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DIE BESTE ALLER WELTEN

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von Adrian Goiginger

Note: 7

Es ist kein Zufall, dass der Spielfilm Die beste aller Welten ein großer Publikumserfolg ist. Das liegt an einem geschickten Regieansatz und vor allem an zwei perfekten Protagonisten, die sich in der kalten Salzburger Vorstadt nicht mehr wohlfühlen, aber einfach glücklich sind, zusammen zu sein. Das Ergebnis ist ein nostalgischer Blick auf die Kindheit, als man noch zu jung war, um die Hässlichkeit der Erwachsenenwelt zu verstehen.

Mutter und Kind

Zu den erfolgreichsten Filmen, die 2017 in Österreich entstanden sind, gehört zweifellos Die beste aller Welten, bei dem der junge Adrian Goiginger Regie führte. Als Weltpremiere bei der Berlinale 2017 – innerhalb der Reihe Perspektive deutsches Kino – präsentiert und mit dem Kompass-Perspektive-Preis ausgezeichnet, gewann der Spielfilm auch den Publikumspreis bei der Diagonale 2017, wo die Protagonistin Verena Altenberger – für ihre außergewöhnliche Leistung – mit dem Großen Diagonale Schauspielpreis ausgezeichnet wurde.

Kurz gesagt: Ein wahrer Triumph für den jungen Filmemacher, der mit Die beste aller Welten seinen intimsten und persönlichsten Spielfilm geschaffen hat.

Die Geschichte des jungen Adrian (der talentierte und sehr junge Jeremy Miliker) wurde inspiriert von der Kindheit des Salzburger Regisseurs, vaterlos und mit einer heroinabhängigen, aber auch äußerst liebevollen und verspielten Mutter, die immer alles getan hat, um ihm eine friedliche und glückliche Kindheit zu ermöglichen.

Bilder einer glücklichen Familie am Fluss. Der junge Adrian findet einen ungewöhnlich geformten Stein, der einer Pfeilspitze ähnelt. Er möchte sofort Entdecker werden. So wie es einst einer seiner Vorfahren gewesen war. Stolz zeigt Adrian den Stein seiner Mutter (die hervorragende Altenberger). Dann, plötzlich, ist es Abend und alle sind bereit, den Moment um ein Lagerfeuer zu genießen. Alles scheint perfekt, bis die Kamera auf einem Löffel verweilt, in dem eine Dosis Heroin aufgelöst wird.

Dieses Bild kontrastiert mit der Unbeschwertheit und Gelassenheit von Adrian, der noch zu jung ist, um die Welt der Erwachsenen zu verstehen, dem es aber vor allem dank der Beziehung zu seiner Mutter gelingt, sich die Unschuld und Unbeschwertheit zu bewahren, die ihn schon immer ausgezeichnet haben. Dieser Gegensatz zwischen der Welt der Erwachsenen und der Welt der Kinder zieht sich durch Die beste aller Welten, wo die Liebe zwischen einer noch zu jungen Mutter und einem sechsjährigen Sohn die Hauptrolle spielt.

Was Adrian Goinger in Die beste aller Welten machen wollte, ist eine Liebeserklärung an seine zu früh verstorbene Mutter Helga, zu der er immer eine starke Bindung hatte. Trotz vieler Widrigkeiten.

In solchen Fällen kommt es jedoch oft vor, dass persönliche Emotionen die notwendige Distanz bei der Inszenierung von Ereignissen überwiegen. Dabei ist es dem Regisseur perfekt gelungen, jedes einzelne Element zu beherrschen, ohne banale oder pathetische Szenen zu schaffen und vor allem, ohne persönliche Gefühle die Oberhand gewinnen zu lassen.

In Die beste aller Welten mangelt es nicht an stark schmerzhaften Momenten. Ebenso unterstreicht die Schulterkamera die Dramatik einiger Szenen und akzentuiert noch mehr eine gewisse Spannung, die uns von Beginn des Films an begleitet.

Trotz eines guten Drehbuchs verlässt sich der Film fast ausschließlich auf die Leistungen von Verena Altenberger (mit intensiven Großaufnahmen, die uns sowohl ihre Freude an den Momenten mit ihrem Sohn als auch ihre Verzweiflung zeigen) und des jungen Jeremy Miliker. Beide sehr talentiert, beide perfekt in der Lage, sich an jeden möglichen Kontext anzupassen.

Es ist kein Zufall, dass der Spielfilm ein großer Publikumserfolg ist. Das liegt an einem geschickten Regieansatz und vor allem an zwei perfekten Protagonisten, die sich in der kalten Salzburger Vorstadt nicht mehr wohlfühlen, aber einfach glücklich sind, zusammen zu sein. Das Ergebnis ist ein nostalgischer Blick auf die Kindheit, als man noch zu jung war, um die Hässlichkeit der Erwachsenenwelt zu verstehen. Es ist immer Zeit, erwachsen zu werden. Das Wichtigste ist jedoch, dass man nie aufhört zu träumen.

Titel: Die beste aller Welten
Regie: Adrian Goiginger
Land/Jahr: Österreich, Deutschland / 2017
Laufzeit: 100’
Genre: Drama
Cast: Verena Altenberger, Jeremy Miliker, Lukas Miko, Michael Pink, Reinhold G. Moritz, Philipp Stix, Georg Veitl, Michael Fuith, Emily Schmeller, Markus Finkel, Michael Menzel, Christina Trefny, Dagmar Kutzenberger, Patricia Aulitzky, Gerhard Greiner, Fritz Egger, Sophie Resch, Günter Goiginger, Alexander Linhardt, Gabriel Marian Skoverski, Frank Deesz, Josef Auer, Alphons Lechenauer, Valentin Nagl, Jana Theresa Gasselsberger, Lisa Marie Stoiber
Buch: Adrian Goiginger
Kamera: Yoshi Heimrath, Paul Sprinz
Produktion: Ritzlfilm, Lailaps Pictures, ORF

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