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KURORT BADEN BEI WIEN

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von Karl Köfinger

Note: 7

Wenn wir uns den Film Kurort Baden bei Wien heute ansehen, erkennen wir, wie wertvoll er als Dokument einer vergangenen Zeit ist. Eine Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in der die Menschen versuchten, zu einem normalen Leben zurückzukehren. Eine Zeit, in der sich auch in Österreich die Filmkunst durchgesetzt hatte.

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Von den 1920er bis in die frühen 1930er Jahre wurde in Österreich eine Reihe von Kurzfilmen produziert, um die Schönheit bestimmter Orte und Regionen zu zeigen. Diese Filme wurden vom Regisseur Karl Köfinger gedreht, der zu den Pionieren des österreichischen Films gehörte und oft Kurzfilme für die österreichische Post drehte, wobei er mit seiner Kamera auf motorisierten Postfahrzeugen unterwegs war. Kurort Baden bei Wien (1921) ist einer dieser Filme.

Kurort Baden bei Wien – vom Filmarchiv Austria im Rahmen der Retrospektive Kino auf Sommerfrische präsentiert – gilt als der erste bedeutende Film, der den Alltag in der Kurstadt Baden südlich von Wien dokumentiert. Zahlreiche Bilder von Patienten und Besuchern, die sich in den Becken und verschiedenen Räumen des Kurbades drängen, beleben den gesamten Film. Ebenso vermitteln die Nacht- und Tagesszenen, die in der Art von Stummfilmen koloriert wurden, dem Zuschauer ein Gefühl von Ruhe und willkommenen Optimismus.

Der Regieansatz von Kurort Baden bei Wien ist allerdings eher rudimentär: Karl Köfinger entscheidet sich überwiegend für statische Kameraeinstellungen, mit Ausnahme von Momenten, in denen die Kamera auf Fahrzeugen platziert ist oder von kurzen, sporadischen Panoramaaufnahmen. Wenn man aber bedenkt, dass der Film 1921 gedreht wurde – als sich die siebte Kunst im Rest der Welt schon recht schnell entwickelt hatte -, wird klar, wie dieser Dokumentarfilm von Köfinger manchmal etwas anachronistisch und unzeitgemäß wirken kann.

Das lässt sich nicht nur an einem dokumentarischen Ansatz ablesen, der an die frühen Filme der Brüder Lumière erinnert (es ist unmöglich, das Zitat des berühmten Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat nicht zu bemerken, wenn wir die Südbahn in den Bahnhof Baden einfahren sehen), sondern auch an den zahlreichen Bildunterschriften, die oft zu redundant sind.

Aber so ist es. Dennoch, wenn wir Kurort Baden bei Wien heute anschauen, erkennen wir, wie wertvoll er als Dokument einer vergangenen Zeit ist. Eine Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in der die Menschen versuchten, zu einem normalen Leben, zu einem friedlichen und ruhigen Leben zurückzukehren. Eine Zeit, in der sich – wenn auch später als im Rest der Welt – die Filmkunst auch in Österreich durchgesetzt hatte.

Und letztlich müssen wir eine gewisse Zartheit und Lyrik in Karl Köfingers Dokumentarfilm anerkennen. Vor allem, wenn wir eine Gruppe von Kindern sehen, die sorglos in einem Innenhof spielen, oder ein Liebespaar, das an einem heißen Sommernachmittag über die Hügel rund um Baden plaudert.

Titel: Kurort Baden bei Wien
Regie: Karl Köfinger
Land/Jahr: Österreich / 1921
Laufzeit: 7’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Karl Köfinger
Kamera: Karl Köfinger
Produktion: Ing. Köfinger-Film

Info: Das Programm Kino auf Sommerfrische auf der Webseite vom Filmarchiv Austria; Die Seite von Kurort Baden bei Wien auf www.yumpu.com