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DER FOTOGRAF VON DER KAMERA

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von Tizza Covi und Rainer Frimmel

Note: 7.5

Fotografie und Film sind die Säulen des Dokumentarfilms Der Fotograf von der Kamera. Und wieder einmal lässt uns der unverwechselbare Regieansatz von Tizza Covi und Rainer Frimmel an einer Welt teilhaben, die wir bis vor kurzem nur flüchtig kannten.

Geschichte in Bildern

Die Regisseure Tizza Covi und Rainer Frimmel zeichnen sich durch ihren einzigartigen Regieansatz aus, der uns sofort den Eindruck vermittelt, dass wir uns fast in einem Spielfilm befinden. Das war bei Filmen wie La Pivellina (2009) – durch den die beiden international bekannt wurden -, Mister Universo (2016) oder Aufzeichnungen aus der Unterwelt, der bei der Berlinale 2020 und anschließend bei der Viennale 2020 gezeigt wurde, der Fall, und es ist auch bei Der Fotograf von der Kamera, der 2014 entstand und über den berühmten, 2018 verstorbenen Fotografen Erich Lessing handelt, der Fall.

In Der Fotograf von der Kamera folgt die Kamera der beiden Regisseure dem Alltag von Lessing, der auch nach seinem neunzigsten Lebensjahr noch in seinem Beruf tätig ist. Und so haben wir während einer spannenden Reise von Wien – wo der Künstler seine Fotogalerie einrichten will – bis nach Paris – zur Fotoagentur Magnum – die Gelegenheit, Interviews, Witzen und Familiengesprächen anzuhören und Teil einer Welt zu werden, die ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Fotografie darstellt.

Fotografie und Film sind die Säulen des Dokumentarfilms Der Fotograf von der Kamera. Und die beiden Regisseure versuchen in diesem speziellen Kontext, vor der Kamera fast unsichtbar zu sein, bis auf den Moment, in dem wir Lessing sehen, wie er amüsiert eine Art Puzzle auf seinem iPad mit ihren Bildern erstellt.

Erich Lessing hat die Lektionen der berühmten Fotografen der Vergangenheit nie vergessen, aber er zeigte sich immer angenehm fasziniert von neuen Technologien und all den neuen Instrumenten, die die Realität abbilden können. Eine Realität, die die meisten Menschen fotografieren, aber nur wenige schaffen es, sie zu erzählen. Und genau das ist Lessings Hauptziel: Dafür zu sorgen, dass seine Fotos „sprechen“, dass sie das Wesen eines Moments vollständig einfangen, dass sie dem Zuschauer das Gefühl geben, Teil des Bildes zu sein, das er beobachtet.

Und so verstehen wir sofort den Ansatz der Regisseure: Eine reine, aufrichtige und ehrfürchtige Beobachtung eines großartigen Künstlers, der, einfach in seinem Alltag, in diesem Dokumentarfilm unsere Aufmerksamkeit für etwa eineinviertel Stunden fesselt. Das Ergebnis ist ein kleiner und wertvoller Film, der uns magnetische, bewegende und manchmal sogar ironische Momente beschert, wie wenn wir einen amüsierten Hanno Pöschl sehen, der zufrieden weggeht, während er ein riesiges Foto von Erich Lessing unter dem Arm hält.

Das alles ist also Der Fotograf von der Kamera. Wieder einmal ist es Tizza Covi und Rainer Frimmel mit ihrem Regieansatz gelungen, uns an einer Welt teilhaben zu lassen, die wir bis vor kurzem nur flüchtig kannten. Laut Lessing „müssen Fotografien etwas erzählen können“. Das gilt auch für Der Fotograf von der Kamera, wie für alle Filme von Covi und Frimmel: Die Realität wird endlich zum Kino. Aber um dies zu erreichen, muss man den richtigen Ansatz haben. Und tatsächlich, wie der Meister Ernst Lubitsch sagte: „Es gibt tausend Möglichkeiten, die Kamera zu richten, aber in Wirklichkeit gibt es nur eine“.

Titel: Der Fotograf von der Kamera
Regie: Tizza Covi, Rainer Frimmel
Land/Jahr: Österreich / 2014
Laufzeit: 75’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Tizza Covi, Rainer Frimmel
Kamera: Rainer Frimmel
Produktion: Mischief Films, Vento Film

Info: Die Seite von Der Fotograf von der Kamera auf iMDb; Die Seite von Der Fotograf von der Kamera auf der Webseite der Austrian Film Commission