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EROICA

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von Walter Kolm-Veltée

Note: 7.5

Eroica passt in den Kanon des Wiener Films, in dem prächtige Kostüme und die Welt des Großbürgertums zu den Hauptdarstellern werden. Dennoch zeigt dieser wichtige Film von Kolm-Veltée eine ausgeprägte Persönlichkeit, die sich vor allem auf das Genie Beethovens konzentriert und mögliche Klischees gekonnt vermeidet.

Das Genie bei der Arbeit

Ein Film, der eine deutlich problematische Verarbeitung hatte, Walter Kom-Veltées Eroica. Der Film wurde 1949 gedreht, die Dreharbeiten hatten bereits zwei Jahre zuvor begonnen, und nach seiner Premiere bei den Salzburger Festspielen 1949 wurde der Film von dem Dramaturgen Hermann Heinz Ortner des Plagiats bezichtigt, der in Kolm-Veltées Film viele Ähnlichkeiten mit einem von ihm Mitte der 1930er Jahre geschriebenen Werk über das Leben Ludwig van Beethovens fand, in dem der Schauspieler Ewald Balser wie im Film die Rolle des berühmten Komponisten spielte. Diese Klagen wurden jedoch später von Ortner selbst fallen gelassen, da der Film sonst nicht bei den Filmfestspielen von Cannes 1949 hätte präsentiert werden können.

Doch trotz zahlreicher Kontroversen und Produktionsschwierigkeiten wurde Eroica von Publikum und Kritikern gleichermaßen gut aufgenommen. Dies ist zweifellos dem faszinierenden Leben eines der berühmtesten Komponisten der Welt, seiner zeitlosen Musik, aber auch der exzellenten Regie von Walter Kolm-Veltée (und in einigen Szenen auch von Karl Hartl, der mit der künstlerischen Leitung betraut war) und dem Charisma von Balser zu verdanken. Und heute gilt der Film schließlich als ein echter Meilenstein des österreichischen Films.

Alles beginnt, als sich in Wien die Nachricht verbreitet, dass Napoleon Bonaparte dabei ist, die Stadt zu betreten. Beethoven war davon begeistert und beschloss, ihm zu Ehren eine Sinfonie zu komponieren (die Eroica). Napoleon gefiel diese Sinfonie so sehr, dass er Beethoven treffen wollte. Als der Komponist jedoch gewarnt wurde, dass der General, ein Liebhaber des Luxus, gerne eine angemessene Kleidung bevorzugt hätte, war Beethoven von der Oberflächlichkeit seines Idols enttäuscht und beschloss, mit seiner Studentin, Gräfin Therese Brunsvik, und ihrer Cousine, Gräfin Giulietta Guicciardi, nach Ungarn zu reisen. Der Komponist verliebte sich in Letztere und die beiden beschlossen zu heiraten. Doch was hielt das Schicksal für ihn bereit?

Eroica beschäftigt sich mit einer Periode von zentraler Bedeutung im Leben von Ludwig van Beethoven. Seine Ideale, sein Talent, seine Liebesqualen und schließlich seine Taubheit beeinflussten unweigerlich seine künstlerische Produktion. Tatsächlich entstanden in dieser Zeit Werke wie die Eroica, aber auch die Mondschein-Sonate oder die berühmte 9. Sinfonie. In dieser Zeit sollte Beethovens Leben einen entscheidenden Wendepunkt erfahren.

Das alles hat Walter Kolm Veltée mit einem gut strukturierten Drehbuch, aber auch mit bedeutungsvollen Großaufnahmen des Gesichts von Ewald Balser, feinen Überblendungen und natürlich der zeitlosen Musik, die für die perfekte Untermalung sorgt, perfekt in Szene gesetzt. Eroica passt in den Kanon des Wiener Films, in dem prächtige Kostüme und die Welt des Großbürgertums zu den Hauptdarstellern werden. Dennoch zeigt dieser wichtige Film von Kolm-Veltée eine ausgeprägte Persönlichkeit, die sich vor allem auf das Genie Beethovens konzentriert und mögliche Klischees gekonnt vermeidet. Und so werden wir sofort an einen anderen wichtigen Film erinnert, der das Leben eines anderen berühmten Komponisten in den Mittelpunkt stellt: Das Dreimäderlhaus von Ernst Marischka aus dem Jahr 1958, in dem das Leben von Franz Schubert in Szene gesetzt wurde. Hier überwiegt die sentimentale Komponente der Geschichte. Hier wird trotz eines guten Regieansatzes relativ wenig auf Schuberts eigenes Werk eingegangen. In Eroica ist alles anders. Und dieser wichtige Spielfilm zeigt uns vor allem eine Periode von zentraler Bedeutung für die Musikgeschichte und das neunzehnte Jahrhundert. Die Geschichte wird auf dem Bildschirm lebendig und versteht es, uns von Anfang bis Ende zu fesseln und zu begeistern.

Titel: Eroica
Regie: Walter Kolm-Veltée
Land/Jahr: Österreich / 1949
Laufzeit: 95’
Genre: Drama, Filmbiografie, Musikfilm
Cast: Ewald Balser, Marianne Schönauer, Judith Holzmeister, Oskar Werner, Dagny Servaes, Ivan Petrovich, Ludmilla Hell, Auguste Pünkösdy, Alfred Neugebauer, Hans Kraßnitzer, Karl Günther, Gustav Waldau, Richard Eybner, Erik Frey, Franz Pfaudler, Hans Hais, Helmut Janatsch, Julius Brandt, Karl Kalwoda
Buch: Walter Kolm-Veltée, Franz Tassié
Kamera: Günther Anders, Hannes Staudinger
Produktion: Neue Wiener Filmproduktion, Wiener Kunstfilm

Info: Die Seite von Eroica auf iMDb