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Neue Sprachen, neue Perspektiven
Februar. Berlin. Ein kaltes Wetter, das aufweckt und belebt und uns bereit für neue, spannende Abenteuer macht. Eines der vielfältigsten und spannendsten Filmfestivals der Welt. Die 70. Edition der Berlinale verspricht, voller Veränderungen zu sein. Zunächst einmal wird es ab dieser Berlinale 2020 einen neuen Intendanten geben, der direkt aus Italien in die teutonische Hauptstadt kommt. Die Rede ist von Carlo Chatrian, der die verantwortungsvolle Aufgabe haben wird, Dieter Kosslick in der Leitung des Festivals abzulösen. Und schon ein kurzer Blick auf das Programm lässt erahnen, dass diese Berlinale 2020 viele schöne Überraschungen bereithält. Man denke nur an Regisseure wie Rithy Panh, Tsai Ming-Liang, Philippe Garrel oder Abel Ferrara, die um den begehrten Goldenen Bären konkurrieren werden.
Doch wenn man sich die Filme im Wettbewerb anschaut, fällt auf, dass Österreich dieses Jahr nicht im Wettbewerb vertreten ist. Das heißt aber nicht, dass die Berlinale 2020 es „vergessen“ hat. Die Berlinale hat nämlich auch innerhalb der zahlreichen Nebenreihen immer eine gute Anzahl österreichischer Filme präsentiert. Und so war es auch in diesem Jahr.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die neue Reihe Encounters, die einem Kino gewidmet ist, das in der Lage ist, neue Filmsprachen zu schaffen. In dieser Reihe werden wir den Science-Fiction-Spielfilm The Trouble with being born (Die Last geboren zu sein) anschauen, bei dem die junge Sandra Wollner Regie führte. Hier wird die Geschichte einer jungen Androidin erzählt, die mit den für die Adoleszenz typischen existenziellen Fragen kämpft.
Österreich ist immer besonders produktiv, wenn es um Dokumentarfilm geht, und hat uns zwei neue Werke zu bieten, die während dieser Berlinale 2020 in der Reihe Panorama Dokumente präsentiert werden: Jetzt oder morgen von Lisa Weber – mit Fokus auf das Leben der jungen Mutter Claudia – und Aufzeichnungen aus der Unterwelt, der neueste Dokumentarfilm von Tizza Covi und Rainer Frimmel, die bereits mit La Pivellina (2009) und Mister Universo (2016) Publikum und Kritiker begeistert haben. In ihrem neuesten Dokumentarfilm wird ein interessantes Fresko des Nachkriegs-Wien nachgezeichnet.
Schließlich dürfen wir die interessante Reihe Forum nicht vergessen. Hier werden noch zwei österreichische Filme zum ersten Mal auf der großen Leinwand zu sehen sein. Der erste, Gli Appunti di Anna Azzori – Uno Specchio che viaggia nel Tempo von Constanze Ruhm, ist inspiriert von Anna, Alberto Grifis Meisterwerk von 1975, während der zweite Was bleibt | Sta ostaje | What remains/re-visited von Clarissa Thieme sein wird. Um diesen Dokumentarfilm zu drehen, unternahm die Regisseurin eine lange Reise nach Bosnien, um die Folgen des Krieges in Jugoslawien zu dokumentieren.
Interessanterweise repräsentiert diese Auswahl perfekt die Haupttrends der zeitgenössischen österreichischen Kinematographie, mit einer deutlichen Vorliebe für Dokumentar- und Avantgarde-Filme. Aber um zu verstehen, wie sich die Dinge entwickeln, müssen wir einfach abwarten, um diese neuen Werke anzusehen. Und das werden wir endlich in Kürze tun.
Im Folgenden: Die Kritiken zu den österreichischen Filmen, die bei der Berlinale 2020 gezeigt worden sind.
Info: Die Webseite der Berlinale 2020