twinni-2003-schweiger-kritik

TWINNI

      Keine Kommentare zu TWINNI

This post is also available in: Italiano (Italienisch) English (Englisch)

von Ulrike Schweiger

Note: 6.5

Twinnis Regieansatz ist manchmal etwas naiv, doch der Spielfilm zeichnet sich durch eine sorgfältig ausgearbeitete, pastellfarbene Beleuchtung aus, die uns die 1980er Jahre aufleben lässt, und durch eine Reihe von poetischen und nostalgischen Bildern.

Chancengleichheit

Das Twinni ist ein Eis, das in Österreich ab den sechziger und bis in die achtziger Jahre hinein sehr beliebt war. Dieses Eis bestand aus einem Eis am Stiel, das in zwei Teile geteilt war und dazu bestimmt war, in zwei Teile geteilt und mit einer anderen Person geteilt zu werden. Ein Eis am Stiel mit doppeltem Geschmack aus Birne und Orange, an der Spitze mit dunkler Schokolade überzogen. Dieses bunte Twinni ist für jeden, der seine Kindheit und Jugend in den Siebzigern oder Achtzigern verbracht hat, das Symbol des Sommers.

Es ist kein Zufall, dass die Regisseurin Ulrike Schweiger ihren vorletzten Spielfilm aus dem Jahr 2003 Twinni genannt hat. Der Film schildert einen sehr wichtigen Sommer – den Sommer 1980 – für die 14-jährige Jana (Diana Latzko). Ein Sommer, in dem das Mädchen sein Leben komplett umkrempeln muss, weil es nach der Trennung der Eltern mit seiner Mutter und seiner Schwester ins Dorf seiner Großmutter zieht. Ein Sommer, in dem das junge Mädchen nicht zögert, seine Kämpfe als Aktivistin fortzusetzen und sogar der erste weibliche Messdiener werden will. Ein Sommer, der auch die Geburt der ersten Teenager-Liebe mit sich bringt.

Erwachsenwerden ist nie einfach. Vor allem, wenn äußere Ereignisse die Situation weiter verkomplizieren. Und über wahre Freundschaften, unmögliche Verknalltheiten und erste echte Lieben hat Ulrike Schweiger in Twinni ein umfassendes Porträt einer Gesellschaft der frühen achtziger Jahre gezeichnet, das noch viele Verbindungen zur heutigen Gesellschaft zu haben scheint. Im Film sehen wir, wie die Religion einen prominenten Platz im Leben der Bewohner des kleinen Dorfes einnimmt, doch gerade das religiöse Umfeld erscheint manchmal zwiespältig: Der Priester ist immer bereit, korrekte Ratschläge zu geben und moralischen Beistand zu leisten, aber auch – und vor allem – ein Mensch, der Fehler macht und (fast) immer bereit ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Und während die Damen des Dorfes – und ihre Töchter – immer bereit sind, zu tratschen, Ärger zu machen und sich über die kleinste Sache aufzuregen, gibt es immer jemanden, der bereit ist, die junge Jana vor unnötigen Gemeinheiten zu schützen. In dieser Hinsicht ist vor allem die Figur der Mutter der Protagonistin (gespielt von einer stets perfekten Maria Hofstätter) von Interesse. Interessant, aber, vielleicht, nicht richtig entwickelt, trotz ihrer vielen Potenziale.

Was den Regieansatz angeht, wirkt Twinni manchmal etwas naiv – vor allem bei bestimmten, manchmal kitschigen Entscheidungen, die vor allem Momente betreffen, die sich auf Janas Fantasie beziehen. Und doch, eine sorgfältig ausgearbeitete Beleuchtung und Pastelltöne, zusammen mit einer Reihe von poetischen und nostalgischen Bildern, lassen uns sofort die 1980er Jahre aufleben. Und genau das ist die größte Besonderheit des Films von Ulrike Schweiger. Ein sicherlich unvollkommener Film, der im Vergleich zu vielen anderen Spielfilmen aus Österreich, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen, viel schwächer ist. Ein Film, der sich dennoch als unzweifelhaft aufrichtig erweist.

Titel: Twinni
Regie: Ulrike Schweiger
Land/Jahr: Österreich / 2003
Laufzeit: 89’
Genre: Coming-of-age, Liebesfilm
Cast: Diana Latzko, Ingrid Burkhard, Maria Hofstätter, Hanna Halbmayr, Christine Schmutz, Raffaela Rechberger, Melanie Teix, Franz Weindl, Martin Perebner, Philipp Lietz, Stefan Wancura, Horst Backfrieder, Lisa Wildmann, Anna Pfundner, Veronika Polly, Günther Rainer, Erika Mottl, Klaus Ortner, Martin Zauner, Ulrike Altmüller, Sabine Muhar
Buch: Ulrike Schweiger, Michael Tanczos
Kamera: Clemens Lechner, Michael Riebl, Fritz Ölberg
Produktion: Allegro Film

Info: Die Seite von Twinni auf iMDb; Die Seite von Twinni auf der Webseite der Austrian Film Commission