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von Sebastian Brameshuber
Note: 8
Bewegungen eines nahen Bergs von Sebastian Brameshuber fällt sofort durch seinen hyperrealistischen Ansatz auf, verbindet aber gleichzeitig Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Legenden, Materielles und Spirituelles. Ein Dokumentarfilm, der sofort durch seine zarte Lyrik auffällt.
Zwischen Traum und Wirklichkeit
Ausgezeichnet mit dem Grand Prix beim
Der Protagonist des Dokumentarfilms ist der Nigerianer Cliff, der allein auf einem Schrottplatz am Fuße des Erzbergs in Österreich lebt. Normalerweise arbeitet er und verkauft alte Autoteile zu einem übermäßig niedrigen Preis weiter und verbringt seine Tage in fast völliger Einsamkeit, abgesehen von gelegentlichen Besuchen von Kunden oder von seinem Freund und Kollegen Magnus. Brameshubers Kamera zeigt uns den Alltag der Protagonistin mit außergewöhnlicher Ruhe und entscheidet sich (fast) ausschließlich für statische Kameraeinstellungen. Vor der Kamera arbeitet der Protagonist an verschiedenen Ersatzteilen, isst allein und wäscht seine Wäsche, indem er sie zwischen alten Autos zum Trocknen aufhängt. Die Ruhe, die uns von
Wie bereits zu Beginn des Films angedeutet, gibt es eine uralte nigerianische Legende über die Versklavung der Menschen und ihren symbolischen Wettlauf – das Erklimmen eines steilen Berges – zum ewigen Reichtum und zur Unsterblichkeit. Es ist kein Zufall, dass sich die Geschichte direkt am Fuße des Erzbergs abspielt, über den eine ähnliche Legende erzählt wird. Und so begegnen sich zwei Nationen – Nigeria und Österreich – auf zwei verschiedenen Ebenen: Auf der irdischen, dank der vielen Einwanderer aus der afrikanischen Nation, und auf der geistigen, in einem ständigen und verzweifelten Wettlauf zur Unsterblichkeit, zur Erhöhung des Menschen und zum Ende des irdischen Leidens. Das Ergebnis ist ein Dokumentarfilm, der vielschichtiger und komplexer ist, als es auf den ersten Blick erscheinen könnte.
Und so wird in Bewegungen eines nahen Bergs dieser Wettlauf zur Unsterblichkeit vom Regisseur kaum angedeutet, wenn Cliff den Wald neben dem Schrottplatz, auf dem er arbeitet, aufsucht. In diesem Moment folgt die Schulterkamera ständig dem Protagonisten. In diesem Moment ist alles unsicherer, alles ist aleatorisch, die strengen irdischen Gesetze gelten nicht mehr. Doch die Zeit, in die Realität und den Alltag zurückzukehren, kommt leider immer wieder.
Aber sind Träume – und natürlich auch die Hoffnung – nicht immer die letzten, die „sterben“? Genau das will Sebastian Brameshuber mit diesem wertvollen
Titel: Bewegungen eines nahen Bergs
Regie: Sebastian Brameshuber
Land/Jahr: Österreich, Frankreich, Nigeria / 2019
Laufzeit: 86’
Genre: Dokumentarfilm
Buch: Sebastian Brameshuber
Kamera: Klemens Hufnagl
Produktion: Mischief Films, Panama Film