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OMSCH

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von Edgar Honetschläger

Note: 6.5

Während wir Omsch anschauen, werden wir von einer zarten und aufrichtige Geschichte gefesselt, aber wir kommen nicht umhin zu bemerken, dass der Dokumentarfilm, je näher wir dem Ende kommen, etwas selbstreferentiell ist.

Oma und Enkel

Familie besteht auch oft aus den Menschen, die wir uns aussuchen. Und die Freundschaft zwischen zwei Menschen kennt keine Unterscheidung von Geschlecht oder Alter. Das gilt zum Beispiel für die Beziehung zwischen dem Regisseur und Maler Edgar Honetschläger und Pauline Schürz, seine hundertjährige Nachbarin. Aus ihrer singulären Beziehung entstand 2013 der Dokumentarfilm Omsch, der bei der Diagonale 2014 uraufgeführt wurde und nach der Absage der Diagonale 2020 ins Programm Diagonale 2020 – Die Unvollendete aufgenommen wurde.

Durch eine Reihe von Filmen, die im Laufe der Jahre gedreht wurden, sehen wir die zarte Beziehung zwischen einer Oma und einem Enkel, die, obwohl nicht verwandt, sich füreinander entschieden haben. Und so zeigt uns Edgar Honetschlägers Kamera, mal ruhig, mal unruhig, ein zartes und liebevolles Porträt dieser rüstigen Dame, die sich mit ihren fast hundert Jahren dennoch einen jungen Geist und einen geistreichen Humor bewahrt hat. Pauline ist eine liebevolle Frau, die sich immer noch Sorgen macht, dass ihr Make-up nicht richtig sitzt, wenn die Kamera sie filmt. Eine waschechte Wienerin, die sich fern von ihrer geliebten Stadt verloren fühlt und in Edgar ihre größte Zuneigung sieht, trotz seiner häufigen Reisen um die Welt.

Szenen, die in den Wohnungen der beiden Protagonisten gedreht wurden, wechseln sich mit Archivaufnahmen ab, in denen die Off-Stimme des Regisseurs die Briefe liest, die er und Pauline während der Zeit seiner Reisen austauschen.

Omsch ist also ein Dokumentarfilm, in dem Überlegungen zu Leben, Tod, Alter, aber auch Religion und Politik eine Hauptrolle spielen. Und das ist auch ganz interessant. Das größte Problem des Dokumentarfilms ist jedoch ein anderes. Während wir von einer zärtlichen und aufrichtigen Geschichte, von den intimen Überlegungen des Regisseurs und seinem tiefgründigen Optimismus fasziniert sind, können wir nicht umhin, zu bemerken, dass der Film auch übermäßig konstruiert ist.

Die Musik, die in dem Moment, in dem Pauline die Tür zu Edgar nicht öffnet, beim Zuschauer Spannung erzeugen will, erscheint uns nämlich sehr unangebracht. Das Gleiche gilt für die Schlussszene, die das problematischste Element darstellt. In diesem Moment geht der Regisseur tatsächlich vor den Eingang eines Friedhofs, zündet eine Kerze an, stellt sie auf den Boden und schweigt ein paar Sekunden lang. Eine stark artefaktische und selbstreferentielle Szene (wie der eigene Ausdruck des Regisseurs ungewollt zeigt). Eine Szene, in der sich der Zuschauer trotz allem nicht mit dem Protagonisten identifizieren kann und die nicht mit allem, was vorher inszeniert wurde, harmoniert. Schade. Denn Omsch hätte ein wirklich interessanter Film werden können. Es hätte gereicht, die Ereignisse einfach zu beobachten. So ist es fast nur der charismatischen Pauline zu verdanken, dass dieses Werk von Edgar Honetschläger weiterhin seine Anziehungskraft ausübt.

Titel: Omsch
Regie: Edgar Honetschläger
Land/Jahr: Österreich / 2013
Laufzeit: 82’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Edgar Honetschläger
Kamera: Edgar Honetschläger, Daniel Hollerweger
Produktion: Edoko Institute

Info: Die Seite von Omsch auf iMDb; Die Seite von Omsch auf der Webseite von Edgar Honetschläger; Die Seite von Omsch auf der Webseite der Diagonale