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7500

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von Patrick Vollrath

Note: 7.5

7500 – Patrick Vollraths Debütfilm – verlässt sich stark auf Actionszenen, die enge Räume gut ausnutzen, ein gutes Drehbuch und die Leistungen des talentierten Joseph Gordon-Levitt.

Nach Paris fliegen

Im Luftfahrtjargon ist 7500 der Notfallcode für den Fall, dass ein Flugzeug entführt wird. Der junge Regisseur Patrick Vollrath ließ sich von diesem Begriff für den Titel seines Debütfilms inspirieren, der eigentlich Teil der Diagonale 2020 sein sollte, aber nach der Absage des Festivals ins Programm Diagonale 2020 – Die Unvollendete aufgenommen wurde.

Der von Österreich und Deutschland produzierte Spielfilm fällt sofort durch die Verwendung eines einzigen Drehortes auf, innerhalb dessen sich eine adrenalingeladene Geschichte entfaltet, die die Aufmerksamkeit des Zuschauers von den ersten Minuten an fesselt. Und das auch dank eines exzellenten Drehbuchs, das Vollrath zusammen mit Senad Halilbasic geschrieben hat und das Vollraths Kurzfilm Alles wird gut fortentwickelt hat, der 2016 für den Oscar als Bester Kurzfilm nominiert worden ist.

Der Protagonist des Spielfilms ist der talentierte Joseph Gordon-Levitt. Er spielt Tobias, einen Airline-Piloten, der zusammen mit seinem Kollegen (gespielt vom ehemaligen Lufthansa-Piloten Carlo Kitzlinger) zu einem Abendflug zwischen Berlin und Paris abheben muss. Zunächst scheint alles gut zu laufen. Doch wenige Minuten nach dem Abheben wird das Cockpit von drei Terroristen angegriffen, die bei dem Versuch, das Flugzeug zu entführen, die beiden Piloten mit Glassplittern attackieren und einige Passagiere als Geiseln nehmen, darunter auch Tobias‘ Frau, die als Flugbegleiterin arbeitet.

Der gesamte Film spielt sich also im Cockpit ab. Nur selten – dank eines Monitors, der mit dem Innenraum des Cockpits verbunden ist – können wir sehen, was im Inneren des Flugzeugs passiert. Doch die Kamera – hier gekonnt geführt vom Kameramann Sebastian Thaler – bleibt ausschließlich in der Kabine, in der sich die beiden Piloten befinden. Und so verlässt sich 7500 fast ausschließlich auf Actionszenen, die die beengten Räume gut ausnutzen, auf ein exzellentes Drehbuch und auf die Leistung von Joseph Gordon-Levitt.

Und so werden wir sofort an den erfolgreichen Spielfilm No Turning Back erinnert, bei dem Steven Knight 2013 Regie führte und der ebenfalls an einem einzigen Ort – im Innenraum eines Autos – und mit einem einzigen Darsteller (der großartige Tom Hardy) spielte, der im Laufe des Films mehrere Telefonate führte, durch die sich die gesamte Geschichte entwickelte.

Es ist definitiv nicht einfach, so einen Film zu bewältigen. Vor allem, wenn es sich, wie im Fall von 7500, um einen Actionfilm handelt. Aber Patrick Vollrath weiß genau, was er will. Und er hat sich in diesem Film vor allem auf die Emotionen der Figuren konzentriert. Die Inszenierung findet auf zwei Ebenen statt: Einerseits sehen wir, was sich im Cockpit abspielt, während gleichzeitig durch den Monitor Piloten und Terroristen sehen können, was an Bord des Flugzeugs passiert. Und so spielt ebenso Film im Film in Vollraths Debütfilm eine zentrale Rolle. Ein Film, der den Akt des Sehens mit all seinen Möglichkeiten in den Vordergrund stellt und ein zermürbendes Rollenspiel liefert, nach dem man nicht wirklich weiß, wer die Verlierer und Gewinner sind.

Inspiriert vom Hollywood-Kino zeichnet sich 7500, der mit einem eher geringen Budget gedreht wurde, durch einen guten Crescendo der Spannnung aus und weiß genau, worauf es ankommt, um die widersprüchlichsten Emotionen beim Zuschauer zu wecken. Und so hat sich der junge Patrick Vollrath als einer der vielversprechendsten Regisseure des deutschen und österreichischen Films entpuppt. Ein Talent, das sogar Hollywood bald bemerken könnte.

Titel: 7500
Regie: Patrick Vollrath
Land/Jahr: Österreich, Deutschland / 2019
Laufzeit: 92’
Genre: Actionfilm, Drama
Cast: Joseph Gordon-Levitt, Omid Memar, Aylin Tezel, Carlo Kitzlinger, Murathan Muslu, Paul Wollin, Aurélie Thépaut
Buch: Patrick Vollrath, Senad Halilbasic
Kamera: Sebastian Thaler
Produktion: Augenschein Filmproduktion, Novotny&Novotny Filmproduktion

Info: Die Seite von 7500 auf der Webseite der Diagonale; Die Seite von 7500 auf iMDb