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von Arman T. Riahi
Note: 7.5
Fuchs im Bau kann als ein Film über die Unkommunizierbarkeit betrachtet werden, die erst dann überwunden wird, wenn eine bestimmte gemeinsame Sprache gefunden wird. Und so kommt schließlich Musik ins Spiel.
Kunst wird uns retten
Adoleszenz ist keine einfache Zeit. Es ist auch nicht einfach, mit einer Gruppe rebellischer Teenager umzugehen, die ihren Platz in der Welt erst noch finden müssen. Für Hannes Fuchs (gespielt von Aleksandar Petrovic) sind die Dinge jedoch noch komplizierter, da er einen neuen Job als Lehrer in einer Jugendstrafanstalt antreten muss. Er ist also der Protagonist von Fuchs im Bau, dem jüngsten Spielfilm von Arman T. Riahi und dem Eröffnungsfilm der Diagonale 2021.
Hannes hat eine schwierige Vergangenheit. Und es ist seine Vergangenheit, die es ihm anfangs schwer machen wird, eine Beziehung zu seinen neuen Schülern aufzubauen. Und doch sind oft unkonventionelle Methoden vielleicht die beste Lösung, um eine gemeinsame Basis zu finden. Das glaubt zumindest seine Kollegin Elisabeth Berger (eine außergewöhnliche Maria Hofstätter), die den Schülern durch ihren Mal- und Bildhauerunterricht die Möglichkeit gibt, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und sich auszudrücken.
Inspiriert von den Erzählungen des ehemaligen Gefängnislehrers Wolfgang Riebniger geht es in Fuchs im Bau vor allem um viele Einsamkeiten, die sich begegnen. Hannes Fuchs ist ein einsamer Mann. Keiner kann wirklich verstehen, wie er sich fühlt. Nicht einmal seine Freunde, mit denen er vor Jahren eine kleine Band gegründet hat. Auch Elisabeth Berger ist eine einsame Frau. Über ihre Vergangenheit können wir nur anhand einiger Fotos, die in ihrem Haus hängen, etwas erahnen. Und dann sind da schließlich noch die Jugendlichen. Jeder von ihnen braucht Führung oder einfach Zuneigung. Jeder von ihnen reagiert auf seine eigene Art und Weise auf die Außenwelt, mal mit Arroganz, mal indem er einfach den Kontakt zu anderen vermeidet. Und unter ihnen sticht Samira (eine echte Überraschung, die junge Luna Jordan) hervor, die im Gefängnis ist, weil sie ihren Vater nach einigen Schlägen ins Koma versetzt hat.
Aber Fuchs im Bau ist nicht einfach ein Film über Einsamkeit. Fuchs im Bau kann als ein Film über die Unkommunizierbarkeit angesehen werden, die erst überwunden wird, wenn eine bestimmte gemeinsame Sprache gefunden wird. Und so kommt schließlich Musik ins Spiel. Musik ist in der Lage, schmerzhafte Erinnerungen zu wecken, aber auch ein Gefühl der Freiheit zu vermitteln, wenn man allein im Haus tanzt. Wenn man einen Mittelweg findet, kann man gemeinsam eine mitreißende Sinfonie erzeugen. Und in diesem Fall bedarf es keiner Worte.
Und so wird die Musik selbst in Fuchs im Bau zur Hauptdarstellerin und ist die perfekte Begleitung für die gut durchdachte Regie von Arman T. Riahi. In dieser Hinsicht hat der Regisseur klugerweise jegliche Rhetorik vermieden, sich für wenige, aber signifikante Kamerabewegungen innerhalb dunkler und oft beengter Räume entschieden, und hier wirkt er reifer denn je. Sein wichtiger Spielfilm erinnert zweifellos an Der Club der toten Dichter (Peter Weir, 1989), aber auch an Fleischwolf (Houchang Allahyary, 1990) – ebenfalls in einem Jugendgefängnis spielend – und zeichnet sich gleichzeitig durch eine ausgeprägte Persönlichkeit aus, die eine außergewöhnliche Empfindsamkeit offenbart.
Titel: Fuchs im Bau
Regie: Arman T. Riahi
Land/Jahr: Österreich / 2020
Laufzeit: 103’
Genre: Drama,Coming-of-age
Cast: Aleksandar Petrović, Maria Hofstätter, Luna Jordan, Andreas Lust, Sibel Kekilli, Karl Fischer, Lukas Watzl, Faris Rahoma, Adriano Bonamore, Michaela Schausberger, Anica Dobra, Ljubiša Grujčić
Buch: Arman T. Riahi
Kamera: Mario Minichmayr
Produktion: Golden Girls Filmproduktion