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von Wolfgang Murnberger
Note: 5
In Kleine große Stimme – ein Fernsehspielfilm von Wolfgang Murnberger aus dem Jahr 2015 – triumphieren immer die guten Gefühle. Und sie tun dies oft übertrieben abrupt. Bis zu dem Punkt, an dem sie fast ihre Glaubwürdigkeit komplett verlieren.
Eine goldene Stimme
Konnte sich der österreichische Regisseur Wolfgang Murnberger durch die dem Detektiv Brenner (gespielt von Josef Hader) gewidmete Filmsaga, die im Jahr 2000 mit dem Spielfilm
Benedikt (Wainde Wane) ist ein farbiger Junge, der Sohn einer kürzlich verstorbenen Österreicherin und eines amerikanischen Soldaten. Der Junge, der bei seinen Großeltern mütterlicherseits lebt, hat zwei Träume: Seinen Vater zu finden (und ihm schließlich nach Amerika zu folgen) und Mitglied bei den Wiener Sängerknaben zu werden. Aus diesem Grund wird der Junge von zu Hause weglaufen und zum Vorsingen gehen, um in eine angesehene Musikschule einzutreten. Dort lernt er die Lehrer Max (David Rott) und Elsa (Miriam Stein) kennen, die trotz vieler Widrigkeiten immer bereit sind, ihm zu helfen.
Die Geschichte von Kleine große Stimme ist in erster Linie eine Apologie der guten Gefühle in einem Österreich, in dem – obwohl rund zehn Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen sind – die Folgen des Krieges und der nationalsozialistischen Diktatur noch immer sichtbar sind. Auch wenn der Krieg längst beendet ist, sind in vielen Einwohnern immer noch gefährlich rassistische und antisemitische Gedanken verankert. Dies ist zum Beispiel der Fall bei einem der Lehrer der Schule, der dem jungen Protagonisten schon immer feindlich gesinnt ist, ebenso wie einige seiner Mitschüler. Können echtes Talent und eine starke Leidenschaft dafür sorgen, dass bestimmte Barrieren endlich überwunden werden?
In Kleine große Stimme triumphieren – wie man schon sich vorstellen kann – immer die guten Gefühle. Und das oft zu abrupt (wie die Veränderung der Beziehung zwischen Benedikt und einem Mitschüler, der ihm immer feindlich gesinnt war, zeigt). So abrupt, dass alles fast an Glaubwürdigkeit verliert.
Und eines der schwächsten Elemente des ganzen Films ist ein Drehbuch, das oft zu vergessen scheint, was seine ursprüngliche Absicht ist. Es wird wenig auf die Opfer geachtet, die der junge Protagonist bringt, um in den Chor zu kommen, sondern im Gegenteil zu viel auf die Liebesbeziehung, die sich zwischen den beiden jungen Lehrern (Max und Elsa) entwickelt. Was das Schicksal des Kindes angeht, wird alles immer kitschiger, immer unglaubwürdiger, fast so, als wolle man dem Publikum um jeden Preis mit banalen Mitteln gefallen.
Wenn man dann noch eine Inszenierung ohne nennenswerte Besonderheiten hinzunimmt, wird klar, dass Kleine große Stimme einer der uninteressantesten Filme von Wolfgang Murnberger ist. Und am Ende des Films können wir die Missgeschicke des Detektivs Brenner nur bedauern und hoffen, dass die ihm gewidmete Filmsaga mit weiteren spannenden Kapiteln fortgesetzt werden kann.
Titel: Kleine große Stimme
Regie: Wolfgang Murnberger
Land/Jahr: Österreich / 2015
Laufzeit: 90’
Genre: Drama, Musikfilm
Cast: Wainde Wane, David Rott, Miriam Stein, Karl Merkatz, Tyron Ricketts, Erwin Steinhauer, Philipp Hochmair, Branko Samarovski, Margarete Tiesel, Timotheus Hollweg, Aeneas Hollweg, Enzo Gaier, Jakob Eder, Christoph Kail, Jeff Ricketts, Günther Lainer, Michael Welz
Buch: Rupert Henning, Michaela Ronzoni, Eva Spreitzhofer
Kamera: Peter von Haller
Produktion: ARD Degeto Film, Bayerischer Rundfunk, Mona Film, ORF