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von Karl Köfinger
Note: 7.5
Wenn wir an Karl Köfingers erste Filme zurückdenken, so erinnern wir uns, dass er neben zahlreichen starren Einstellungen vor allem auf Totalen setzte, um die Landschaften als Ganzes zu zeigen. Doch in Durch die Wachau wird der Mensch selbst in den Vordergrund gestellt.
In der Sonne der Wachau
Die Wachau ist eine malerische Gegend in Niederösterreich, die sich durch weite Grünflächen, Berge, Hügel und Denkmäler von großer historischer Bedeutung auszeichnet. Man denke nur daran, dass ausgerechnet in der Wachau – und zwar in der Nähe von Willendorf – im Jahr 1908 die berühmte Venus gefunden wurde, die aus der Altsteinzeit stammt. Ein solcher Ort hat seit jeher die Neugier vieler Touristen aus aller Welt geweckt und sogar der österreichische Filmemacher und Filmpionier Karl Köfinger widmete in Durch die Wachau – aus dem Jahr 1930 – dem Charme dieser Region einen ganzen Dokumentarfilm.
Durch die Wachau ist also der vierundzwanzigste Film der Reihe Im Postkraftwagen durch Österreichs Alpenwelt. Diese Serie – wie auch viele andere Dokumentarfilme, die Köfinger zuvor gedreht hatte – wurde für die österreichische Post produziert. Und so gelang es dem Regisseur im Laufe der Jahre, an Bord eines Postwagens das wichtigste nationale Dokumentarfilmprojekt zu realisieren, das die Schönheiten des Landes in all ihren Formen zeigen sollte.
Und so konzentriert sich Durch die Wachau – kürzlich vom Filmarchiv Austria im Rahmen der Retrospektive Kino auf Sommerfrische präsentiert – auf die vielfältigen Landschaften der Gegend und macht von Zeit zu Zeit sogar in einzelnen Städten Halt, darunter Krems und Melk, mit besonderem Fokus auf dessen berühmtes Benediktinerstift.
Interessant ist, wie im Dokumentarfilm Köfingers Regieansatz deutlich gereift ist. Wenn wir uns nämlich an seine ersten Filme – darunter Kurort Baden bei Wien oder Wiener Neustadt, Schneeberg, Rohrbach/Gebirge – zurückerinnern, wie er neben zahlreichen starren Einstellungen vor allem Totalen wählte, die die Landschaften als Ganzes zeigen sollten, fällt uns auf, wie in Durch die Wachau der Mensch selbst in den Vordergrund gestellt wird. Und so gibt es zahlreiche Großaufnahmen und Naheinstellungen von Menschen, während sie ihren alltäglichen Tätigkeiten nachgehen, am Tisch sitzend plaudern oder amüsiert aus dem Fenster in die Kamera schauen.
Machen die Menschen die Orte oder, im Gegenteil, machen die Orte die Menschen? Karl Köfinger will keine endgültige Antwort geben, zeigt aber gleichzeitig auf, dass die beiden Entitäten tatsächlich eng miteinander verbunden sind.
Wir befinden uns im Jahr 1930, zwischen den beiden Kriegen und in einem Österreich, in dem – trotz der ständigen Suche nach Frieden und Ruhe – bereits eine gefährliche Veränderung in der Luft lag. Wie lange sollten der Frieden und der Wohlstand, die Karl Köfinger zeigte, anhalten? Wie wir wissen, leider nicht sehr lange. Und doch war zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht absehbar, was passieren würde. Und was in Durch die Wachau am meisten auffällt, ist die außergewöhnliche Gelassenheit in den Gesichtern der Menschen. Das Ergebnis ist eine Serie von echten Postkarten, deren Bilder dank der Filmkunst endgültig unsterblich geworden sind.
Titel: Durch die Wachau
Regie: Karl Köfinger
Land/Jahr: Österreich / 1930
Laufzeit: 7’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Karl Köfinger
Kamera: Karl Köfinger
Produktion: Ing. Köfinger-Film