This post is also available in:
Italiano (Italienisch)
English (Englisch)
von Ernst Marischka
Note: 7.5
Ernst Marischka hat es in seinem interessanten Film Das Dreimädelhaus geschafft, Humor und Drama, Prosa und Poesie, Tanz und Musik zu verbinden. Das Ergebnis ist ein unterhaltsamer Liebesfilm, der nie vorhersehbar oder banal ist.
Die Leiden des jungen Franz
Der Komponist Franz Schubert ist zweifellos eine zentrale Figur der österreichischen Geschichte, die auch mehrere Filmemacher inspiriert hat. So drehte der Regisseur Walter Kolm-Veltée (der älteste Sohn der österreichischen Filmpionierin Louise Kolm-Fleck) 1953 den Film
Basierend auf der von Schubert selbst vertonten gleichnamigen Operette, die bereits 1936 verfilmt wurde (
Natürlich haben die hier inszenierten Ereignisse nie stattgefunden. Aber so ist es. Nachdem er die erfolgreiche Trilogie, die 1955 mit
Karlheinz Böhm, der in den Sissi-Filmen die Rolle des Kaisers Franz Joseph verkörperte, spielt hier die Hauptrolle. Aber das ist noch nicht alles. Magda Schneider und Gustav Knuth, die in der Trilogie die Eltern von Sissi spielten und dem Publikum besonders ans Herz gewachsen waren, übernehmen in diesem Spielfilm die Rollen der Eltern der drei Mädchen. Ihre Partnerdynamik ist derjenigen sehr ähnlich, die nur wenige Jahre zuvor das Publikum unterhalten hatte.
In Das Dreimäderlhaus ist jedoch alles anders. Marischka hat nämlich einen abendfüllenden Kostümfilm mit musikalischem und sentimentalem Charakter inszeniert, der sich besonders im ersten Teil durch eine fast theatralische Inszenierung auszeichnet. Im zweiten Teil des Films ändert sich jedoch alles: Die Kamera wird lebendiger und mutiger, die Gefühle werden immer stärker und gleichzeitig runden lustige Gags das Werk ab. Ein Werk, das mal dramatisch, mal ausgesprochen heiter, fröhlich und bunt ist. Ein Werk, das sich durch stimmungsvolle Panoramaaufnahmen der Stadt Wien, der Außenbezirke Grinzig und Kahlenberg sowie durch besonders bewegende Momente (zum Beispiel wenn Franz Schubert sein
Der junge Franz ist ein introvertierter und sensibler Mann. Und seine Figur steht im totalen Gegensatz zu der von Hannerl: Ein frivoles Mädchen, dem es völlig an Tiefe fehlt, wie ein interessanter Blickwechsel zwischen ihr, ihrem Vater, Schober und Schubert während der erwähnten Szene in der Kirche andeutet. Es ist kein Zufall, dass das Mädchen beim Klavierspielen zwar mit perfekter Technik, aber ohne Gefühl spielt. Nichts wird dem Zufall überlassen. Und neben lustigen Szenen und heiteren Momenten werden die Charaktere detailliert charakterisiert.
Ernst Marischka hat immer eine ausgeprägte Vorliebe für Kostümfilme, sentimentale und musikalische Komödien gezeigt (vergessen wir nicht, dass der Regisseur auch an vielen Operetten gearbeitet hat). Und dieses interessante Das Dreimäderlhaus verbindet perfekt Humor und Drama, Prosa und Poesie, Tanz und Musik und hebt sich gleichzeitig von den zahlreichen Filmen des Genres ab, die in Österreich vor allem in den 30er und 40er Jahren produziert worden sind.
An heißen Sommertagen ist immer Zeit, um in einem Heurigen Brathähnchen zu essen oder mit Freunden eine unbeschwerte Wanderung zu unternehmen. Auf die schrecklichen Liebeskummer wird man später eingehen.
Titel: Das Dreimäderlhaus
Regie: Ernst Marischka
Land/Jahr: Österreich / 1958
Laufzeit: 97’
Genre: Drama, Liebesfilm, Musikfilm
Cast: Karlheinz Böhm, Rudolf Schock, Magda Schneider, Gustav Knuth, Johanna Matz, Richard Romanowsky, Erich Kunz, Helga Neuner, Gerda Siegl, Eberhard Wächter, Helmuth Lohner, Albert Rueprecht, Lotte Lang, Else Rambausek, Edith Elmay, Daniela Sigell, Brigitte Jonak, Ewald Balser, Liselotte Bav, Peter Fröhlich
Buch: Ernst Marischka
Kamera: Bruno Mondi
Produktion: Aspa Films, Erina