daemonische-leinwaende-2019-martinz-kozek-hoerl-kritik

DÄMONISCHE LEINWÄNDE

      Keine Kommentare zu DÄMONISCHE LEINWÄNDE

This post is also available in: Italiano (Italienisch) English (Englisch)

von Alexander Martinz, Peter Kozek und Thomas Hörl

Note: 7.5

Dämonische Leinwände will sich gar nicht ernst nehmen, will dem bisher Geschaffenen nichts hinzufügen, sondern ist eine witzige und ironische Liebeserklärung an eines der beliebtesten Filmgenres aller Zeiten.

Zombies, Mutanten & Co.

Ein wahres Erlebnis für die Augen, Dämonische Leinwände. Der Kurzfilm, bei dem Alexander Martinz, Peter Kozek und Thomas Hörl 2019 Regie führten, sollte eigentlich Teil der Diagonale 2020 sein, wurde aber nach der Absage des Festivals ins Programm Diagonale 2020 – Die Unvollendete aufgenommen.

Österreich ist besonders produktiv, wenn es um Experimentalfilm geht. Und dieser schockierende Dämonische Leinwände erweist sich als ein weiteres wertvolles Werk, das sich in die Reihe all jener Filme einreiht, die versuchen, mit neuen Filmsprachen zu experimentieren. Aber worum geht es bei Dämonischen Leinwänden?

Schockierend, explosiv, überwältigend – dieser einzigartige Kurzfilm präsentiert sich sofort als eine ungewöhnliche Reise durch die Geschichte des Horrorfilms anhand verschiedener Neuinszenierungen der berühmtesten Horrorfilme der Filmgeschichte. Als wir beobachten, wie einem jungen Mann sein Bild aus einem Spiegel gestohlen wird (eine Szene, die aus dem Kultfilm Der Student von Prag von Paul Wegener aus dem Jahr 1912 nachbearbeitet wurde), befinden wir uns sofort in einer von Zombies überrannten Stadt und denken sofort an Romeros Film. Gleichzeitig bemerken wir auch wichtige Bezüge zu Spielfilmen wie The wicker Man (Robin Hardy, 1973), Das siebente Siegel (Ingmar Bergman, 1957) oder auch Bad Taste, der 1987 von einem sehr jungen Peter Jackson gedreht wurde. Und dazu gibt es bizarre Werbespots, die für Spezialeffektprodukte werben.

Ein Montagefilm, Dämonische Leinwände. Ein Film, der sorgfältig in drei (nicht zu) unterschiedliche Teile aufgeteilt ist: Uninvited, Arrival und Beyond. Ein mittellanger Film, der sich absolut nicht ernst nehmen will, der dem bisher Geschafften nichts hinzufügen will, der sich aber als witzige und ironische Liebeserklärung an eines der beliebtesten Filmgenres aller Zeiten entpuppt.

Und so verschmilzt Österreich seine filmischen Traditionen mit denen des Rests der Welt und schafft etwas völlig Neues, bei dem extrem leuchtende und schillernde Farben zusammen mit verstörenden Hintergrundgeräuschen, die bewusst asynchron geschnitten sind, den Zuschauer verwirren und schockieren.

Die Filmsprache wird hier völlig auf den Kopf gestellt. Bei Dämonischen Leinwänden gibt es keine Regeln. Die Geschichte wird auf eine völlig neue Weise umgeschrieben. Und einen klassischen Erzählplot wird man nie finden. Dieser interessante Kurzfilm fordert den Zuschauer auf, sich einfach von dem Anschauen mitreißen zu lassen, ohne sich zu viele Fragen zu stellen, sondern Spaß daran zu haben, die lustigen und übertriebenen Ausdrücke der Schauspieler oder die eher ungeschickt erzielten Spezialeffekte zu beobachten. Es gibt immer Zeit, um sich Fragen zu stellen. Aber jetzt ist es an der Zeit, endlich loszulassen und viele neue Erfahrungen zu genießen.

Titel: Dämonische Leinwände
Regie: Alexander Martinz, Peter Kozek, Thomas Hörl
Land/Jahr: Österreich / 2019
Laufzeit: 49’
Genre: Horrorfilm, Experimentalfilm
Cast: kozek hörlonski, Alexander Martinz, Martina Menegon, Laura Grassberger
Buch: kozek hörlonski, Alexander Martinz
Kamera: Martin Music, Paul Wimmer
Produktion: Peter Kozek

Info: Die Seite von Dämonische Leinwände auf der Webseite der Diagonale