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von Tatia Skhirtladze
Note: 7
Glory to the Queen nimmt uns an der Hand in eine Welt, von der wir schon oft gehört haben, die aber nicht jeder von uns vollständig kennt. Eine fesselnde, extrem faszinierende, weibliche Welt. Nicht eine, sondern vier zeitgenössische Geschichten, die uns sofort einen willkommenen Optimismus vermitteln.
Vier Königinnen
Nona Gaprindashvili, Maia Tschiburdanidze, Nana Alexandria und Nana Iosseliani. Was haben diese vier Frauen gemeinsam? Ganz einfach: Während des Kalten Krieges sorgten sie dafür, dass ihre Nation, Georgien, einen Grund hatte, sich zu rühmen und stolz zu sein. Die vier Frauen waren zu ihrer Zeit tatsächlich große Schachmeisterinnen. Sie sind daher die Protagonistinnen des Dokumentarfilms Glory to the Queen, der unter der Regie von Tatia Skhirtladze entstand und bei der Diagonale 2021 Premiere hatte.
In der Vergangenheit waren die vier Champions wahre Vorbilder für ihr Land. So sehr, dass viele Mädchen, die in diesen Jahren geboren wurden, sogar Nona, Nana oder Maia genannt wurden. Und so zeigt uns die Regisseurin in einer Reise zwischen Vergangenheit und Gegenwart den großen Einfluss, den sowohl die vier Frauen als auch das Schachspiel selbst auf die nationale Kultur hatten und haben.
Interviews, Archivaufnahmen, aber auch Szenen von Schachmeisterschaften oder Bilder der vier Protagonistinnen, die durch die Straßen der Stadt laufen, begleiten uns während des Filmes. Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich ab, vermischen und verschmelzen. Und durch eine wichtige Vergangenheit sehen wir, was aus der Gegenwart geworden ist. In Georgien hat das Schachspiel immer eine besondere Bedeutung gehabt. Man denke, dass es üblich ist, dass Frauen bei ihrer Hochzeit ein Schachbrett als Mitgift mitbringen, als Beweis für ihre Intelligenz. Es ist daher nicht verwunderlich, dass unsere vier Protagonistinnen einen so starken Einfluss auf das Leben der Bürger hatten.
Abseits der Schachwelt führen die Champions ein normales Leben. Es gibt diejenigen, die sich beim Kochen für ihre Familie von der Kamera zeigen lassen (auch wenn sie im wirklichen Leben nie gekocht haben), diejenigen, die mit ihrer Mutter einen Spaziergang im Park machen, aber auch diejenigen, die sich Jahre später, nun fernab der Schachwelt, der Schaffung neuer Parfums widmen. Während des Kalten Krieges war es notwendig, dem Publikum ein sehr präzises Bild der Champions zu vermitteln. Aber ihr Leben war nicht nur dies. Ihr Leben war so viel mehr. In Glory to the Queen zeigt uns die Regisseurin auch, was es bedeutet, an Wettkämpfen teilzunehmen, in ständiger Anspannung zu leben und sogar die eigene Figur zu pflegen, um alles so gut wie möglich ertragen zu können.
Dafür erwies sich eine für einen Dokumentarfilm eher klassische Inszenierung als bessere Lösung: Archivbilder oder neuere Interviews und Momente aus den Wettkämpfen wechseln sich in ausgewogener Weise ab, wobei jegliche Rhetorik vermieden wird und ein guter Erzählrhythmus entsteht. Der Zuschauer seinerseits ist fasziniert von der Geschichte dieser vier Frauen und hängt sich langsam immer mehr an sie, die wiederum bald zu Familienfiguren werden. Glory to the Queen nimmt uns also an der Hand in eine Welt, von der wir schon oft gehört haben, die aber nicht alle von uns in der Tiefe kennen. Eine fesselnde, extrem faszinierende Welt, die ganz und gar weiblich ist. Nicht eine, sondern vier zeitgenössische Geschichten, die uns sofort einen willkommenen Optimismus vermitteln.
Titel: Glory to the Queen
Regie: Tatia Skhirtladze
Land/Jahr: Österreich, Deutschland, Russland / 2020
Laufzeit: 82’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Ina Ivanceanu, Tatia Skhirtladze
Kamera: Sebastian Thaler
Produktion: berg hammer film, Amour Fou Vienna, 1991 Productions, Playground produkcija