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EVA-MARIA

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von Lukas Ladner

Note: 7.5

In Eva-Maria wird uns die Realität gezeigt, wie sie ist. Ohne Filter. Und dank des jungen Filmemachers entdecken wir auch im Alltag eine außergewöhnliche Lyrik.

Träume wahr werden lassen

Eva-Maria ist eine junge Frau in ihren Dreißigern. Eva-Maria ist schön, optimistisch, lächelnd, unabhängig. Und sie hat einen starken Wunsch, Mutter zu werden. Die einzige Schwierigkeit, auf die sie stoßen kann, ist die Tatsache, dass sie an einer Zerebralparese leidet und deshalb an einen Rollstuhl gebunden ist. Wird ihre Behinderung dazu führen, dass sie ihre Träume aufgibt? Der junge Regisseur Lukas Ladner, Eva-Marias persönlicher Assistent, hat ihren Weg im Film Eva-Maria dokumentiert, der bei der Diagonale 2021 Premiere feierte.

Die Kamera des Regisseurs folgt seiner Protagonistin von den ersten Momenten an, in denen sie erfährt, dass sie künstlich befruchtet werden kann. So beginnt ihr lange Weg. Die Familie der Frau macht sich Sorgen, unterstützt aber ihre Entscheidungen. Eva-Marias Lächeln verlässt uns nie. Auch dann nicht, wenn der erste Versuch erfolglos ist. Was uns am meisten beeindruckt, ist die außergewöhnliche Zähigkeit der jungen Frau, die sich längst entschieden hat, ihr Elternhaus zu verlassen und nach Innsbruck zu ziehen, wo sie sich endlich unabhängiger, freier fühlt.

Lukas Ladner als persönlicher Assistent der Protagonistin weiß sehr genau, welche Aspekte er hervorheben muss, um die vielen Facetten seiner Freundin vollständig zu vermitteln. Wie Cesare Zavattini theoretisiert hatte, folgen wir der Frau in ihrem Alltag, in ihrem komplizierten Weg, bei ihrer Physiotherapie und in ihren Momenten der Freizeit. Gleichzeitig spricht sie ab und zu aus dem Off über ihre Erlebnisse. Es handelt sich um einen besonders intimen und zarten Dokumentarfilm, der klugerweise jede Rhetorik vermeidet, nie banal ist und uns auch stark poetische Momente beschert, etwa wenn die Protagonistin zusammen mit dem Regisseur die Wolken beobachtet und sich abstrakte Figuren vorstellt oder wenn die beiden während der Physiotherapie im Pool schwimmen. Hände, die einen Bauch streicheln, und das Bild einer Mutter, die mit ihrem neugeborenen Sohn schläft, sind ebenfalls Bilder, an die wir uns lange, lange Zeit erinnern werden.

An Film-im-Film-Momenten mangelt es in Eva-Maria nicht. Und das geschieht vor allem dann, wenn Mikrofone oder Geräte vor der Kamera hervorlugen oder wenn sich der Regisseur und die Protagonistin kurz vor dem Ende über die Entstehung des Films unterhalten. Die Realität wird uns so gezeigt, wie sie ist. Ohne Filter. Und dank des jungen Filmemachers entdecken wir auch im Alltag eine außergewöhnliche Lyrik. Dieser kleine, wertvolle Dokumentarfilm ist eine wahre Hymne an das Leben, das Porträt eines außerordentlich starken und mutigen Menschen, an den man sich von den ersten Minuten an hängt.

Titel: Eva-Maria
Regie: Lukas Ladner
Land/Jahr: Österreich / 2021
Laufzeit: 93’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Lukas Ladner
Kamera: Lukas Ladner, Gregor Perle
Produktion: Golden Girls Filmproduktion, Bunny Beach Film

Info: Die Seite von Eva-Maria auf der Webseite der Diagonale; Die Seite von Eva-Maria auf iMDb