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von Viktoria Schmid
Note: 8.5
In A proposal to Project in Scope hat sich Viktoria Schimid für einen minimalistischen Regieansatz entschieden, um uns eine Art Eden zu zeigen, eine ideale Welt, in der sich die unberührte Natur mit etwas vermischt, das der Mensch selbst geschaffen hat. Das Ergebnis ist eine totale, perfekte Harmonie. Eine Harmonie, die nur still beobachtet werden kann, ohne dass es Worte braucht. Eine Harmonie, die an das Kino von James Benning erinnert und die extrem ehrfürchtig gegenüber dem ist, was sie darstellen will.
Träume werden wahr
Im Jahr 2012 organisierten der berühmte thailändische Filmemacher Apichatpong Weerasethakul und die amerikanische Schauspielerin Tilda Swinton ein innovatives Filmfestival in Thailand – das Film on the Rocks Film Festival – bei dem eine riesige Filmleinwand direkt auf einer Plattform über dem Meer platziert worden ist. Die Magie des Kinos innerhalb einer ebenso magischen natürlichen Realität. Was könnte besser sein? Aber obwohl eine Kinoleinwand überall dort aufgestellt werden könnte, wo genügend Platz für eine gewisse Anzahl von Zuschauern vorhanden ist, wird diese Situation nicht immer voll ausgenutzt. Das aber hat sich die junge Filmemacherin Viktoria Schmid ausgedacht: In ihrem Kurzfilm A Proposal to Project in Scope – der eigentlich zum Programm der Diagonale 2020 gehören sollte, aber nach der Absage des Festivals bei der Viennale 2020 in der Reihe Kollektion Diagonale’20 – Die Unvollendete gezeigt worden ist – hat sie sich eine mögliche ideale Realität vorgestellt, in der eine riesige Cinemascope-Leinwand mitten in der Natur, in einem Wald nahe der malerischen litauischen Küste, aufgestellt werden könnte.
In nur acht Minuten – und natürlich in Cinemascope – geschieht das Wunder. Während das Rauschen von Wind, Wasser und zwitschernden Vögeln ein tiefes Gefühl der Ruhe vermittelt, entfaltet sich vor unseren Augen die herrliche Natur. Die Kamera der Regisseurin konzentriert sich auf die Landschaft, die aus verschiedenen Perspektiven und mit dem Fokus auf ständig wechselnde Ansichten aufgenommen wird. Dann, wie von Zauberhand, erscheint hier, perfekt zwischen den Bäumen gelegen, eine große Kinoleinwand. Es gibt keine Spur von Menschen, und doch scheint die Umgebung lebendiger denn je.
Die Sonne geht langsam unter. Die Schatten der Bäume werden auf die Leinwand projiziert und erinnern fast an Schattenspiele. Alles ist still, aber diese beschauliche Ruhe macht uns überaus zufrieden.
In A proposal to Project in Scope hat sich Viktoria Schimid für einen minimalistischen Regieansatz entschieden, um uns eine Art Eden zu zeigen, eine ideale Welt, in der sich die unberührte Natur mit etwas vermischt, das der Mensch selbst geschaffen hat. Das Ergebnis ist eine totale, perfekte Harmonie. Eine Harmonie, die nur still beobachtet werden kann, ohne dass es Worte braucht. Eine Harmonie, die an das Kino von James Benning erinnert und die extrem ehrfürchtig gegenüber dem ist, was sie darstellen will.
Realismus und Minimalismus nehmen in A Proposal to Project in Scope fast märchenhafte Konnotationen an und schaffen es, wenn auch nur für wenige Minuten, uns in eine Art Paralleluniversum zu entführen, in ein ideales Universum, in dem Natur, Kunst und Schönheit etwas völlig Neues schaffen. Und die junge Viktoria Schmid hat es verstanden, das Wesen dieser ungewöhnlichen Realität darzustellen. Eine Realität, die wir gerade in einer Zeit, in der die Kinos eine schwere Krise zu durchlaufen scheinen, immer dringender brauchen.
Titel: A Proposal to Project in Scope
Regie: Viktoria Schmid
Land/Jahr: Österreich, Litauen / 2020
Laufzeit: 8’
Genre: Dokumentarfilm, Experimentalfilm
Buch: Viktoria Schmid
Kamera: Vilius Maciulskis
Produktion: Viktoria Schmid