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SLAPSTICK-KOMÖDIEN IN ÖSTERREICH IN DEN 10ER UND 20ER JAHREN

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In Österreich, wo einige Jahre nach der Erfindung des Kinematographen die ersten Filmproduktionsgesellschaften gegründet wurden, waren in den 1910er- und 1920er-Jahren neben Dramen und Theaterverfilmungen auch Slapstick-Komödien bei den Zuschauern beliebt.

Seltsame Charaktere

Zwischen den 1910er und den 1920er Jahren arbeiteten die Filmproduktionsfirmen auch in Österreich ununterbrochen. Und das Publikum wurde immer anspruchsvoller. So wurden die Dokumentarfilme des frühen 20. Jahrhunderts langsam von Theaterstückverfilmungen abgelöst, die auch in ihrer Inszenierung eine gewisse Theatralik behielten. Doch auch die Bedeutung der Filmkomödie in Österreich in diesen Jahren ist nicht zu unterschätzen. Komödien – und vor allem Slapstick-Komödien – waren die beliebtesten Filme der Kinobesucher. Und damit auch der Produktionsgesellschaften.

Die Slapstick-Komödien, die in diesen Jahren in Österreich gedreht wurden, zeichnen sich vor allem durch den Einsatz weniger, aber bedeutender Drehorte und einer Kamera aus, die uns gerne furiose Schlägereien, ungewöhnliche Ticks, Paniksituationen mit allerlei Gerätschaften und so weiter zeigt. So wie inzwischen auch in den Vereinigten Staaten oder in Frankreich, wo Max Linder Erwachsene und Kinder unterhielt.

Zu den berühmtesten Slapstick-Komödien dieser Jahre in Österreich gehört zum Beispiel Die blonde Bestie, bei der Karl Ehmann 1920 Regie führte. In Die blonde Bestie gibt es hauptsächlich zwei Charaktere: Einen Maler und einen Hund. Der Maler hat den Hund über eine Anzeige gekauft, aber einmal zu Hause angekommen, stellt er fest, dass es gar nicht so einfach ist, ihn zu pflegen. Und so geschehen die bizarrsten Missgeschicke im Haus des Protagonisten.

Doch der tollpatschige Maler und sein Hund sind nur zwei aus einer Reihe von Komikern, die in diesen Jahren in Österreich Erfolg zu haben beginnen. Dazu gehörten Sami (gespielt von Josef Fleischmann), Wamperl (Josef Gutmayer), Pampulik (Max Pallenberg), Dandy (Raymond Dandy) und das Paar Cocl und Seff (gespielt von Rudolf Walter und Josef Holub, die sogar mit Laurel und Hardy verglichen wurden, obwohl sie auch alleine arbeiteten).

Noch heute erinnert man sich in Österreich an die Missgeschicke des tollpatschigen Sami im Film Sami kratzt sich (Leo Stoll, 1919), in dem der Protagonist in eine reizende junge Dame verliebt ist, aber von seinem Liebesrivalen mit Juckpulver bestreut wird und daraufhin nicht aufhören kann, sich zu kratzen. Ebenso erfolgreich war der amüsante Seff kostet 24 Schillinge, der 1920 von der Cocl-Film produziert wurde. Diesmal also sehen wir den Komiker Seff in der ungewöhnlichen Rolle einer Puppe. Er sitzt vor dem Eingang eines Spielzeugladens und sofort beginnt eine Reihe von Missverständnissen, Verfolgungsjagden und urkomischen Diebstahlsversuchen.

Und das sind nur zwei von vielen Filmen, die in dieser Zeit mit Österreichs bekanntesten Komikern gedreht wurden. Und das Publikum war begeistert. Aber was war es, das die Zuschauer dazu brachte, sich in der Dunkelheit eines Kinos einzuschließen?

Aufgrund des großen Erfolges der Slapstick-Komödien in Österreich kam es unter den Intellektuellen des Landes oft zu interessanten Debatten über sie. Und wenn manche von ihnen noch glaubten, das Kino sei eine ausgesprochen kitschige Kunst, der man keine Aufmerksamkeit schenken müsse, so schrieb die Soziologin Emilie Altenloh 1914 den Aufsatz Zur Soziologie des Kinos, in dem sie die Gründe für den Kinobesuch sorgfältig analysierte. Diese detaillierte Analyse ergab, dass die Kinos hauptsächlich von jungen Studenten und Frauen aus der Arbeiterklasse besucht wurden. Und die kleinbürgerlichen Frauen besuchten lieber die Kinos, die sich im Stadtzentrum befanden.

In jedem Fall war eine Steigerung der Besucherzahlen zu erwarten. Doch was brachte die Zuschauer dazu, ins Kino zu gehen? Zunächst einmal die günstigen Ticketpreise. Und die Dunkelheit des Theaters – die eine gewisse Anonymität garantierte – tat ihr Übriges. Und doch darf man die Kraft der siebten Kunst nicht unterschätzen, die Menschen zu entspannen, den Zuschauer in völlig neue Welten und Situationen zu versetzen. Sie sollten eine Realität erleben, die sich von ihrem Alltag unterscheidete, wenn auch nur für etwas mehr als eine Stunde. Und das allein war schon unbezahlbar.

Bibliographie: Das tägliche Brennen: eine Geschichte des österreichischen Films von den Anfängen bis 1945, Elisabeth Büttner, Christian Dewald, Residenz Verlag; Zur Soziologie des Kino, Emilie Altenloh
Info: Die Seite von Zur Soziologie des Kino von Emilie Altenloh auf massenmedien.de