This post is also available in:
Italiano (Italienisch)
English (Englisch)
von Paul Harather
Note: 7
Cappuccino Melange verlässt sich, um die Unterschiede zwischen den beiden Protagonisten zu betonen, sehr auf Klischees, was manchmal nicht sehr glaubwürdig wirkt. Doch die Abenteuer der beiden witzigen Protagonisten unterhalten und begeistern.
Die italienische Wendung
Einige haben den Spielfilm Cappuccino Melange mit Jim Jarmuschs Down by Law verglichen. Ein zweifelsohne interessanter Vergleich. Doch heute erinnert uns dieser interessante kleine Spielfilm, bei dem Paul Harather 1992 Regie führte, an viele andere Situationen. Und achtundzwanzig Jahre nach seinem Kinostart sind weltweit viele weitere Spielfilme entstanden, die an
Ein nächtliches Wien, das Zeuge einer zarten Liebesgeschichte wird, die keine Zeit hatte, sofort geboren zu werden, lässt uns an Before Sunrise denken, Richard Linklaters Meisterwerk, das drei Jahre nach der Veröffentlichung von Cappuccino Melange entstand. Und wenn wir den Protagonisten als Kind sehen, das hoffnungslos in eine italienische Nachbarin verliebt ist, während er sie an einem heißen Sommernachmittag beim Nickerchen auf ihrem Bett beobachtet, denken wir – auch wegen einiger Ähnlichkeiten in der Beleuchtung – sofort an
Dass Linklater und Tornatore von Harathers Film inspiriert wurden, ist eher unwahrscheinlich, da der Spielfilm ursprünglich für eine Fernsehveröffentlichung konzipiert war. Dennoch können wir nicht umhin zu bemerken, dass
Wir befinden uns im Jahr 1972, in einem kleinen ländlichen Dorf in der Steiermark. Manfred ist acht Jahre alt und wenn er nicht in der Schule ist, liefert er im Auftrag seiner Eltern Milch an die Nachbarn. Eines Tages geht der Junge zu einer italienischen Nachbarin und verliebt sich sofort in sie. Von diesem Moment an beginnt er, Italien als einen Mythos zu betrachten. Als die Frau, bevor sie nach Italien zurückkehrt, ihm eine Kiste mit einigen Souvenirs aus Rom schenkt, versteckt Manfred sie unter einigen Brettern in seiner Scheune.
Zwanzig Jahre später steht Manfred (gespielt von Josef Hader) kurz vor seiner Hochzeit. Doch eines Tages muss er mit seinem Traktor nach Wien fahren, um einen Freund (Alfred Dorfer) zu suchen, der mit seinem Geld abgehauen ist. Unterwegs trifft er die schöne Gina (Enrica Maria Modugno), die ebenfalls auf dem Weg nach Wien ist und sich gerade mit ihrem Freund gestritten hat, und nimmt sie mit.
Cappuccino Melange bedient sich, um die Unterschiede zwischen den beiden Protagonisten zu betonen, vieler Klischees (vor allem in Bezug auf den Charakter von Gina) und ist daher manchmal nicht sehr glaubwürdig. Doch die Abenteuer der beiden sympathischen Protagonisten unterhalten und begeistern. Und sie werden vor allem durch Details bereichert, etwa wenn wir am Himmel zwei Spuren von Flugzeugen sehen, die in entgegengesetzte Richtungen fliegen, oder wenn in einem Cafe Cappuccino und Melange bestellt werden.
Josef Hader in der ungewöhnlichen Rolle eines naiven Bauern ist sehr überzeugend. Und auch wenn er und Gina anfangs total gegensätzlich zu sein scheinen, entdeckt man langsam, dass sie gar nicht so verschieden voneinander sind. Oder zumindest entdeckt man, dass jeder von ihnen Eigenschaften hat, die der andere gerne haben würde. Und ist das nicht fast immer der Fall, wenn eine Beziehung aufgebaut wird?
Und dann dürfen wir Wien nicht vergessen. Ein lebendiges, kosmopolitisches Wien. Ein Wien, das Zeuge einer Liebesgeschichte ist, die nie geboren wurde. Ein Wien der Abschiede. Werden es endgültige Abschiede sein? Nur die Zeit wird es zeigen. Das Wichtigste ist, nie etwas als selbstverständlich vorauszusetzen. Und Paul Harather hat es in diesem kleinen, romantischen
Titel: Cappuccino Melange
Regie: Paul Harather
Land/Jahr: Österreich, Deutschland, Frankreich / 1992
Laufzeit: 91’
Genre: Filmkomödie, Liebesfilm
Cast: Josef Hader, Enrica Maria Modugno, Linde Prelog, Alexandra Haring, Alfred Dorfer, Hermann Härtel, Loredana Flore, Andrea Tiziani, Daniela Gäts, Wolf Bachofner, Rainer Spechtl, Victor Couzyn, Milan Dor, Hubert Pabi, Katharina Ziegerhofer, Gernot Kranner, Christina Hirscher, Peter Ziegerhofer, Marianne Bös, Karl Wegerer, Helmut Petric
Buch: Paul Harather
Kamera: Helmut Pirnat
Produktion: ARTE, Dor Film, Zweites Deutsches Fernsehen, ORF