prinzip von Das Sein und das Nichts. Und während die Musiknoten unsere Ohren erfreuen, sehen wir – von oben und auf einer großen Partitur gefilmt – die Musiker beim Spielen zu. Jeder von ihnen wird größer, wenn er an der Reihe ist zu spielen. Jeder von ihnen schafft zusammen mit den anderen Kollegen eine Art einzigartige Choreografie. Eine abstrakte und harmonische Choreographie, die eine perfekte Verbindung zwischen den Künsten darstellt.

Der Titel des Films lehnt sich an Jean-Paul Sartres Essay Das Sein und das Nichts an, wonach die Existenz des Menschen seinem eigentlichen Wesen vorausgeht und in diesem Zusammenhang auch der freie Wille eine zentrale Rolle spielt. Analog zum Menschen selbst manifestiert sich also das Wesen der Musikkomposition erst auf der Leinwand, nachdem der Mensch (in diesem Fall Beat Furrer) sie überarbeitet und den Musikern genaue Anweisungen gegeben hat. Vor ihr gab es nur ihre Existenz. Ein Wesen, das erst von Beat Furrer, dann von Bady Minck sorgfältig geschaffen wurde. Und in diesem wichtigen Das Sein und das Nichts wird uns in nur zehn Minuten die Entstehung eines Schöpfungsprozesses bis hin zur Vollendung des Kunstwerks selbst gezeigt.

Das Sein und das Nichts präsentiert sich sofort als eine gute Mischung aus den Künsten. So entsteht aus Musik und Film ein völlig neuartiges und einzigartiges Werk. Die Regisseurin hat sich für einen minimalistischen Ansatz entschieden: Vor Beginn des Konzerts sehen wir Beat Furrer nur bei der Auswahl der Musikblätter in der Bücherei und bei der Arbeit zu Hause. Eine kurze Überblendung begleitet ihn zur Haustür hinaus. Dann schließlich zeigt uns eine Einzelaufnahme von oben das Ergebnis dieses Prozesses. Ein Dialog ist nicht erforderlich. Die Bilder (und die Musik) sprechen für sich selbst.

Immer daran interessiert, zu experimentieren und neue Filmsprachen zu kreieren, hat Regisseurin Bady Minck mit diesem kleinen und feinen Das Sein und das Nichts – der zusammen mit dem Kurzfilm Schein Sein Teil der Kollektion Free Radicals ist – einen weiteren Beweis für ihr Talent, für ihre außergewöhnliche Fähigkeit, mit ihrer Kamera zu kreieren und uns jedes Mal neue Emotionen und die Möglichkeit zu geben, die Realität aus neuen Perspektiven und auf völlig innovative Weise zu betrachten, geliefert. Ihr besonderer Regieansatz und -stil passt daher gut in einen Kontext – den österreichischen Film -, in dem seit jeher ein besonderes Augenmerk auf den Experimentalfilm und neue Wege der Inszenierung gelegt wurde.

Titel: Das Sein und das Nichts
Regie: Bady Minck
Land/Jahr: Österreich, Luxemburg / 2007
Laufzeit: 10’
Genre: Experimentalfilm, Musikfilm
Cast: Beat Furrer
Buch: Bady Minck
Kamera: Jörn Staeger, Martin Putz
Produktion: Amour Fou Luxembourg, Amour Fou Vienna

Info: Die Seite von Das Sein und das Nichts auf der Webseite von Bady Minck; Die Seite von Das Sein und das Nichts auf iMDb