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KAISER KARL I. VON ÖSTERREICH – DIE BEDEUTUNG VON BILDERN

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Nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand in Sarajevo war die Krönung Karls I. von Österreich ein völlig unerwartetes Ereignis für die österreichische Bevölkerung. Was könnte also getan werden, damit die Menschen begannen, ihm zu vertrauen und ihn als eine Art Bezugspunkt in einem solch schwierigen Moment zu betrachten? Hier kam also das Kino ins Spiel.

Das Gesicht des neuen Kaisers

Wir alle kennen die Geschichte. Am 28. Juni 1914 wurde Erzherzog Franz Ferdinand – Enkel von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und Thronfolger von Österreich und Ungarn – in Sarajevo von dem Militanten Gavrilo Princip ermordet. Dieses Ereignis war der Auslöser für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Kaiser Franz Joseph regierte bereits seit einigen Jahren und hatte es nicht nötig, sich seinem Volk weiter bekannt zu machen. Seine Anhänger fühlten sich durch ihn in einer so dramatischen Zeit wie dem Krieg beruhigt. Dies änderte sich jedoch schlagartig, als Franz Joseph am 21. November 1916 im Alter von 86 Jahren in seiner Residenz in Schönbrunn starb. Hatte es der Herrscher zu Lebzeiten nicht nötig, sich bei seinem Volk und anderen Nationen bekannt zu machen, so galt das für seinen Nachfolger nicht. Es handelte sich um Karl I. von Österreich, Enkel von Karl Ludwig, dem jüngeren Bruder des verstorbenen Kaisers.

Niemand kannte Karl I., seine Krönung zum Kaiser von Österreich und König von Ungarn war ein völlig neues Ereignis für die österreichische Bevölkerung. Was könnte also getan werden, damit die Menschen begannen, ihm zu vertrauen und ihn als eine Art Bezugspunkt in einem solch schwierigen Moment zu betrachten? Und so kam schließlich das Kino ins Spiel. Diese neue Erfindung, die perfekt in der Lage war, Tausende von Zuschauern einzubeziehen, erwies sich als die beste Lösung, um den Menschen ihren neuen Kaiser näher zu bringen. Und Karl I. von Österreich erkannte sofort die Bedeutung dieses neuen Kommunikationsmittels, um die richtige Propaganda zu machen.

Besonders erwähnenswert ist daher der 1917 von Eduard Hoesch gedrehte und von der Sascha-Film produzierte Film Unser Kaiser, in dem die Figur des Karl I. von Österreich bei seinen öffentlichen Auftritten in allen Facetten seines Alltagslebens dargestellt wurde.

Unser Kaiser ist daher aus der Sicht eines Dokumentarfilms, der in den ersten Jahren des Kinos in Österreich produziert wurde, als ein stilistisch besonders feiner Film zu betrachten. Eine Reihe von Aufnahmen zeigt uns nun die Ereignisse von Karl I. von Österreich, nun Schlachtszenen. Der rote Faden des Films: Die Zuverlässigkeit des Kaisers selbst und seine Fähigkeit, mit extrem dramatischen Situationen umzugehen.

So sehen wir zu Beginn des Films eine Nahaufnahme des Kaisers mit eindrucksvollen Bergen im Hintergrund. Der Herrscher zeigt einen resoluten Blick und außergewöhnliche Selbstbeherrschung. In den folgenden Minuten sehen wir ihn vor allem, wie er durch das Land geht, mit den Truppen spricht, am Bahnhof aus dem Zug steigt und von einer jubelnden Menge begrüßt wird und schließlich von einer Gruppe von weiß gekleideten Kindern, die ihm Blumen zuwerfen, bejubelt wird. Die Liebe zu einer Nation hat hier etwas Mystisches und äußerst Poetisches. Ebenso scheint der Kaiser sogar bereit zu sein, für sein Heimatland zu sterben. Und für das eigene Land zu sterben, wäre für jeden eine wahrhaft heroische Tat.

Karl I. von Österreich wusste genau, welche Botschaft an sein Volk zu übermitteln war. Und das Kino erwies sich als ein perfektes Kommunikations- und Propagandamittel, um dieses Ziel zu erreichen. Interessant ist, dass Franz Joseph im Gegensatz zu Karl I. nicht das Bedürfnis verspürte, die siebte Kunst zu seinen Gunsten zu nutzen, auch wenn ihm mehrere Dokumentarfilme gewidmet wurden – wie zum Beispiel Zu den Geburtstagsfeierlichkeiten S. M.. Kaiser Franz Joseph I. in Ischl (1913) und S. M. Kaiser Franz Joseph I. kehrt aus seiner Sommerresidenz Bad Ischl zurück (1913) – die den Herrscher bei der Feier seines Geburtstages, auf einem Jagdausflug oder bei der Rückkehr aus seiner Sommerresidenz in Bad Ischl zeigen.

Während des Ersten Weltkriegs hatten sich die Zeiten geändert. Und der Hauptzweck des Kinos bestand nicht mehr darin, die Zuschauer zu unterhalten und ihnen angenehme Momente in der Dunkelheit eines Theaters zu bescheren. Nun war es Krieg und die Filmwelt musste sich auf einen neuen „Lebensstandard“ einstellen. Propaganda, in all ihren Formen, war etwas, das ständig verfolgt werden musste. Alles andere trat in den Hintergrund.

Bibliographie: Das tägliche Brennen: eine Geschichte des österreichischen Films von den Anfängen bis 1945, Elisabeth Büttner, Christian Dewald, Residenz Verlag
Info: Die Seite von Karl I. von Österreich auf der Webseite der Enciclopedia Treccani