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COUPLES

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von Maria Lassnig

Note: 7.5

Couples von Maria Lassnig ist ein ausgesprochen reifes Werk, in dem Animation, Malerei, Fotografie und Live-Action-Filmemachen zusammenkommen und in perfekter Harmonie ineinander übergehen.

Ein Mann, eine Frau

Der Stil der berühmten österreichischen Malerin Maria Lassnig ist unverkennbar. Ebenso unverkennbar sind ihre abstrakten Figuren, ihre mutierenden Körper und ihre oft als brennend betrachteten und doch so zeitgemäßen Themen. Und wenn sich die Künstlerin im Laufe der Jahre vor allem auf dem Gebiet der Malerei etabliert hat, so ist ihr Beitrag im Bereich des Films mit der Schaffung zahlreicher Kurzfilme ebenso bemerkenswert: Es handelt sich um perfekte Verfilmungen ihrer eigenen Gemälde. Und wenn wir an einen Kurzfilm wie Couples (1972) denken, der nach dem Umzug der Autorin in die Vereinigten Staaten entstand, erkennen wir, wie er den wahren poetischen und bildhaften Kern ihres gesamten Werks repräsentiert.

Auch hier setzt Lassnig ihre Erfahrungen in der Welt des Animationsfilms fort, die sie bereits mit Selfportrait (1971) begonnen hatte. Auch hier werden ihre eigenen Bilder verwendet, um die Entwicklung der Beziehung eines Paares zu erzählen. Oder, besser gesagt, um eine Beziehung in ihren Anfängen, in der der Wunsch nach einem gemeinsamen Leben nur die Frau betrifft, während der Mann nur eine sexuelle Annäherung zu wünschen scheint, trotz dessen, was er selbst nach dem ersten Treffen gesagt hat.

Und so erscheinen uns zu Beginn von Couples Mann und Frau nur als undeutliche Flecken, aber mit ein paar Stop-Motion-Bewegungen geben sie uns eine gute Vorstellung von einer sexuellen Beziehung. Dann werden sofort die Figuren deutlicher, die Merkmale markanter und schließlich hören wir die ersten wesentlichen Dialoge. Alles läuft nach einem genau definierten Drehbuch ab: Ein Mann und eine Frau treffen sich. In der Folge ruft der Mann die Frau weiter an und gibt nach ihrer Zurechtweisung an, dass er eine Beziehung wünscht. Dann, nach dem ersten Geschlechtsverkehr, ändert sich alles: Die Frau braucht Streicheleinheiten und Aufmerksamkeiten, die der Mann nicht zu geben bereit ist. Bis zu dem Moment, in dem derselbe – mit denselben Schwarz-Weiß-Bildern, die wir in den ersten Minuten gesehen haben – seine Partnerin mit einem einfachen Telefonanruf verlässt und ihr mitteilt, dass er sich nicht bereit fühlt, eine Beziehung zu erleben.

Maria Lassnigs Perspektive ist ganz und gar entzaubert. Und die Figur der Frau, auch wenn sie zunächst leidet, erscheint immer als die stärkste. Und so werden auch in Couples eine Reihe von Fragen nach der eigenen Identität und den eigenen Wünschen in den Mittelpunkt des Diskurses gestellt. Und die Körper, die im Laufe der Inszenierung Form und Farbe verändern, im Wechsel mit Bildern alter Fotografien und Live-Action-Szenen, stehen für eine wichtige innere Veränderung, einen Weg zu einem neuen Bewusstsein. Trotz der Momente, in denen es keine Lösung zu geben scheint. Und das trotz der Großaufnahme eines Mannes, dessen Augen von einem schwarzen Band verdeckt werden. Ein Mann, der auch viele andere Männer ist. Eine Geschichte, die sich endlos wiederholt.

Und so erscheint uns Couples als ein ausgesprochen reifes Werk, in dem sich Animationsfilm, Malerei und Fotografie in perfekter Harmonie begegnen und miteinander verschmelzen.

Titel: Couples
Regie: Maria Lassnig
Land/Jahr:Österreich, USA / 1972
Laufzeit: 9’
Genre: Animationsfilm, Experimentalfilm
Buch: Maria Lassnig
Kamera: Maria Lassnig
Produktion: Maria Lassnig

Info: Die Seite von Couples auf iMDb; Die Seite von Couples auf der Webseite der Sixpack Film