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MUTTERTAG

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von Harald Sicheritz

Note: 6.5

Muttertag – der Debütfilm von Harald Sicheritz – zeichnet sich trotz einer oft allzu fragmentierten Handlung durch eine gute Charakterisierung der österreichischen großbürgerlichen Gesellschaft aus und ist zu einem echten Kultfilm des österreichischen Films geworden.

Niemand ist wie Mama

Muttertag war ursprünglich nicht als Kinofilm geplant. Es sollte auch kein Fernsehfilm werden. Doch je weiter sich das Projekt entwickelte, desto vielversprechender schien der Debütfilm des berühmten Harald Sicheritz zu werden. Und so ist Muttertag – 1993 gedreht und im Februar 1994 in die österreichischen Kinos gekommen – zu einem echten Kultfilm des zeitgenössischen österreichischen Films geworden. Trotz der vielen negativen Kritiken, die kurz nach seinem ersten Kinostart in den Zeitungen veröffentlicht wurden.

Der beliebte Spielfilm sollte ursprünglich eine Kabarett-Show werden. Doch der bekannte Kabarettist Alfred Dorfer, der Regisseur Harald Sicheritz, der Drehbuchautor Peter Berecz und der Schauspieler Roland Düringer beschlossen, ihr Projekt weiter zu entwickeln. Muttertag wurde mit geringem Budget gedreht und entpuppte sich als ein sehr einzigartiger Film, in dem mehrere Schauspieler (darunter Dorfer selbst, Düringer, Eva Billisich, Andrea Händler und Reinhard Nowak) mehr als eine Rolle spielen.

Die Geschichte entfaltet sich um die Familie Neugebauer am Vorabend des Muttertags. Edwin und Trude Neugebauer (Reinhard Nowak und Andrea Händler) sind seit vielen Jahren verheiratet und es scheint keine Leidenschaft mehr zwischen ihnen zu geben. Mischa (Alfred Dorfer) ist ihr jugendlicher Sohn, der ein elektrisches Messer für seine Mutter bastelt. Mit ihnen zusammen lebt Großvater Neugebauer (Roland Düringer), der, um nicht ins Altersheim geschickt zu werden, beschließt, seine gesamten Ersparnisse für wohltätige Zwecke zu spenden. Im Laufe von zwei Tagen werden wir Zeuge der vielen tragikomischen Abenteuer der Familie, in die auch die Nachbarn, einige Bekannte und ein paar von Mischas Freunden verwickelt sind.

Harald Sicheritz war, als er Muttertag drehte, vor allem als Musiker bekannt (seine Band, das Wiener Wunder, taucht im Film häufig auf). Doch dank dieser fehlerhaften Komödie mit einer allzu fragmentierten Handlung, die sich durch eine gute Charakterisierung der österreichischen großbürgerlichen Gesellschaft und des (einst ziemlich berüchtigten) Stadtteils Meidling auszeichnet, ist der Regisseur zu einem der führenden Vertreter der österreichischen Mainstream-Komödie geworden. Und obwohl er während seiner langen und produktiven Karriere Publikum und Kritiker nicht immer überzeugen konnte, ist ihm mit Muttertag ein echter Kultfilm gelungen.

Dabei zeichnet sich der lebhafte und bunte Spielfilm vor allem durch äußerst paradoxe Situationen, zahlreiche Missverständnisse und britischen Humor aus: Freundinnen tratschen über ihre Bekannten, außereheliche Affären haben ungeahnte Folgen, und um Teil einer neuen Freundesgruppe zu werden, muss man sich bizarren Initiationsriten unterziehen. Was ist aus der Gesellschaft heute geworden? Was ist aus Wien geworden? „Ich erkenne meine Stadt nicht mehr“, sagt der Bürgermeister (gespielt vom großartigen Fritz Muliar) und schaut aus dem Autofenster, als er durch Meidling fährt. Trotzdem erkennen sich wahrscheinlich viele Menschen in einigen der Protagonisten wieder. Und das ist die große Besonderheit von Muttertag: Die Fähigkeit, über bestimmte Situationen zu lachen und gleichzeitig bestimmte „Schwächen“ der Charaktere (und der heutigen Gesellschaft) zu beleuchten, ohne vom Zuschauer zu erwarten, dass er sich darüber viele Fragen stellt.

Titel: Muttertag – Die härtere Komödie
Regie: Harald Sicheritz
Land/Jahr: Österreich / 1993
Laufzeit: 95’
Genre: Filmkomödie
Cast: Alfred Dorfer, Reinhard Nowak, Andrea Händler, Eva Billisich, Roland Düringer, Karl Künstler, Silvia Fenz, Beatrice Frey, Gudrun Tielsch, Lukas Resetarits, Willi Resetarits, I Stangl, Herwig Seeböck, Monica Weinzettl, Walter Kordesch, Niki List, Karl Markovics, Fritz Muliar, Günther Paal, Hanno Pöschl, Peter Berecz, Alexander Biedermann, Haymon Maria Buttinger, Martin Beck, Harald Sicheritz, Helmut Sicheritz, Roland Neuwirth
Buch: Peter Berecz, Alfred Dorfer, Roland Düringer, Harald Sicheritz
Kamera: Helmut Pirnat
Produktion: Fernsehfilmproduktion Dr. Heinz Schneiderbauer

Info: Die Seite von Muttertag auf iMDb; Die Seite von Muttertag auf der Webseite vom Filmarchiv Austria